Ethik-Werkstatt
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Warum soll man moralisch sein? I
PhilTalk Philosophieforen
Praktische Philosophie >> Ethik >> Warum soll man moralisch sein?
(Thema
begonnen von: Eberhard am 18. Aug. 2006, 12:11 Uhr)
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Titel: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 18. Aug. 2006,
12:11 Uhr
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Hallo allerseits,
in der Diskussion über unveränderliche
Gesetzmäßigkeiten hat sich eine Diskussion über das Verhältnis von Ethik und
Vernunft entwickelt, die es rechtfertigt, dafür eine eigene Runde aufzumachen.
Die These von Abrazo ist, dass nicht Vernunft sondern ein im Menschen
verankerter ethischer Wille uns sagt, wie wir handeln sollen. Sie fragt die
Anhänger einer Vernunft-Ethik etwas provokativ: "Warum soll ich nicht lügen,
betrügen, stehlen, Leute um die Ecke bringen, wenn es mir nützt und ich nicht
von Gegnern dieser Praktiken erwischt werde? Oder auch: warum sollen ganze
Gesellschaften das nicht tun?"
Ja, warum eigentlich nicht?
fragt
sich Eberhard.
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20.08.2006
Ich habe aus gegebenem Anlass folgende Selbstverpflichtung
abgegeben:
"Ich verpflichte mich, zum Thema zu schreiben, so wie es der
Initiator der jeweiligen Runde bestimmt hat.
Ich verpflichte mich
außerdem, verbale Angriffe gegen die Person anderer Teilnehmer zu unterlassen.
Sollte ich dagegen verstoßen, darf mich jeder deswegen abmahnen.
Sollte ich trotz wiederholter Mahnungen weiterhin nicht zum Thema schreiben
oder andere Teilnehmernehmer persönlich angreifen, so darf man mich eine
wortbrüchige und unehrliche Person nennen."
Ich werde ab sofort nur mit
denjenigen diskutieren, die ebenfalls diese Selbstverplichtung eingehen.
Bisher haben sich selbst verpflichtet:
Eberhard
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 18. Aug. 2006,
12:26 Uhr
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Hallo Eberhard,
Du fragst (= Thread-Titel), weshalb man "moralisch"
handeln soll und nimmst dabei Bezug auf eine Abrazo-Aussage.
Ich frag
mich dabei, ob Dir überhaupt der Unterschied zwischen Moral und Ethik bekannt
ist? Ganz offenbar ist er das nicht wirklich. Sonst würdest Du nämlich nicht
bereits wieder -wie recht oft- in so schwammigem Stil Deine Fragen hier
formulieren, um Dich dann wohlmöglich wieder zu beschweren, dass die Antworten
nichts mit Deiner Frage zu tun haben bzw. Du zumindest keinen Zusammenhang zu
erkennen vermagst...
Versuche doch wenigstens einmal unmissverständlich
und präzise zu fragen bzw. zu formulieren. Dein Fragen ist stets in der
schwammigen Art gehalten: "Gibt es die Welt?"
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 18. Aug.
2006, 12:55 Uhr
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Hallo Joy -
es ist, so meine ich, ein bewusstes Fragen das Eberhard hier
in den Raum stellt, um möglichst breitgefächerte Antworten zu erhalten. Es ist
die Verschiedenartigkeit der Meinungen die unter Umständen zu einer neuen
Struktur führen kann oder anreizauslösend ist über bestimmte Dinge nachzudenken.
Ich befürchte allerdings, dass auch dieses Thema in einem Delta aus
erkenntnistheoretischen Fragen bzw. Ansichten endet - muss aber nicht sein.
Was ist moralisch richtig/falsch? In welcher Beziehung?
Ethik versus
Vernunft als kategorischer Imperativ nach Kant?
Was wird angewandt?
Worauf wird es angewandt? Wie wird es angewandt?
LG
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 18.
Aug. 2006, 13:02 Uhr
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Ach, Eberhard,
eine in der heutigen Zeit falsche Fragestellung macht viel
Arbeit.
Die Fragestellung "warum soll man moralisch" sein gehört in die
Zeit der vollen Kirchen, als alle noch die 10 Gebote Moses als göttlich
anerkannten.
Diese Zeiten sind vorbei.
Aufgeklärte Menschen,
welche die Verwirklichung ihrer eigenen Wünsche für wichtiger nehmen als alle
Predigten, fragen nicht warum sie sich für eine bestimmte Verhaltensweise
entscheiden sollen, sondern wozu.
Für diejenigen unter uns, die sich zu
diesen aufgeklärten Personen zählen, lautet die bessere Fragestellung daher:
"Wozu soll sich ein aufgeklärter, selbstbewußter Mensch gegen eine unmoralische
und für eine moralische Variante einer Verhaltensweise entscheiden?"
Für
diese Frage gibt es keine allgemeingültigen Antworten wie damals, als sich vor
Moses alles in den Staub warf.
Diese Zeit der allgemeingültigen, von Moses
gesetzten Werte ist vorbei.
Sondern für aufgeklärte, selbstbewußte
Personen kann es nur konkrete Antworten geben, die sie sich selbst geben müssen,
weil das kein anderer kann.
Ich bitte diese Personen lediglich um Weitsicht.
Weit über das Quartal des Quartalskapitalismus hinaus, und auch zur Seite weit,
damit meine ich die Berücksichtung von Nebenwirkungen der Handlungsalternativen.
Die moralischen, auch tugendhaft genannten Werte biblischer Zeiten sind
deshalb aber alle nicht alle veraltet.
Denn die Bibelweisen waren nicht dumm,
sie werden schon das Beste zusammen getragen haben, das sie kannten.
Beispiel: Das 11. Gebot "du sollst deinen Nächsten lieben, wie auch dich selbst"
ist bei näherer Untersuchung gar kein Gebot, das man aus Pflicht befolgen müßte.
Sondern es ist ein persönlicher Erfolgsfaktor - aber nur unter passenden
Umständen: Wer nicht nur auf der Durchreise ist, sondern dessen Einkommen vom
Wohlwollen seiner Nächsten abhängt, der handelt klug, wenn er sie nicht
bestiehlt, wenn er nicht unmoralisch handelt, sondern so, daß er sich ihr
Wohlwollen erhält.
(Dazu gehört z.B. das Bestreben, nur solche
Behauptungen aufzustellen, die man auch belegen kann...)
Ich vermute, in
unseren Genen sind Grundwerte verankert, entstanden durch Mutation und
Selektion.
Beleg durch Simulation, Argumentationskette:
Angenommen,
einer Variante unserer Urahnen wäre angeboren gewesen, aus persönlicher Neigung
eher gegen das 11. Gebot zu handeln als mit ihm.
Welche der beiden
Varianten hätte Chancen auf mehr Nachkommen?
Meine Folgerung: Die
Variante mit dem 11. Gebot, weil ihre Teams produktiver sind als die
Einzelkämpfer der anderen.
Folgerung und Bestätigung: Diese Neigung,
eher nach dem 11. Gebot zu handeln als gegen dieses, muß angeboren sein, wir
nennen sie wohl "Mitgefühl" - und sogar in der Geburtsklinik löst das Greinen
des einen Babys das Mitgreinen anderer aus :-).
Eberhard, bitte löse Dich
von Vorstellungen, die in der Zeit voller Kirchen noch selbstverständlich waren,
heute aber nicht mehr haltbar.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 13:07 Uhr
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moral ist fremdinduziert und indirekt.
sie wird zwischen sich und die dinge,
menschen g e s t e l l t.
man braucht moral um nicht zuständig zu sein für
das, was man tut.
das gute wird getan und ist nicht verhandel- oder
klassifizierbar, weder politisch, juristisch, wirtschaftlich, religiös noch
naturwissenschaftlich.
das gute ist sowohl wild wie freundlich, immer für
direkte lebendigkeit.
eine abstrakte ethik, die allgemeingültigkeit
beansprucht, ist unmöglich und unphilosophisch.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 18.
Aug. 2006, 14:41 Uhr
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Ach, laertes,
Du: man braucht moral um nicht zuständig zu sein für das,
was man tut.
Diese flapsige Bemerkung gefällt mir!
Du: [...i]das
gute[/i]
Dieser Satz wiederum enthält die Behauptung "das Gute ist
allgemeingültig".
Aber jeder hat seine eigene Meinung davon, gelegentlich
gibt es Übereinstimmung, aber seltener, als wir hoffen.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 18. Aug.
2006, 15:11 Uhr
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Ach, Wolfgang - warum verwendest du 'ach' für die Anrede?
Ist das ein
Stossseufzer? Wofür? Bist du ein Besserwisser? Oder Besserfrager?
Zu
meiner Moral zählt jedenfalls dass wir uns alle auf der Ebene des Forums
befinden und dass es keine besseren oder schlechteren Fragen gibt, nur tolle
oder weniger tolle Antworten. Darum sehe ich auch nicht ein, warum über Jemand
und nicht über etwas diskutiert wird!
Quote:"Wozu soll sich ein
aufgeklärter, selbstbewußter Mensch gegen eine unmoralische und für eine
moralische Variante einer Verhaltensweise entscheiden?"
In
deiner Ausführung steht also das Nützlichkeitsprinzip an oberster Stelle? Ist
das moralisch gut?
Quote:Diese Zeit der allgemeingültigen, von Moses
gesetzten Werte ist vorbei.
Vielleicht solltest du einmal
die Kirche besuchen und dir die Menschen die aktiv mitfeiern genau ansehen!
Moses lebt!
Quote:Folgerung und Bestätigung: Diese Neigung, eher nach
dem 11. Gebot zu handeln als gegen dieses, muß angeboren sein, wir nennen sie
wohl "Mitgefühl" - und sogar in der Geburtsklinik löst das Greinen des einen
Babys das Mitgreinen anderer aus .
Das Schreiverhalten von
Babys als Beweis für Mitleid heranzuziehen ist mehr als schwach, da nützt selbst
das Smilie nichts. Mitgefühl oder Empathie ist kein moralisches Prinzip das aus
einem Vernunftverhalten resultiert, aber es ist auch nicht angeboren, denn
Kinder können u.U. sehr grausam sein. Empathie kann aus Erfahrungswerten
erwachsen oder aus Gefühlen.
laertes -
Quote:man braucht moral um
nicht zuständig zu sein für das, was man tut.
Das ist eine
polemische Behauptung. Das würde heißen, wenn du dich für deine Handlungen
zuständig fühlst, dann brauchst du keine Moral! Brauchst du für dich einen Grund
um dich nicht zuständig fühlen zu müssen? Dieser Grund kann nicht Moral sein,
wenn ja, dann würde mich deine Definition sehr interessieren, ansonsten gibt es
glaube ich die verschiedensten Gründe für das Nichtzuständigkeitsgefühl.
Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist angesagt!
Ja, es gibt diesen Spruch -
es gibt nichts Gutes, außer man tut es - das sagt aber nicht, dass, wenn man
nichts Gutes tut man schlecht ist, oder dass es keine Moral gibt.
