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Wollen und Sollen
in Ansätzen der Ethik
Eine tabellarische Übersicht
(Anmerkung: Diese Tabelle wurde von mir auch in Wikipedia,
Artikel "Ethik", veröffentlicht)
Ethische Positionen lassen sich danach unterscheiden, wie sich das Gesollte aus einem bestimmten Wollen ergibt.
Ethische Position: |
Vertreter: |
Maßstab des ethisch Gesollten ist … |
Divine-command-Theoretiker |
|
… der Wille Gottes |
Intuitionismus |
D. Ross |
… das allen Menschen gemeinsame Empfinden und Wollen |
Position der Verallgemeinerbarkeit/Kategorischer Imperativ |
I. Kant, G. M. Singer |
… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es annehmen muss, dass die von ihm gewählten Regeln für das eigene Handeln zugleich auch von allen anderen Individuen befolgt werden |
Position des allgemeinen Willens |
J. J. Rousseau |
… der Wille der Individuen selbst, wenn diese in einer Situation sozialer Gleichheit gemeinsam für alle geltende Gesetze beschließen |
konsenstheoretische Position/Diskurstheorie |
J. Habermas |
… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich frei von jeglichem Zwang auf Regeln für den Umgang miteinander dauerhaft einigen müssen |
Position des größten allgemeinen Nutzens/typische Varianten des Utilitarismus |
J. Bentham |
… die gleichgewichtig zusammengefassten informierten Willen der Individuen selbst |
vertragstheoretische Position |
J. Buchanan, T. M. Scanlon, D. Gauthier |
… der Wille der Individuen selbst, wenn sie sich vertraglich auf Regeln für den Umgang miteinander einigen müssten |
Position des durch Unwissenheit gebrochenen Eigeninteresses |
J. Rawls, J. C. Harsanyi |
… der Wille eines eigeninteressierten, rationalen Individuums, das eine soziale Ordnung entwirft, ohne dabei zu wissen, welche Position es in dieser Ordnung selbst einnehmen wird |
Position der vertauschten Rollen |
R. M. Hare |
… der Wille jedes Individuum selbst, wenn es bei der Formulierung von Regeln für den Umgang miteinander annimmt, dass es sich selbst in der Position des jeweils betroffenen Anderen befindet |
Position der Umkehrbarkeit |
J. Rawls, K. Baier |
… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es bei der Bestimmung von Regeln für den Umgang miteinander hypothetisch annimmt, dass es selbst sich in der Position des vergleichsweise am schlechtesten Gestellten befindet |
Position der überindividuellen Wesenheiten (Rasse, Volk, Nation, Klasse) |
|
… der Wille des maßgebenden Kollektivs |
Rechtspositivismus |
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… der Wille des jeweiligen gesetzgebenden Souveräns |
Egoismus |
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… der Wille jedes Individuums selbst, wenn es informiert ist und einen langfristigen Zeithorizont berücksichtigt |
Die aufgelisteten Positionen liegen auf unterschiedlichen logischen Ebenen und schließen sich deshalb auch nicht logisch aus. So ist z. B. die Verbindung einer religiösen Position mit einer intuitionistischen Position möglich. Denkbar ist auch eine Verbindung der konsenstheoretischen Position mit einer utilitaristischen Position, wenn man annimmt, dass sich ein Konsens über die richtige Norm nur dann herstellen lässt, wenn dabei der Nutzen (das Wohl) jedes Individuums in gleicher Weise berücksichtigt wird.
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Letzte Bearbeitung 09.12.2008 / Eberhard Wesche
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