Wieso
ist Ethik unphilosophisch? Was genau verstehst du unter abstrakter Ethik?
LG
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 15:50 Uhr
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""man braucht moral um nicht zuständig zu sein für das, was man tut.""
"Das ist eine polemische Behauptung."
es geht nicht um mein
haupt. um anregung schon.
"Das würde heißen, wenn du dich für deine
Handlungen zuständig fühlst, dann brauchst du keine Moral!"
richtig.
ich fühle aber mit dem 'herzen', ob ich gutes tue oder nicht.
das ist weit
präziser als der bau einer moral. anfangsproblem kann aber sein, was ist denn
das eigene herz?
ob in diesem 'fühlen' dann doch ein humanes, gewaltarmes
potential steckt, schliesse ich nicht aus, ich ahne es sogar. es ist aber allen
radikal freigestellt, ob sie auch so agieren oder nicht, da ich eben keine moral
daraus mache.
"Brauchst du für dich einen Grund um dich nicht
zuständig fühlen zu müssen?"
nein. es ist befreiend, sich von den
'gründen' zu lösen.
anderen steht es ebenso frei mir gründe zuzuschieben; da
ich aber in bewegung bin, werden diese verlassen oder gar nicht betreten.
"Dieser Grund kann nicht Moral sein, wenn ja, dann würde mich deine
Definition sehr interessieren, ansonsten gibt es glaube ich die verschiedensten
Gründe für das Nichtzuständigkeitsgefühl. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist
angesagt!"
zuständig kann ich nur dort sein, wo meine reichweite
wirkt. alles andere ist theorie mit moralischem empörungspotential. die medien
wissen das.
"Ja, es gibt diesen Spruch - es gibt nichts Gutes, außer
man tut es"
guter spruch!
"- das sagt aber nicht, dass,
wenn man nichts Gutes tut man schlecht ist"
ich verwalte keinen
gut/schlecht-dualismus.
trotzdem ist der begriff des 'guten' wirksam.
", oder dass es keine Moral gibt."
moral gibt es zur genüge. tut
sie aktiv etwas oder festigt sie phlegmen und/oder baut keulen?
"Wieso ist Ethik unphilosophisch?"
da nicht präzise und den
lebendigen impulsen, die zum philosophieren führen können, gegenläufig. das ist
spürbar!
"Was genau verstehst du unter abstrakter Ethik?"
allgemeingültige t h e o r i e, die individual- und gemeinschaftsinteressen
mittels statisch-metaphysischen setzungen zusammenkleben will.
die umsetzung
davon ist noch immer gescheitert - manchmal grausamer, manchmal weniger.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 18. Aug.
2006, 16:30 Uhr
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Hallo Moralisten,
Joy mahnt, auf den Unterschied zwischen Moral und Ethik
zu achten. Bringt das etwas? Die beiden Begriffe werden meist synonym - vor
allem in der angelsächsischen Literatur - verwendet und diejenigen, die
versuchen, sie zu trennen, definieren die Begriffe höchst unterschiedlich.
Also Joy, nicht andere schlecht machen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen
und die Begriffe definieren!!!!
Ich definiere Moral so, dass sie danach
fragt, ob eine Handlungsweise gut oder böse ist. Das setzt voraus, dass es dazu
einen Konsens in einer Gesellschaft gibt, was gut oder böse sei. Gibt es ihn
nicht, ist die Fragestellung obsolet.
Warum also im Einklang mit der
geltenden Moral handeln? Unterscheiden wir zwischen kodifizierter Moral (=
Recht) und individueller Moral, so ist klar: Sich an das Recht zu halten erspart
einem Ärger mit der Polizei und der Gerichtsbarkeit.
Sich an seine
individuelle Moral zu halten hat den Vorteil, dass man dadurch seinem Ziel der
Selbstverwirklichung näher kommt. Simpel fomuliert, ein gutes Gewissen ist ein
gutes Ruhekissen.
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 18. Aug.
2006, 19:40 Uhr
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Hallo
Hanspeter - Moralisten, das hört sich aus deinem Mund wie
Moritatentuende an - aber auch der liebe Gott soll Humor haben! [spin]
laertes -
Quote:ich fühle aber mit dem 'herzen', ob ich gutes tue
oder nicht.
meinst du damit Gutes für dich oder für andere? Ich
glaube dir schon, dass du ein herzensguter Mensch bist, aber reicht das als
Maxime?
Quote:das ist weit präziser als der bau einer moral.
Das mag für dich präziser sein, aber es hat nicht einmal einen Anschein einer
Allgemeingültigkeit oder für eine dich umgebende kleine Guppe - Familie,
Berufskollegen, Freunde...!
Quote:zuständig kann ich nur dort sein, wo
meine reichweite wirkt
Gibt es für dich auch eine unmittelbare
Reichweite und eine mittelbare? Es könnte sein, dass du die Reichweite deiner
Handlungen nicht als für dich zuständig erachtest oder erkennst, und doch bist
du zuständig - das würde dann in den Bereich unterlassene Hilfeleistung fallen.
Quote:alles andere ist theorie mit moralischem empörungspotential. die
medien wissen das.
Enthält nicht jede Theorie Empörungsmaterial wenn
sie nicht den eigenen Überzeugungen entspricht, unabhängig von Moral? Medien -
hm, das ist ein eigenes Kapitel!
Quote:moral gibt es zur genüge. tut sie
aktiv etwas oder festigt sie phlegmen und/oder baut keulen?
Du
meinst verschiedene Interpretationen von Moral? Moral als Begriff tut gar
nichts, es liegt an den Menschen was sie aus ihren Überzeugungen machen.
Quote:da nicht präzise und den lebendigen impulsen, die zum philosophieren
führen können, gegenläufig. das ist spürbar!
Ich glaube, hier irrst
du, Philosophie präzisiert Moral, und das nennt man dann Ethik in deskriptiver,
präskriptiver, normativer und evaluativer Form. Zudem wird unterteilt in
theolog. und phil.Ethik. Philosophie umfasst alles was ist und darüber hinaus,
daher auch lebendige Impulse. Gegenläufig können Meinungen sein die nicht
entsprechend fundiert sind.
Quote:allgemeingültige t h e o r i e, die
individual- und gemeinschaftsinteressen mittels statisch-metaphysischen
setzungen zusammenkleben will.
die umsetzung davon ist noch immer
gescheitert - manchmal grausamer, manchmal weniger.
Wahrscheinlich
lässt sich nicht jede Theorie verallgemeinern, aber wenn eine Überzeugung
dynamisch gerechtfertigt ist, dann ist sie auch statisch gerechtfertigt und wird
nicht zusammengeklebt - wobei ein Zusammenkleben u.U. auch von Vorteil sein
kann.
Eine Umsetzung der Moraltheorie ist nicht der Philosophie oder der
Theorie anzulasten - z.B. Menschenrechte. Zur Einhaltung oder Umsetzung bedarf
es manchmal verschiedener Methoden die hier nicht diskutiert werden.
Herzensgute Grüße - [embarrass]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 18.
Aug. 2006, 20:36 Uhr
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Hi, Aqvileia,
Du: Ist das ein Stossseufzer?
Ja.
Du. Wofür?
Bist du ein Besserwisser? Oder Besserfrager?
Meine Antwort hängt von den
Kriterien für "besser" ab.
Bin derzeit etwas genervt von Disputen mit
Personen, die im logischen Denken Fahrfehler machen, bei denen sie auf der
Straße in Sicherungsverwahrung kämen wegen Gemeingefählichkeit :-).
„Was
Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“ („Quod tibi
fieri non vis, alteri ne feceris!“, römisches Sprichwort)
So vernünftig das
ist, so vernünftig halte ich die Aufspaltung von "besser" in diese Kategorien:
Wille und Absichten einer Person: Das ist ihre persönliche Sache, da gibt es
nichts zu wichten - solange die Person dem römischen Sprichwort ebenfalls folgt.
Glaubensinhalte, Überzeugungen, Neigungen und Geschmack sind
indiskutabel, weil weder beleg- noch widerlegbar.
Wissen (=belegbare
Informatione), da sind große Unterschiede.
Fähigkeiten. Diese sind so
unterschiedlich, wie es Zensuren in der Schule gibt. Mein derzeitig nervender
Punkt: Die Fähigkeit "Glauben" an sich ist ein Denkfehler, ein Mangel.
Du: Zu meiner Moral zählt jedenfalls dass wir uns alle auf der Ebene des
Forums befinden und dass es keine besseren oder schlechteren Fragen gibt, nur
tolle oder weniger tolle Antworten.
Meine Antwort dazu siehe eben.
Du: Darum sehe ich auch nicht ein, warum über Jemand und nicht über etwas
diskutiert wird!
Über jemand reden, bekanntermaßen schlechter Stil. Aber
gelegentlich wecken die Umstände Verständnis.
Du: In deiner Ausführung
steht also das Nützlichkeitsprinzip an oberster Stelle? Ist das moralisch gut?
Nicht ganz.
Zustimmung: Nach meinem Modell vom menschlichen Verhalten wollen
wir alle unsere persönlichen Wünsche verwirklichen bei möglichst wenig ünnötigen
Mühen.
Unterschied: Kurzsichtiger Egoismus erzwingt Gegeneinander,
weitsichtiger Egoismus ist die Voraussetzung für Miteinander - und daß man seine
persönlichen Ziele leichter erreicht.
Du: Das Schreiverhalten von Babys
als Beweis für Mitleid heranzuziehen ist mehr als schwach
Solche Wertungen
interessieren mich nicht, ich habe meine eigenen. Außerdem Verweis auf das röm.
Sprichwort.
Du: Mitgefühl oder Empathie ist kein moralisches Prinzip das
aus einem Vernunftverhalten resultiert, aber es ist auch nicht angeboren, denn
Kinder können u.U. sehr grausam sein.
Kirchliches Denken tut sich etwas
schwer mit solchen Widersprüchen im Verhalten.
In meinem Modell vom
menschlichen Verhalten sind "mitfühlen" und "grausam sein" beides Fähigkeiten,
und jeder entscheidet selbst, wann er welche und wozu einsetzt.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 21:27 Uhr
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hi aqvileia,
danke für die grüsse!
"Ich glaube dir schon,
dass du ein herzensguter Mensch bist, aber reicht das als Maxime?"
ich habe keine maxime. schmerz in mir oder meiner nähe mag ich nicht.
also
kann man etwas tun. dass andere hunger leiden ist nicht gut, ich bin aber nicht
dort.
"Zitat:
das ist weit präziser als der bau einer moral.
Das mag für dich präziser sein, aber es hat nicht einmal einen Anschein
einer Allgemeingültigkeit oder für eine dich umgebende kleine Guppe - Familie,
Berufskollegen, Freunde...! "
meine erfahrung ist, ein 'offenes,
lebendiges herz' wirkt 'ansteckend'.
das ist keine beliebige 'soziale'
bewegung.
"Gibt es für dich auch eine unmittelbare Reichweite und
eine mittelbare?
da unterscheide ich nicht.
"Es könnte
sein, dass du die Reichweite deiner Handlungen nicht als für dich zuständig
erachtest oder erkennst, und doch bist du zuständig"
das bestimme
aber ich allein. falls ich im nachhinein eine unterlassung meinerseits zu spüren
beginne, ist es allermeistens nicht zu spät etwas zu tun.
- das würde
dann in den Bereich unterlassene Hilfeleistung fallen."
wurde mir
noch nie vorgeworfen.
mutmachen, offen sein und freundlichkeit sind aber noch
sehr entwickelbar. ich glaube fast bei jedem menschen.
Zitat:
alles andere ist theorie mit moralischem empörungspotential. die medien
wissen das.
"Enthält nicht jede Theorie Empörungsmaterial wenn sie nicht
den eigenen Überzeugungen entspricht"
vielleicht, ich dachte z.b.
gödels theorien hätten kaum empörungspotential, doch wie dieses forum zeigt,
irrte ich mich.
", unabhängig von Moral?"
nein, jede
verbale empörung arbeitet mit moralischen begriffen.
Zitat:
moral
gibt es zur genüge. tut sie aktiv etwas oder festigt sie phlegmen und/oder baut
keulen?
"Philosophie präzisiert Moral, und das nennt man dann Ethik
in deskriptiver, präskriptiver, normativer und evaluativer Form."
das
ist keine präzision, sondern klassifikation, die die wege unnötig länger macht
und spontaneität bricht.
"Wahrscheinlich lässt sich nicht jede
Theorie verallgemeinern, aber wenn eine Überzeugung dynamisch gerechtfertigt
ist, dann ist sie auch statisch gerechtfertigt und wird nicht zusammengeklebt -
wobei ein Zusammenkleben u.U. auch von Vorteil sein kann."
verstehe
ich nicht. was möchtest du sagen?
"Eine Umsetzung der Moraltheorie
ist nicht der Philosophie oder der Theorie anzulasten - z.B. Menschenrechte. Zur
Einhaltung oder Umsetzung bedarf es manchmal verschiedener Methoden die hier
nicht diskutiert werden. "
ich bemühe mich nicht anzulasten. theorie
ist aber oft schwer.
wird sie dann umgesetzt, hängen gefährliche gewichte in
der luft, die nur den boden als bestimmung haben, und wenn dann etwas
theoriefremdes dazwischen liegt....
mein ansatz: abbauen nicht aufbauen!
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 18. Aug.
2006, 21:49 Uhr
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Hallo allerseits,
Abrazo hatte die Frage gestellt: "Warum soll man nicht
lügen, nicht betrügen, stehlen usw.?" Ist das eine sinnvolle und präzise Frage?
Ich meine ja. Und ich bin gespannt, welche Argumente dagegen sprechen.
Ich habe "nicht lügen", "nicht betrügen" "nicht stehlen" unter dem Obergriff
"moralisch sein" zusammengefasst. Ist das sprachlich korrekt? Ich meine ja. Und
ich bin gespannt, welche Argumente dagegen sprechen und wie der richtige
Oberbegriff lautet.
Dazu sollten sich diejenigen, die die Fragestellung
dieser Runde vehement zerrissen haben, erstmal äußern, bevor ich mit ihnen in
eine Diskussion eintrete, die nicht reine Zeitverschwendung ist.
Grüße
an alle, die am Verhältnis von Moral und Vernunft interessiert sind –
insbesondere an meine langjährigen Kontrahenten Hanspeter und Aquileia – von
Eberhard.
p.s. In der angelsächsischen Metaethik gehört die Frage:
"Why should we be moral?" zum täglich Brot.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 22:06 Uhr
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"Ich habe "nicht lügen", "nicht betrügen" "nicht stehlen" unter dem Obergriff
"moralisch sein" zusammengefasst. Ist das sprachlich korrekt?"
das ist
normal.
moral ist: du s o l l s t nicht lügen, betrügen, stehlen.
wer
aber nicht lügt, betrügt, stiehlt, der tut eben etwas anderes, für was braucht
der eine moral? um sich selbst zu loben?
oder perfider: er lügt, stiehlt
und betrügt zwar nicht, möchte es aber gelegentlich doch tun und unterdrückt es.
das schmerzt ihn und nun möchte er diesen schmerz auch bei anderen sehen um
nicht so allein zu sein und ü b e r p r ü f t die anderen, ob sie auch so
'schön' brav, verklemmt moralisch sind wie er selbst und wenn nicht, dann lässt
er seinem unterdrückten drang einen umweg gehen und haut mit der moralpeitsche
rein, weil das gesellschaftlich sogar geadelt wird und er dabei keinen mut
braucht, den er beim stehlen z.b. schon ein bisschen bräuchte.
solches kann
ich immer wieder beobachten. es ist letztlich traurig.
"Und ich
bin gespannt, welche Argumente dagegen sprechen und wie der richtige Oberbegriff
lautet."
das mit den oberbegriffen ist eben so eine sache. was
bedeutet eigentlich das 'oben'? schon wieder hierarchie?
ich versuche es
trotzdem:
wohlwollen, herzlichkeit, leibe, mitgefühl, 'schmerz- und
verschleissgegnerschaft'
"Dazu sollten sich diejenigen, die die
Fragestellung dieser Runde vehement zerrissen haben, erstmal äußern, bevor ich
mit ihnen in eine Diskussion eintrete, die nicht reine Zeitverschwendung ist."
gibt nichts schöneres als zeit zu verschwenden.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 18. Aug.
2006, 22:27 Uhr
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Hallo,
der Begriff Moral ist leider etwas in die Krise gekommen. Seit das
Christentum die Herrschaft über Europa ergriffen hatte, gab es nur eine Moral,
die christliche. Als dann durch die Entwicklungen der Neuzeit (Reformation,
Naturwissenschaft, französische Revolution etc.) die moralische Integrität der
Kirche immer mehr in Frage gestellt wurde, musste auch der Begriff Moral Federn
lassen - er wurde diskreditiert durch Worte wie Moralapostel, moralinsauer usw.
Und heute ist für manche der Begriff ziemlich negativ besetzt, wie man auch
diesen Zuschriften entnehmen kann.
Da es sich aber mittlerweile
herausgestellt hat, dass menschliches Handeln gewissen Normen unterliegt und
auch unterliegen muss, es dafür auch einen Begriff geben muss, wurde Moral durch
"Ethik" ersetzt. Statt dem Moraltheologen versuchen jetzt, Ethik-Kommissionen
deren Stelle einzunehmen. Und die tun sich deshalb so schwer, weil es keine
verbindliche Moral = Ethik mehr gibt.
Die Frage, "warum soll man
moralisch sein" ist eigentlich falsch. Denn sie impliziert, dass man auch
unmoralisch sein kann. Doch das stimmt nicht. Kein Mensch handelt unmoralisch,
sondern er handelt gemäß einer anderen Moral als der offiziellen. Unmoralisch
könnte man bestenfalls eine Handlung nennen, der keine Wertung im Sinne von Gut
oder Böse zukommt. Das wäre eine Tat, die keinerlei Bezug zu anderen Menschen
hat.
Zu den dümmsten Worten in diesem Zusammenhang gehört der Satz von
Erich Kästner: "Es gibt nichts gutes, außer man tut es." Es gibt viele
vermeintlich gute Taten, die mehr Schaden anrichten, weil man über das Gute
nicht nachgedacht hat und nichts wäre in unserer Zeit dringlicher, als eine
allgemein akzeptierte Moral zu entwickeln.
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 22:40 Uhr
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hallo hanspeter,
ich würde das, was du als positive moral definierst,
schlicht und einfach gemeinsinn nennen.
dass dieser heute oft fehlt,
macht das leben tatsächlich nicht schöner.
man kann ihn - und genau
das ist der punkt - aber nicht mit neuer moral oder ethikkomissionen herstellen.
der gemeinsinn, wenn er lebendig ist, entsteht vor allem kognitiven.
und
da heute fast alles auf den verstand heruntergebrochen wird (wirtschaft, konsum,
justiz, wissenschaft, kulturalismus), sieht es schlecht aus mit einem neuen
gemeinsinn.
m.e. kommt der erst wieder auf, wenn es uns so richtig
dreckig gehen wird. leider.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 18. Aug.
2006, 23:12 Uhr
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Hallo Laertes,
findest Du es gut, wenn Dir jemand das Portemonnaie klaut?
Sollte man so etwas nicht unterlassen? Darf man dem Klauer Vorwürfe machen?
fragt dich Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 23:23 Uhr
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hi eberhard,
"findest Du es gut, wenn Dir jemand das Portemonnaie
klaut?"
nicht unbedingt, ist aber bisher noch nicht vorgekommen und
dürfte auch nicht so leicht sein.
"Sollte man so etwas nicht
unterlassen?"
mit dem 'soll' kommt man nicht weiter.
ich klaue
trotzdem nicht.
"Darf man dem Klauer Vorwürfe machen? "
du darfst.
ich vermute aber, der ist dann schon ausser hörweite...
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 18. Aug.
2006, 23:29 Uhr
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Hallo Wolfgang,
entschuldige bittte, dass ich Dir mit einer falsch
gestellten Frage Arbeit mache. Für einen aufgeklärten, selbstbewussten, modernen
Menschen sind Fragen wie "Warum soll ich das nicht tun" veraltet, der
aufgeklärte Mensch von heute fragt "Wozu soll ich das nicht tun?"
Mit
dem Wort "warum?" fragt man nach Gründen oder Begründungen. Aufgeklärte Menschen
wie Du brauchen keine Begründungen mehr. Sie fragen nur "wozu?", also nach
Absichten. In welch herrlich modernen Zeiten wir doch leben, ohne jegliche
Begründung unseres Tuns
freut sich Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 18. Aug.
2006, 23:33 Uhr
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"In welch herrlich modernen Zeiten wir doch leben, ohne jegliche Begründung
unseres Tuns."
schön wäre es!
ich höre den ganzen tag lang
freudlose begründungen.
hast du dir mal schon überlegt, dass der
begründungswahn relativ jung ist und was er alles mit sich gebracht hat?
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 19.
Aug. 2006, 00:32 Uhr
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Hi, Eberhard,
Du: In welch herrlich modernen Zeiten wir doch leben, ohne
jegliche Begründung unseres Tuns
Dein Satz klingt so, als sei mit der auf
die Zukunft bezogene Begründung die reine Willkür ausgebrochen.
Aber nein,
ganz und gar nicht.
Du: Mit dem Wort "warum?" fragt man nach Gründen oder
Begründungen....Aufgeklärte Menschen fragen nur "wozu?", also nach Absichten.
Der wesentliche Unterschied liegt im Zeitpunkt, auf den sich die Begründung
bezieht:
Die Warum?-Begründung bezieht sich auf die Vergangenheit. Sie
ist zweckmäßig bei z.B. technischen Pannen, warum beispielsweise eine Welle über
ein Schiff hinwegspült. War das Schanzdeck zu niedrig? War die Welle zu hoch?
War der Wind zu stürmisch? Die Warum?-Frage ist hier zweckmäßig, weil Welle,
Wind und Bordwände keinen Willen haben.
Die Warum?-Begründung und Frage
ist aber unzweckmäßig, wenn es um eine menschliche Entscheidung geht. Denn wer
meint, er entscheide nur wegen Ursachen in der Vergangenheit, der schaut ständig
zurück, der fährt durch sein Leben, als würde er nur in den Rückspiegel schauen.
Wenn es eher wahr ist, was ich meine, daß wir Menschen in erster Linie unsere
eigenen Wünsche umsetzen wollen, dann orientieren wir uns bevorzugt nach dem,
was wir in der Zukunft erreicht haben wollen. Dazu paßt die Wozu-Begründung
weitaus besser als die Warum?-Begründung.
Zum Schifffsuntergang: Wozu, mit
welchen Absichten hat sich der Konstrukteur entschieden, das Schanzdeck so
niedrig auszulegen? Wollte er billiger produzieren? War ihm die Schönheit seines
Schiffes wichtiger als das Leben der Passagiere?
Wozu hat der Meteorologe den
Sturm falsch eingeschätzt? Fehlte ihm vielleicht die Zeit, weil sein Amt
Personal abgebaut hatte? War dem Amtsleiter die Kosteneinsparung wichtiger als
Menschenleben? Wozu hat der Kapitän den falschen Kurs gesteuert? Wollte er
vielleicht wie bei der Titanic das blaue Band gewinnen?
Die Wozu-Fragen sind
sehr viel heikler als Warum-Fragen. Viel schneller finden wir die wahren
Beweggründe für Pfusch und können sie abstellen.
Ein weiterer Gesichtspunkt
für den Alltag: Wer auf die Frage "warum hast du den Schokoladenguß vom
Küchentisch stibitzt?" Entschuldigungen aus der Vergangenheit sucht, der findet
immer welche, und wenn das Kind meint, die Schokolade sei schuld gewesen, weil
sie so verführerisch geduftet habe.
Wer aber gefragt wird "wozu hast Du dich
zum Naschen entschieden?", der muß seine Absichten offenbaren - und sein
weiteres Handeln kann an diesen gemessen werden. Er verpflichtet sich also und
wird sorgfältiger antworten.
Die Wozu-Fragen disziplinieren weit stärker
als Warum-Fragen.
Deshalb ist die Wozu-Frage bei menschlichen
Entscheidungen zweckmäßiger.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 19. Aug.
2006, 01:02 Uhr
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Hi,
mit kurzem Gruß (hab heute was anderes verbrochen) und kurzer
Bemerkung:
Wer aber gefragt wird "wozu hast Du dich zum Naschen
entschieden?", der muß seine Absichten offenbaren - und sein weiteres Handeln
kann an diesen gemessen werden.
Und warum sollte er diese Frage
beantworten? Ich würde das z.B. nicht tun, weil ich der Ansicht bin, dass meine
Ziele Dich nichts angehen.
Besonderen Gruß voller Sympathie an Laertes.
Ich wußte, dass Du lange nicht so abseitig-esoterisch bist, wie es am Anfang
schien. He, he, siehste, an solchen Fragen wird der Unterschied zwischen Wahn
und Wirklichkeit offenbar - Menschen entscheiden sich dann für die Wirklichkeit.
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 19. Aug.
2006, 02:12 Uhr
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hi abrazo,
"Besonderen Gruß voller Sympathie an Laertes."
danke, sei auch gegrüsst!
"Ich wußte, dass Du lange nicht so
abseitig-esoterisch bist, wie es am Anfang schien."
das liegt auch im
auge des lesers. mich interessiert grenzauflösung, da kann es dem einen oder
anderen schon mal esoterisch erscheinen.
ich hüte mich aber, mir selbst etwas
vorzumachen.
"He, he, siehste, an solchen Fragen wird der Unterschied
zwischen Wahn und Wirklichkeit offenbar - Menschen entscheiden sich dann für die
Wirklichkeit."
gegen wirklichkeit habe ich nie etwas gesagt.
mit
der wahrheit ist es aber dann so eine sache...
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 06:26 Uhr
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Guten Morgen - seid ihr alle Nachtschwärmer?
@ Wolfgang
Quote:Wille und Absichten einer Person: Das ist ihre persönliche Sache, da gibt
es nichts zu wichten - solange die Person dem römischen Sprichwort ebenfalls
folgt.
Glaubensinhalte, Überzeugungen, Neigungen und Geschmack sind
indiskutabel, weil weder beleg- noch widerlegbar.
Wissen (=belegbare
Informatione), da sind große Unterschiede.
Fähigkeiten. Diese sind so
unterschiedlich, wie es Zensuren in der Schule gibt. Mein derzeitig nervender
Punkt: Die Fähigkeit "Glauben" an sich ist ein Denkfehler, ein Mangel.
zu 1. auch auf die Gefahr hin dumm zu scheinen, ich weiß nicht
welches röm.Sprichwort du meinst. Der Wille ist nicht ausschließlich als privat
zu werten, denn wenn jemand einen Menschen tötet, dann zählt z.B. auch die
Absicht die dahinter steckt.
2. Glaubensinhalte sind Teile von Überzeugungen
die bei Straftaten zur Beurteilung herangezogen werden.
Neigungen und
Geschmack - wenn jemand pädophil ist und diese Neigung auslebt, dann ist das
ebenfalls strafbar. Also Glaubensinhalte wie Überzeugungen ruhen auf einer
Evidenz und sind nachvollziehbar, daher auch belegbar, Neigungen und Geschmack
sind psychologisch nach- und überprüfbar, daher ebenfalls belegbar.
3.Wissen
- es gibt verschiedene Auffassungen über Wissen, ich möchte hier nicht wieder
ins Detail gehen, aber Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe.
4.Fähigkeiten allein sind noch nicht straf oder wertbar, äußern sie sich jedoch
in Handlungen dann ist sind sie damit auch einer Wertung unterzogen. 'Glauben'
als Fähigkeit ist kein Denkfehler, vielleicht beruht Glauben auf einer
mangelnden Information, das muss aber nicht sein. Jeder Mensch glaubt das eine
oder andere, damit geht nicht ein Glaube an Gott einher, sondern das eigene
Vertrauen in eine Sache, Verhältnis, Beziehung...
Quote:Unterschied:
Kurzsichtiger Egoismus erzwingt Gegeneinander, weitsichtiger Egoismus ist die
Voraussetzung für Miteinander - und daß man seine persönlichen Ziele leichter
erreicht.
Egoismus und Nützlichkeit ist genausowenig zielführend wie
Kommunismus und Nützlichkeit, das hat sich im System schon erwiesen denke ich.
Quote:Du: Das Schreiverhalten von Babys als Beweis für Mitleid heranzuziehen
ist mehr als schwach
Solche Wertungen interessieren mich nicht, ich habe
meine eigenen. Außerdem Verweis auf das röm. Sprichwort.
Du: Mitgefühl oder
Empathie ist kein moralisches Prinzip das aus einem Vernunftverhalten
resultiert, aber es ist auch nicht angeboren, denn Kinder können u.U. sehr
grausam sein.
Kirchliches Denken tut sich etwas schwer mit solchen
Widersprüchen im Verhalten
Solche Wertungen interessieren dich
nicht, du warst es der das Schreiverhalten als Beweis herangezogen hat, und nun
sprichst du den Widerspruch im Verhalten von Kindern einer kirchlichen
Denktradition zu ts,ts!
Quote:In meinem Modell vom menschlichen Verhalten
sind "mitfühlen" und "grausam sein" beides Fähigkeiten, und jeder entscheidet
selbst, wann er welche und wozu einsetzt
Das ist ja schön und gut,
es stellt sich aber die Frage wie diese Fähigkeiten in den Handlungen eingesetzt
werden und ob diese Handlungen moralisch gut und richtig sind oder nicht, ob sie
ein Zusammenleben fördern oder nur zum Persönlichkeitsgewinn avancieren und für
die Gesellschaft in der wir leben zuträglich sind.
LG [embarrass]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 19. Aug.
2006, 06:40 Uhr
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Hallo Moralisten,
ich finde, wir sollten die Diskussion zu diesem Thema
nicht mit sinnlosen Diskussionen über das Klauen von Geldbeuteln zertrampeln.
Klauen = stehlen ist negativ definiert, ist das unerlaubte Aneignen von
irgendwelchen Sachen. Das ist in jeder Moral verboten.
Die moralisch
relevante Frage lautet: Was ist Diebstahl? Beim Geldbeutel herrscht wohl
Einigkeit, ist aber eine Enteignung Diebstahl? Sind Steuern Diebstahl?
Doch
das sind Details und sie haben erst einen Reiz, wenn die theoretischen
Grundlagen des Moralbegriffs geklärt sind.
Laertes schreibt: "ich würde
das, was du als positive moral definierst, schlicht und einfach gemeinsinn
nennen."
1. habe ich nirgendwo den Begriff "positive Moral" gebraucht und
2. ist Gemeinsinn ein Teilaspekt der Moral, aber kein Synonym.
Laertes
schreib ferner: "hast du dir mal schon überlegt, dass der begründungswahn
relativ jung ist und was er alles mit sich gebracht hat?"
Wenn ich
Philosophie richtig verstehe, gehören Begründungen von Gedanken und Handlungen
zu ihrem wichtigsten Werkzeug. Philosophie ist schon sehr alt, aber - zugegeben
- nicht sehr verbreitet. Somit wäre ein zunehmender "Begründungswahn" eine eine
positive Sache und sollte nicht mit dem Zusatz ...wahn negativiert werden.
Oder unterliegen wir hier dem Philosophierwahn?
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 19. Aug.
2006, 06:43 Uhr
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P.S. Hallo Eberhard, ich schätze dich als Systematiker. Vielleicht solltest du
die Diskussion durch eine deiner bewährten Zusammenfassungen ordnen.
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 06:46 Uhr
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@ laertes -
Quote:dass andere hunger leiden ist nicht gut, ich bin aber
nicht dort.
Warst du noch nie in der Situation dass du froh warst,
wenn andere dir halfen? Könntest du dir nicht vorstellen, dass auch andere
Menschen froh wären wenn sie Hilfe bekämen- von außerhalb (des Kontinents)?
Quote:meine erfahrung ist, ein 'offenes, lebendiges herz' wirkt
'ansteckend'.
das ist keine beliebige 'soziale' bewegung
damit
hast du sicher Recht, und es ist (das Verhalten)in bestimmten Situationen einer
Theorie vorzuziehen, die Frage ist, ob das ausreichend für ein harmonisches oder
ein Leben ohne Beeinträchtigung des anderen, was auch immer das sein mag, ist.
Hasnpeter hat in diesem Fall recht, was dir gut erscheinen mag, muss dem
nächsten nicht dasselbe sein.
Quote:"Wahrscheinlich lässt sich nicht jede
Theorie verallgemeinern, aber wenn eine Überzeugung dynamisch gerechtfertigt
ist, dann ist sie auch statisch gerechtfertigt und wird nicht zusammengeklebt -
wobei ein Zusammenkleben u.U. auch von Vorteil sein kann."
verstehe ich
nicht. was möchtest du sagen?
entschuldige, ich dachte du meinstest
statisch im phil.Sinn. Im dynamischen Sinn spricht man von Rechtfertigung als
einer Handlung, die ein Subjekt dazu berechtigt etwas zu tun oder zu glauben.
D.h. S rechtfertigt sich oder kann sich rechtfertigen indem er sich Evidenzen
verschafft, auf vorhandene Evidenzen besinnt, oder Evidenzen zur Geltung bringt,
die ihn gegenüber sich selbst oder anderen rechtfertigt. Im statischen Sinn
spricht man von Rechtfertigung, wenn das Subjekt etwas behauptet oder von etwas
überzeugt ist, das durch gewisse Evidenzen gerechtfertigt ist.
Quote:.
theorie ist aber oft schwer.
wird sie dann umgesetzt, hängen gefährliche
gewichte in der luft, die nur den boden als bestimmung haben, und wenn dann
etwas theoriefremdes dazwischen liegt....
Niemand behauptet, dass
Theorie oder Gesetze leicht verständlich sind, aber je einfacher ein Gesetz
desto schwieriger für die menschliche Vielfalt und Möglichkeiten und für
Theoriefremdes. Der Boden als Bestimmung ist die Auseinandersetzung mit Moral,
d.h. Ethik.
Soviel noch zur Aufarbeitung von gestern!
Liebe Grüße an
alle, aber besonders liebe Grüße an Eberhard und sein gutes Gedächtnis ;-)
Aqvileia
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 06:57 Uhr
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Hallo Hanspeter - so ordnungsliebend? [bookworm]
Würdest du diese
Ordnungsliebe einer Philosophie zuordnen?
Ich freue mich, in diesem Punkt mit
dir übereinzustimmen!
Ein Philosophierwahn - soll es auch schon gegeben
haben, manch einer hat ganz normal begonnen und ist dann einem Wahn verfallen -
mein Prof meint immer Logik sei das geeignete Mittel um Gedanken zu ordnen und
sie eventuell aus einer Schleife zu holen aus der sie nicht mehr heraus können.
Ethik geht aber über Logik oder Vernunft hinaus wenn sie aktiv in ein Leben
integriert sein soll. Ich gehe hier durchaus mit laertes und Joy konform indem
ich meine Herzensgüte und Liebe wären Garanten für ein natürlich ethisches
Verhalten.
Wie willst du Handlungen rechtfertigen, wenn du sie nicht
begründen kannst? Von Begründungswahn kann daher nicht die Rede sein.
LG
[sun]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 19. Aug.
2006, 11:57 Uhr
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Hi,
Die These von Abrazo ist, dass nicht Vernunft sondern ein im Menschen
verankerter ethischer Wille uns sagt, wie wir handeln sollen.
Das ist
nicht Abrazos These, Eberhard. Der ethische Wille ist kein Objekt, das eigene
Ziele und eigenen Willen hat. Er kann uns nichts sagen. Sagen können uns was die
Moralen, die Vernunft, die biologischen Steuerungen. Sagen in dem Sinne, dass
wir unsere Entscheidungen durch sie begründen können: ich werde dies tun,
weil...
Womit aber begründet der ethische Willen?
Schaut Euch den
tobenden Laertes an. 'Moral, Vernunft, biologische Steuerung nach dem
utilitaristischen Prinzip, das ist mir alles scheißegal, ich will das nicht,
basta' möchte ich zusammenfassen. Heißt, ich will nicht das, was diese mir
'sagen'. Womit will man das begründen?
Der ethische Wille ist kein
analysiertes Prinzip. Ich gebe lediglich diesem beobachtbaren Phänomen den Namen
ethischer Wille. Zu diesem Phänomen gehört nun mal, dass es alle mehr oder
minder vernünftigen Begründungen über den Haufen wirft, sich im Zweifelsfalle
nicht drum schert.
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Das setzt voraus, dass es dazu einen Konsens in einer Gesellschaft gibt, was gut
oder böse sei. Gibt es ihn nicht, ist die Fragestellung obsolet.
Kristallnacht. Ein Konsens in der Gesellschaft zeigte sich nicht. Ist damit die
diesbezügliche Fragestellung nach gut und böse obsolet gewesen?
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Sich an das Recht zu halten erspart einem Ärger mit der Polizei und der
Gerichtsbarkeit.
Kleiner Denkanstoß: Recht hat für den Täter eine andere
Bedeutung als für das Opfer, und das gibts auch noch.
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In meinem Modell vom menschlichen Verhalten sind "mitfühlen" und "grausam sein"
beides Fähigkeiten, und jeder entscheidet selbst, wann er welche und wozu
einsetzt.
Problem: um solche 'Fähigkeiten' (m.E. ist das Wort hier
sprachmissbräuchlich eingesetzt) einzusetzen bedarf es der aus der Reflexion
gewonnenen Erkenntnis, dass man sie überhaupt hat. Mit welcher Begründung setzt
Du diese Reflexion voraus, heißt, und was, wenn einer das nicht tut (und von der
Sorte gibt es jede Menge)
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Unmoralisch könnte man bestenfalls eine Handlung nennen, der keine Wertung im
Sinne von Gut oder Böse zukommt
Das wäre nicht unmoralisch, sondern
amoralisch. Amoralisch handelte meine Katze, als sie dem lebenden Karnickel das
Bein abfraß.
Unmoralisch ist hingegen eine Negation des Moralischen.
Setzt also 'moralisch' voraus.
Und da haben wir nun das Problem, dass es
recht unterschiedliche Phänomene des unmoralischen Handelns gibt. Unmoralisch
ist es, seine eigene Lebensqualität dadurch zu steigern, dass man Omas die
Handtaschen klaut. Unmoralisch ist es, wenn ein Mann eine Ehefrau und Kinder hat
und dazu eine Batterie wechselnder Intimfreundinnen. Besonders unmoralisch
erscheint es uns, wenn dieser Mann Dozent für christliche Theologie ist.
Unmoralisch erscheint es meiner Tochter, wenn ein gemütlich dahintuckernder
Peterwagen bei rot eine Ampel überfährt, wofür sie 25 Euro löhnen konnte, als
sie es nachts mit dem Fahrrad tat. Unmoralisch ist es, einen Vater, der seine
minderjährige Tochter sucht, um sie nach Strich und Faden zu verprügeln, unter
Aufbietung aller Lügenkünste den sicheren Glauben vermittelt, sie sei nicht da,
während sie sich gerade im Schrank versteckt.
Will sagen: Moral kann mit
der Ethik überein stimmen, muss aber nicht. Denken wir nur an die oft immer noch
als unmoralisch aufgefasste Homosexualität, besonders auch mit Blick auf die
Homo-Ehe.
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Wozu hat der Meteorologe den Sturm falsch eingeschätzt?
In der Tat eine
sehr heikle Frage. Alldieweil sie sprachmissbräuchlich und damit unlogisch ist.
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Die moralisch relevante Frage lautet: Was ist Diebstahl? Beim Geldbeutel
herrscht wohl Einigkeit, ist aber eine Enteignung Diebstahl? Sind Steuern
Diebstahl?
§ 242 StGB: Diebstahl
(1) Wer eine fremde bewegliche
Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten
rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit
Geldstrafe bestraft.
Antwort: Enteignung und Steuern sind nicht
rechtswidrig, also kein Diebstahl.
Alles längst geklärt.
(Jetzt kannste
natürlich fragen, wat is Recht, aber dat is andere Baustelle.)
:-)
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 19.
Aug. 2006, 11:57 Uhr
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Hi, Abrazo,
Ich: Wer aber gefragt wird "wozu hast Du dich zum Naschen
entschieden?", der muß seine Absichten offenbaren - und sein weiteres Handeln
kann an diesen gemessen werden.
Du: Und warum sollte er diese Frage
beantworten?
Mein Beispiel stammte aus der Kindheit meines Bruders und die
Frage "Warum?" von unserer Mutter.
Deine Frage "warum sollte er die Frage
beantworten?" kann nur aus Kenntnis der jeweiligen Vergangenheit beantwortet
werden - hier dem Verhältnis Eltern - Kind, dort der Arbeitsvertrag zwischen
Arbeitgeber und -nehmer oder das Gesetz zwischen Amtsrichter und
Schiffskonstrukteur.
Du: Ich würde das z.B. nicht tun, weil ich der
Ansicht bin, dass meine Ziele Dich nichts angehen.
Genau - unsere Ziele
halten wir im Leben ähnlich vertraulich wie im Schachspiel die Strategie, mit
der wir gewinnen wollen.
Wir ahnen auch, wozu diese Vertraulichkeit - ein
Gegner, der unsere Zukunftsplanung kennt, der kann uns leichter einen Strich
durch die Rechnung machen. Durch leichtfertige Offenbarung unserer Ziele laden
wir uns zusätzliche Mühen auf, diese doch noch zu erreichen.
Aber unter
bestimmten Bedingungen kann auf die Frage "Wozu soll einer seine Ziele
offenbaren?" die Antwort lauten: "Weil er sich damit unnötige Mühen erspart!"
Angenommen, Du leitest ein Team, ihr wollt gemeinsam unnötige Mühen sparen.
Miteinander ist eine Voraussetzung dazu. Miteinander, steckt schon im Begriff,
bedeutet aber "Teilung der Absichten", bedeutet einen Gemeinwillen, wie ihn
Jean-Jaque Rousseau definiert hat.
Dann kommt Ihr nicht umhin, Eure
persönlichen Ziele einander so zu offenbaren, daß jeder erkennt, da, wo die
anderen hinwollen, da will auch ich hin.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 19. Aug.
2006, 12:05 Uhr
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hi alle,
gemeinsinn, zeigt sich, indem man gemeinsam geht. dazu
braucht es keine moral, die kommt erst wenn einer ausschert und die anderen ihn
nicht frei lassen. auch sie gehen dann nicht mehr sondern b a u e n eine kette
der moral.
deshalb nochmal:
abbauen nicht aufbauen.
rechtfertigen tue ich mich schon lange nicht mehr. recht=moralform.
ich habe
nicht recht.
ob das, was für mich das gute ist, für andere ungut sein
kann, ist '''prinzipiell''' möglich. diese problem gehört zum 'heutigen' leben.
wenn man gegen schmerz und verschleiss und für freiheit ist, finden sich aber
immer wege ohne grosse schäden. allerdings nur, wenn man keine statische moral
und keine rechtfertigungen fordert, sondern in bewegung bleibt. dann kann es
sogar erstaunlich leicht fallen, das 'vorgestellte' konflikte sich als
phantasmen erweisen und die befürchtungen eben gar keinen g r u n d hatten.
wenn es menschen gibt, die von unserem kulturraum ihre persönliche
wirksame reichweite in drittweltländern legen und so überprüfbar helfen können,
so hat das meine volle achtung.
von einem philosophierwahn habe ich
nicht geschrieben.
der begründungswahn ist nahe verwandt mit der
rechtfertigung.
wenn man es genau (und ein wenig pedantisch) besieht,
sind schon alle w-fragen (warum, wozu, wie, weshalb, wann, wieso) moralischer
natur, da sie auf (vermeintlich) feststehende register verweisen und diese vom
anderen einfordern.
'wehe du hast keine register (moralische werte), dann
bist du ein... (hier kann beliebige schmähung eingefügt werden).'
die
erwartungshaltung gegenüber anderen ist ein grundstein der moral und somit des
zwischenmenschlichen schmerzes.
eine philosophie, die sich auf
begründungen abstützt, fällt oder wird unphilosophisch moralisch, wenn man die
abstützpunkte verbal vernichtet. das trifft auch für die vermeintlich rationale,
objektive aufklärung zu.
ich gebe gerne zu, dass dieses forum sehr amüsant
ist, da ich genau das immer wieder testen kann.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 15:23 Uhr
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Hallo laertes -
Quote:gemeinsinn, zeigt sich, indem man gemeinsam
geht. dazu braucht es keine moral, die kommt erst wenn einer ausschert und die
anderen ihn nicht frei lassen. auch sie gehen dann nicht mehr sondern b a u e n
eine kette der moral
Gemeinsinn kann sich auf Vieles beziehen, wenn
man genau schaut, dann kann man in allem etwas Gemeinsames finden, das ist aber
nicht der Punkt, sondern Freiheit besteht darin auch seine Individualität zu
bewahren. Jeder der anders denkt und handelt wäre nach deiner Definition
außerhalb der Kette. Freilassen wie du es nennst mag ein Fortschritt sein oder
auch nicht, aber damit ist noch nicht Moral erklärt bzw. ein richtiges Handeln,
das zweifelsohne notwendig ist.
Quote:rechtfertigen tue ich mich
schon lange nicht mehr. recht=moralform.
ich habe nicht recht
Es
könnte aber sein, dass du dich in irgendeiner Form bzw. deine Handlungen
rechtfertigen musst und sei es nur deiner Familie, Freunden gegenüber. Ich habe
nicht Recht - in diesem Fall würdest du sagen ich handle nicht (immer?) richtig
- und das kann ich mir nicht vorstellen.
Quote:abbauen nicht aufbauen.
Bei bestimmten Normen kann ich mir das durchaus vorstellen, aber
alle Regeln die für ein funktionierendes Zusammenleben erstellt worden sind
einfach abzubauen - das wäre Chaos pur!
Allein in der Kindererziehung ist es
schon notwendig Regeln zu erstellen, und manche kommen über das Kindesalter nie
hinaus!
Quote:, das 'vorgestellte' konflikte sich als phantasmen erweisen
und die befürchtungen eben gar keinen g r u n d hatten.
Vorgestellte
Konflikte erweisen sich nur als Phantasmen, wenn man ihnen auf den Grund geht
meist mit allen Regeln der Kunst oder Psychologie, aber auch natürlich mit Logik
(Abrazo)! Konflikte sollten aber erst gar nicht entstehen und in vielen
Situationen kann daher vorgebeugt werden. Wie heißt es so schön: 'Vorsorgen ist
besser als bohren!'
Quote:'wehe du hast keine register (moralische
werte), dann bist du ein... (hier kann beliebige schmähung eingefügt werden).'
Das sehe ich nicht so, weil es mir unmöglich erscheint, jeder
Mensch weiß oder wertet für sich was ihm gut tut oder nicht, und meist wird ohne
lang darüber nachzudenken diese Wertung auf die Mitmenschen übertragen - das ist
ein natürlicher Vorgang.
Quote:die erwartungshaltung gegenüber
anderen ist ein grundstein der moral und somit des zwischenmenschlichen
schmerzes.
ich gebe dir hier recht, aber eine Erwartungshaltung
kann immer nur die eigenen Erwartungen enthalten, das sollte sich jeder bewusst
machen und eventuell diese Haltung überprüfen.
Liebe Grüße und einen
schönen Nachmittag!
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 19. Aug.
2006, 15:57 Uhr
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Hi,
Wir ahnen auch, wozu diese Vertraulichkeit - ein Gegner, der unsere
Zukunftsplanung kennt, der kann uns leichter einen Strich durch die Rechnung
machen.
Nö.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Die Menschenwürde
umfasst das Recht, von sich selbst nur das preiszugeben, was man preisgeben
will. Also nicht: dass man bereit ist, alles preis zu geben und nur das
verschweigt, was man aufgrund gewisser Gefahren ausnahmsweise verschweigen will.
Ich trage auch Kleidung in erster Linie nicht, um mich vor der Witterung zu
schützen, sondern um mich als Person abzugrenzen.
Dass ich damit kein
Einzelfall bin, zeigen z.B. die Unverletzlichkeit der Wohnung und das
Postgeheimnis. Der Schutz der Intimspäre, nicht nur der körperlichen, sondern
auch der geistig-seelischen, zählt offenbar zu den menschlichen
Grundbedürfnissen.
Aber unter bestimmten Bedingungen kann auf die Frage
"Wozu soll einer seine Ziele offenbaren?" die Antwort lauten: "Weil er sich
damit unnötige Mühen erspart!"
Bestimmte Bedingungen gibt es immer. Hier
geht es aber um generelle Fragen und ihre Antworten.
Anmerkung:
In
einem Arbeitsteam befinden sich Leute, die für ihre Arbeit bezahlt werden und
davon leben.
Idealerweise befinden sich darin auch Leute, die sich für die
Tätigkeit selbst begeistern.
Was jedoch die persönlichen Ziele betrifft, so
gibt es da einen Grundkonflikt: Das Interesse der Arbeitgeberseite, nämlich,
einen möglichst hohen Gewinn für sich selbst einzufahren, korrespondiert nicht
mit dem Interesse der Arbeitnehmerseite. Es ist auch aussichtslos, die
Arbeitnehmerseite dahingehend motivieren zu wollen, sich für den Gewinn der
Arbeitgeberseite einzusetzen.
Gruß
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 19. Aug.
2006, 16:05 Uhr
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hi aqvileia,
"Gemeinsinn kann sich auf Vieles beziehen"
wenn er sich auf etwas 'bezieht', kommt er nicht in gang.
", wenn man
genau schaut, dann kann man in allem etwas Gemeinsames finden,"
ja,
interpretieren kann man alles in allem. bringt es was?
"das ist aber
nicht der Punkt, sondern Freiheit besteht darin auch seine Individualität zu
bewahren."
die individualität ist eine illusion der neuzeit. vorher
war schon nur der gedanke daran nicht im heutigen sinne möglich. wenn man
gemeinsam geht, so heisst das nicht, dass die freiheit des einzelnen irgendwie
eingeschränkt sein muss.
oder kennst du freundschaft nicht?
zusammengehen
heisst auch nicht, dass jeder gemeinsam gehen muss. ich bin kein faschist.
"Jeder der anders denkt und handelt wäre nach deiner Definition
außerhalb der Kette."
ja, weg von der norm.
"Freilassen
wie du es nennst mag ein Fortschritt sein oder auch nicht, aber damit ist noch
nicht Moral erklärt bzw. ein richtiges Handeln, das zweifelsohne notwendig ist."
notwendig ist stoffwechsel. richtiges handeln ist nicht gegeben, es wird
in freiheit der eigenen positionierung getan.
"Es könnte aber sein,
dass du dich in irgendeiner Form bzw. deine Handlungen rechtfertigen musst und
sei es nur deiner Familie, Freunden gegenüber."
könnte sein, ist aber
nicht der fall.
rechtfertigst du dich den ganzen tag?
probier doch mal mit
dem rechtfertigen aufzuhören. dann wird das leben interessanter und wärmer!
"Ich habe nicht Recht - in diesem Fall würdest du sagen ich handle nicht
(immer?) richtig - und das kann ich mir nicht vorstellen."
'recht'
ist ein moralischer begriff; 'richtig' deutet eine richtung an, die begangen
wird oder nicht. und ich bestimme diese richtung für mich.
wenn ein anderer
eine andere ausrichtung hat, heisst dass noch lange nicht, dass eine kollison
erfolgen muss.
"Bei bestimmten Normen kann ich mir das durchaus
vorstellen, aber alle Regeln die für ein funktionierendes Zusammenleben erstellt
worden sind einfach abzubauen - das wäre Chaos pur!"
glaube ich
überhaupt nicht. je chaotischer die umstände, desto geschlossener agieren
menschen miteinander. ist nicht immer so, aber oft. für moral und den ganzen
rechtskram hat man dann keine zeit. die handlungen ergeben sich von alleine
durch plötzlich offenbares gemeinsames interesse (gemeinsame gerichtetheit) und
werden sehr effizient.
"Allein in der Kindererziehung ist es
schon notwendig Regeln zu erstellen, und manche kommen über das Kindesalter nie
hinaus!"
gewiss. ich bin immernoch zuwenig kind.
"Vorgestellte Konflikte erweisen sich nur als Phantasmen, wenn man ihnen auf den
Grund geht meist mit allen Regeln der Kunst oder Psychologie, aber auch
natürlich mit Logik (Abrazo)!"
oh nein!
gerde dieses vorgehen
erzeugt andauernd neue phantasmen (logik, psychologie, pädagogik, moral) und ist
äusserst verkomplizierend.
"Konflikte sollten aber erst gar nicht
entstehen und in vielen Situationen kann daher vorgebeugt werden. Wie heißt es
so schön: 'Vorsorgen ist besser als bohren!' "
wer vorbeugt,
antizipiert schon das 'ungute' und ist schon raus aus der 'herzensgegenwart' und
entsprechend unbeweglicher.
"Das sehe ich nicht so, weil es mir
unmöglich erscheint, jeder Mensch weiß oder wertet für sich was ihm gut tut oder
nicht, und meist wird ohne lang darüber nachzudenken diese Wertung auf die
Mitmenschen übertragen - das ist ein natürlicher Vorgang."
eher ein
kultureller.
keine wertungen übertragen
keine mehr erstellen
bewegen
ansinnen
anregen
besprechen
horchen
einfühlen
zusammen
gehen
oder alleine weiter gehen
so einfach!
"Zitat:
die erwartungshaltung gegenüber anderen ist ein grundstein der moral und somit
des zwischenmenschlichen schmerzes.
ich gebe dir hier recht, aber
eine Erwartungshaltung kann immer nur die eigenen Erwartungen enthalten, das
sollte sich jeder bewusst machen und eventuell diese Haltung überprüfen."
dem habe ich nichts hinzuzufügen, ausser dass man auch die 'haltung'
auflösen kann.
"Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag!"
schönes wochendene
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 16:07 Uhr
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Hi Abrazo -
Quote:Das Interesse der Arbeitgeberseite, nämlich, einen
möglichst hohen Gewinn für sich selbst einzufahren, korrespondiert nicht mit dem
Interesse der Arbeitnehmerseite. Es ist auch aussichtslos, die Arbeitnehmerseite
dahingehend motivieren zu wollen, sich für den Gewinn der Arbeitgeberseite
einzusetzen.
Dem stimme ich nicht zu, nämlich dann nicht, wenn
der Arbeitnehmer erkennt, dass es auch in seinem Interesse ist, sich den
Arbeitsplatz zu erhalten. Motivation ist in diesem Fall auch Eigeninteresse.
Gerade in der letzten Zeit wurde das vielen klar, als sie bereit waren Abstriche
von ihrem Lohn in Kauf zu nehmen um damit eine Arbeitsplatzsicherung zu
erreichen. Dass das nicht funktionierte liegt an der Globalisierung und daran,
dass es immer billigere Arbeitskräfte auf der Welt gibt, so wie es immer
billigere Ware zu kaufen gibt, ein Kreislauf der schwer zu durchbrechen ist.
Es sei denn es wird mit anderen Werten gepunktet - Fachwissen, Kreativität...!
LG
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 19. Aug.
2006, 16:26 Uhr
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Verzeiht, aber solange sonst niemand bereit ist, seinen Moralbegriff zu
definieren und somit seinen Ausführungen eine logische Basis zu verleihen,
entwickelt sich das hier zum leeren Gelaber.
Adieu, wünscht HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 19. Aug.
2006, 16:33 Uhr
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hanspeter,
die frage des threads lautet:
"warum soll man moralisch
sein", nicht "wie definiert ihr moral".
meine aussagen dazu sind
deutlich:
wer einem 'soll' folgt, hat das scheitern verdient.
gerade dein posting ist es, das rein gar nichts zur sache beiträgt.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 19. Aug.
2006, 16:50 Uhr
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Wenn nicht klar ist, was man unter Moral zu verstehen hat, kann man auch nicht
wissen, was moralisch sein soll.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 19. Aug. 2006,
17:38 Uhr
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on 08/19/06 um 15:23:22, Aqvileia wrote:Bei bestimmten Normen kann ich mir
das durchaus vorstellen, aber alle Regeln die für ein funktionierendes
Zusammenleben erstellt worden sind einfach abzubauen - das wäre Chaos pur!
Allein in der Kindererziehung ist es schon notwendig Regeln zu erstellen, und
manche kommen über das Kindesalter nie hinaus!
Wo das, was
Du selbst bist -LIEBE- verwirklicht ist, werden alle Normen und Regeln auch in
der Kindererziehung (Erziehung ist immer Gewalt und somit Abwesenheit von Liebe)
nicht nur außer Kraft gesetzt, weil völlig überflüssig, sondern wirken geradezu
künstlich, unehrlich und höchst lächerlich...
Sei Du selbst heißt es oft
ganz banal klingend - und Du selbst bist die Liebe, wenn Du frei von jeder Angst
bist, die immer nur in Unkenntnis dessen wurzelt, was-wirklich-ist.
Es
gibt im gesamten Universum nichts, absolut gar nichts, wovor der Mensch sich
fürchten müsste - außer seinem eigenen selbstkonditionierten Irr-Glauben,
getrennt von der von ihm [als]wahr[an]genommenen Welt zu existieren.
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 19. Aug.
2006, 18:52 Uhr
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Hallo laertes,
Du findest dies Forum amüsant, wie Du schreibst. Ich frage
mich immer öfter, warum Du hier mit diskutierst – abgesehen von Deinem
Amüsement. Es geht in Diskussionen wie dieser um die richtige Beantwortung einer
Frage. Dazu bringen die Teilnehmer ihre Meinung ein, machen Aussagen, die sie
für richtig halten, stellen Behauptungen auf. Wenn es nicht nur ein
Gegenüberstellen von Dogmen sein soll, dann muss argumentiert werden, dann muss
die eigene Position den andern einsichtig begründet werden.
Nun kommt
jemand daher und macht markante Aussagen, die er wohl für richtig hält, und
erklärt gleichzeitig, er halte nichts von Gründen und "freudlosen" Begründungen.
Er schreibt etwa: "Eine philosophie, die sich auf begründungen abstützt, fällt
oder wird unphilosophisch moralisch, wenn man die abstützpunkte verbal
vernichtet."
Hier haben wir eine Behauptung erster Klasse mit dem
Anspruch auf Zustimmung durch die Angesprochenen, geschützt durch die Ablehnung
von Begründungen.
Wer den Braten nicht gerochen hat, ist verwirrt und
versucht weiter, Dich mit Argumenten dieser oder jener Art zu überzeugen –
obwohl ihm schon lange klar sein musste, dass hier ein ganz anderes Spiel
gespielt wird als "Suche nach einer richtigen, allgemein einsichtigen Antwort
auf die gestellte Frage". Es ist wirklich erheiternd, diese aussichtslosen
Bemühungen mit anzusehen.
Du kannst gerne das Spiel "Verbale Vernichtung
von Abstützpunkten begründeter Theorien" spielen – allerdings steht als
Mitspieler nicht zur Verfügung
Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 19. Aug.
2006, 18:53 Uhr
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Hallo Joy -
du kannst mir glauben, bei vier Kindern ist es notwendig
bestimmte Regeln zu erstellen, auch wenn ich meine Kinder mit Liebe erzogen
habe.
Kinder brauchen einen Rahmen in dem sie sich entfalten können, haben
sie diesen nicht werden sie sich auch im späteren Leben nicht zurechtfinden.
Niemand ist in der Wahrnehmung vor Irrtümern gefeit, Philosophie wäre ein
Weg sich selbst und Gegebenheiten besser kennen zu lernen.
Hanspeter -
ich habe versucht Moral zu definieren - einerseits als gesollt und
andererseits als geboten vielleicht könnte hier ein Ansatzpunkt sein?
Eberhard -
wenn du laertes besser kennst und deine Meinung über ihn der
Wahrheit entspricht, dann zähle ich mich zu den Unverbesserlichen die immer
wieder das Gute im Menschen suchen, oder auch zu den Dummen die das Spiel nicht
durchschauen - in diesem Fall - Ethik ist kein Gegenstand der zu Belustigung
oder allgemeiner Erheiterung führen sollte, tja, vielleicht meine in euren Augen
einfältigen Argumentationen.
Wenn Ihr dabei Spaß hattet - bitte, dann hat die
Sache doch zu guter Letzt ein Gutes - wenn auch auf Kosten anderer, aber wenn
kümmert's. [ruffle]
LG
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 19. Aug. 2006,
19:19 Uhr
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on 08/19/06 um 18:53:55, Aqvileia wrote:Hallo Joy -
du kannst mir
glauben, bei vier Kindern ist es notwendig bestimmte Regeln zu erstellen, auch
wenn ich meine Kinder mit Liebe erzogen habe.
Kinder brauchen einen Rahmen in
dem sie sich entfalten können, haben sie diesen nicht werden sie sich auch im
späteren Leben nicht zurechtfinden.
Seit über 20 Jahren lebe
ich selbst mit Kindern zusammen und weiß daher auch aus eigener Erfahrung was es
heißt, mit Kindern zu leben. Zudem ich auch 4 Geschwister habe, mit denen ich
gemeinsam aufwuchs.
Ich kürze es mit einer Aussage von Anatole France ab:
"Wir können aufhören unsere Kinder zu erziehen, denn sie machen uns ohnehin
alles nach."
Kinder haben gewöhnlich sehr subtile Antennen für
Authentizität. Was nutzt es daher, ihnen von Nächstenliebe zu predigen, wenn ich
mich zugleich mit meinem Ehepartner ständig krache oder mit dem Nachbarn vor
Gericht streite und ihn alles mögliche nenne?
Authentisch vorleben -
nicht heucheln. Da fährt der Vater mit dem Fahrrad bei rotem Ampellicht über die
Kreuzung, ist sein 7-jähriger Sohnemann dabei, fordert er ihn auf, auf das grüne
Ampellicht zu warten - sicher nur eine Kleinigkeit und dennoch offenbart sich
bereits hier Unehrlichkeit. Das könnte ellenlang fortgesetzt werden.
Ich
bin nicht gegen Regeln, dort wo sie einen Sinn für die Beteiligten machen, wie
z.B. im Strassenverkehr. Aber im menschlichen Miteinander sind sie -in Form von
jeglicher Moral- reines Gift. Moralisches Handeln befreit zudem -es war wohl
auch Abrazo(?) die dies schrieb- von Eigenverantwortung.
Wenn das Handeln
in der Liebe gründet, wird es zum Nicht-Handeln - frei von jedem egoistischen
Ziel, frei von jeder Absicht. Um diese Aussage in ihrer gesamten Tragweite zu
verstehen, bedarf es -so behaupte ich einmal- eines oder gar mehrerer
Menschenleben.
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 19. Aug.
2006, 20:02 Uhr
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Hi,
na ja, Hanspeter, bevor Du in den Streik trittst, kannste ja auch mal
selber versuchen, hier ein bisschen zu differenzieren.
Ansonsten gebe ich
Dir recht: muss mal wieder Zug rein, also weg mit dem allgemeinen Gelaber.
Ich behaupte:
Moral, Normen, Gesetze, Benimmregeln usw. usf. sind
Sollvorschriften. Heißt, ihr Zweck ist es, menschliches Handeln zu regulieren.
Ich hänge der Auffassung der Unterscheidung von Ethik und Moral an (es gibt
da unterschiedliche), wonach die Ethik im Gegensatz zur Moral herauszufinden
trachtet, was wir warum gut oder schlecht, böse usw. bezeichnen.
Heißt:
ich unterscheide zwischen der Moral, die das Sollen bestimmt und der Ethik, die
sich mit dem Ist befasst.
Moralisch handeln ist danach das Handeln, das
im Einklang mit den Sollvorschriften steht, besonders dann, wenn die
Sollvorschriften dem momentanen eigenen Interesse entgegen steht. Oder auch
dann, wenn den Sollvorschriften entsprechend gehandelt wird, ohne dass dies von
anderen kontrolliert werden kann.
Wobei man bezeichnenderweise selten
hört, "das ist moralisch", viel eher: "das ist unmoralisch".
Laertes mag
keine Sollvorschriften. Kann ich verstehen, entgegne aber, doch die
Verhältnisse, die sind nicht so. Jedenfalls nicht so, dass Menschen generell
freiwillig auf die Durchsetzung ihrer Interessen zugunsten der rechtmäßigen
Interessen anderer verzichten. Würden Menschen nicht mehrheitlich Diebstahl als
unmoralisch ansehen, so hätte kaum ein Gegenstand anderes als momentane,
wechselnde Besitzer, es sei denn, der Besitzer hätte außerdem noch Hund, MG oder
sonstige Eigentumsverteidigungsgerätschaften. Die weit überwiegende Mehrheit der
Menschen aber stiehlt nicht, weil sie das für unmoralisch oder auch ethisch
verwerflich ansieht - und nicht etwa, weil es gesetzlich verboten ist, denn
dieses Verbot interessiert den Berufsdieb bekanntlich auch nicht.
Heißt:
Ich mag zwar keine Moralen, halte sie aber für unverzichtbar. Stellt sich
natürlich die Frage, wie müssten akzeptierte Moralen beschaffen sein, aber den
Thread hatten wir schon mal, möchte ich hier nicht wiederholen.
Hier -
denn das passt m.E. in den Thread - würde ich gern einen anderen Aspekt
diskutieren.
Nehmen wir das Beispiel vom Diebstahl. Der überwiegende Teil
der Menschen zumindest in unserer (=innerhalb ihrer eigenen) Gesellschaft
verhält sich moralisch.
Aber nicht alle.
Nicht nur das: in der
Drogenszene ist Diebstahl normal und üblich. Es ist zwar nicht so, dass man dort
Diebstahl grundsätzlich für gut hält, aber man macht's halt, nicht etwa nur
außerhalb der Szene, sondern auch innerhalb. Dort haben Gegenstände tatsächlich
wechselnde Besitzer, und wer bestohlen wurde, war eben zu untüchtig, auf seinen
Kram aufzupassen.
Heißt: so geht's auch.
Nun verkünden Kommunisten
und besonders Anarchisten zwar, Eigentum sei sowieso Diebstahl, Herr Hund jedoch
(=die Biologie) sieht das anders. Der verteidigt ohne Zaudern sein Revier, seine
Herrschaft, seine Stöcke, seine Bälle, seine Weiber. Mein seins. Wer ihm sein
Bällchen wegnehmen will, kassiert ne Tracht Prügel. Umgekehrt ist es für ihn
völlig normal und in Ordnung, anderen Bälle, Stöcke und Weiber wegzunehmen;
haben sie halt Pech gehabt, denn er ist groß und sie sind klein. Oder sonstwie
benachteiligt.
Hunde sind Rudeltiere wie wir Menschen. Bei anderen
Rudeltieren funktioniert die Geschichte übrigens so ähnlich. Wenn nun also die
Vertreter einer auf Gesellschaftsvertrag beruhenden Moral unter Negierung der
Ethik behaupten, unsere Moralen seien das Resultat unserer gesellschaftlichen
Entwicklung, so verhält sich dies so ähnlich wie bei freien
Willensentscheidungen, die als determiniert behauptet werden: betrachtet wird
lediglich die begründende Möglichkeit, die zum Ergebnis einer Entscheidung bzw.
hier einer Entwicklung führte, alle anderen Möglichkeiten werden ignoriert. Nun
wohl: eine bestehende Möglichkeit einer gesellschaftlichen Organisation ist die,
die länger als unsere menschliche Gesellschaft und immer noch besteht und
bestens funktioniert, nämlich die von der Biologie vorgegebene natürliche
Rudelorganisation. Womit sich die Frage stellt, warum haben wir Menschen die
nicht beibehalten.
Grüße
P.S.: Eberhard, ich behaupte, dass
Laertes noch sehr jung ist. Lass man, der wird schon noch.
;-)
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von hhmoeller am 19. Aug.
2006, 21:54 Uhr
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on 08/19/06 um 21:44:59, mbl wrote:Ist das Satire oder nur Verblödung?
on 08/19/06 um 11:18:57, Joy wrote:Auf Diffamierungen weicht
immer nur jener aus, der sachlich nichts mehr zu entgegnen weiß
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 19. Aug.
2006, 22:09 Uhr
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Hallo allerseits,
dir Frage lautet: "Warum soll man moralisch sein? Warum
soll man nicht lügen, betrügen, töten, wenn es einem nützt und wenn keine Gefahr
besteht, dass man erwischt wird?"
Welche allgemein einsichtigen Gründe
sprechen dafür oder dagegen?
Es geht also nicht um die Begründung
einzelner moralischer Normen. Meinungsunterschiede in Bezug auf einzelne Normen
spielen hier keine Rolle. Die Frage ist: Warum sollte man sich überhaupt an
irgendeine Moral halten anstatt z. B. das zu tun, was einem gefällt, wenn die
Gelegenheit günstig ist.?
Außer der Position Abrazos finde ich den
Hinweis auf das langfristige Eigeninteresse (Wolfgang). Aber es geht ja um eine
Situation, in der keine Gefahr besteht, entdeckt zu werden. Der Egoist müsste
hier die Norm verletzen. Aber wenn er diese Meinung vertritt, verscherzt er sich
das nützliche Wohlwollen der andern. Also wird er es heimlich tun. Aber damit
ist er als Diskurspartner gestorben. Wer sich nicht zu Ehrlichkeit in der
Argumentation bekennt, sondern sich die Täuschung des andern vorbehält, ist als
Partner bei der Suche nach Wahrheit ungeeignet.
Dann finde ich noch das
Ziel der Selbstverwirklichung (Hanspeter), dessen Erreichung gefährdet ist, wenn
ich entgegen meinen eigenen Überzeugungen handle. (Insofern ist nicht alles
Handeln moralisch, nicht jeder, der eine Norm verletzt, ist ein
Überzeugungstäter, vielleicht war nur die Situation zu verführerisch.)
Mir fällt dazu ein verwandtes Argument ein. Ich handle moralisch, um meine
Selbstachtung nicht zu verlieren.
Habe ich ein Argument übersehen? fragt
Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 19. Aug.
2006, 22:19 Uhr
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Vielleicht sollten wir uns einmal angewöhnen, Beiträge hier prinzipiell Ernst zu
nehmen. Und wenn nicht, dann schweigen.
Hallo Abrazo,
ich
teile deine Unterscheidung zwischen Ethik und Moral, Ethik wäre also dann die
Wissenschaft von den Moralen.
Zum Moralbegriff:
Moral sind für dich
Sollvorschriften. Da würde ich differenzieren. Auch wenn jetzt einige
Anarchisten einen Schreikrampf kriegen, unsere Rechtsordnung basiert auf
Vorstellungen über Moral, sollte also weitgehend die Moralvorstellungen unserer
Gesellschaft widerspiegeln. Das wäre dann die kodifizierte Moral, an die sich
jeder zu halten hat.
Aber es gibt auch moralische Entscheidungen jenseits
davon. Zum Beispiel die Frage, ob ein gut aussehender Fünfziger seine sichtlich
welkende und zunehmend unausstehlicher werdende Gattin durch seine junge
Sekretärin ersetzen soll. An welche Sollvorschrift sollte er sich halten?
Für dich ist der Begriff "Moral" negativ besetzt. Warum? Weil moralische
Entscheidungen schwer fallen, das Nervenkostüm übermäßig belasten?
Zum
Diebstahl. Noch einmal: Diebstahl ist definitionsgemäß verboten. Der Junkie der
klaut, sieht das in der Regel nicht als Diebstahl. Er wird wohl nur selten
sagen: "ich habe gestohlen", sondern eher "ich habe mir beschafft, habe
organisiert usw". Das zeigt bereits an, dass er sich selbst nicht als Dieb
sieht, sondern als Opfer der Gesellschaft, der das ihm zugefügte Unrecht selbst
kompensieren muss.
Mit anderen Worten, er vertritt eine andere Moral als die
in unserer Gesellschaft übliche.
Du schreibst: "Die weit überwiegende
Mehrheit der Menschen aber stiehlt nicht, weil sie das für unmoralisch ...
ansieht - und nicht etwa, weil es gesetzlich verboten ist."
Da habe ich
meine Zweifel. Glaubst du allen Ernstes, wenn jeder sich bei einer Bank frei
bedienen könnte, würde er nur das nehmen, was ihm gemäß Konto zusteht?
Aber
es ist ja schön zu lesen, dass es Menschen gibt, die an das Gute im Menschen
glauben. ;-)
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 20. Aug.
2006, 00:37 Uhr
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Hi,
Eberhard schrieb:
Ich handle moralisch, um meine Selbstachtung
nicht zu verlieren.
Da hast Du auf ein ganz wichtiges Phänomen
aufmerksam gemacht, das wir, glaube ich, bisher noch gar nicht besprochen haben.
Und es ist nicht nur die Selbstachtung, es ist auch die Achtung, die ein
'anständiger' Mensch von anderen erfährt. Was wiederum dazu führt, dass etliche
diese Achtung schlicht und einfach beanspruchen, weil sie auch geachtet werden
möchten (und deswegen moralisch handeln?); dieses Unikum § 185 StGB Beleidigung
halte ich für ein Relikt zur Sicherung dieses Anspruches. Leute, denen diese
Achtung freiwillig entgegengebracht wird, können problemlos darauf verzichten.
Und was auch zu dem scheußlichen Phänomen der Bigotterie führt.
Und
mich führt dieses Phänomen zu der weiteren Frage: warum achten denn Menschen
Menschen, die sich moralisch verhalten? Da wird geurteilt, gewertet. Warum denn
und was ist das für ein Wert?
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Ich weiß, Hanspeter, denken wie Mephisto ist schwer in Mode. Ich halt's eher
mit Faust: wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Und dieses
strebende Bemühen ist in Sachen Ethik viel weiter verbreitet, als man denkt. Man
muss halt hinter die Fassaden gucken, mehr zuhören als reden, nicht belehren,
sondern verstehen wollen.
Er wird wohl nur selten sagen: "ich habe
gestohlen", sondern eher "ich habe mir beschafft, habe organisiert usw".
Verwechsle nicht Jargon mit Verdrängung. Wenn der Junkie nen Einbruch
begangen hat, dann sagt er, ich hab nen Bruch gemacht. Und damit meint er
dasselbe wie mit dem Wort Einbruch.
Die Verdrängung, die ich beobachtet
habe, ist von anderer Art: man versucht zu verdrängen, dass man die Sache selber
nicht für in Ordnung hält.
Das unterscheidet übrigens den
Drogenabhängigen vom gutbürgerlichen Schweinehund: der verdrängt nix, der findet
sein Handeln tatsächlich normal und nicht beanstandenswert, obwohl er es nicht
so nötig hat, wie der Junkie.
Interessanter erscheint mir, dass der
Junkie meist weniger Skrupel hat, seinesgleichen zu beklauen, als andere. Ich
denke, auch das hängt mit der Achtung zusammen.
Hab schon darauf
hingewiesen, dass es erheblich mehr Sollvorschriften gibt als die codifizierten
und etliche davon sind auch Resultat von Erziehung. Gefallen tun mir solche
Sollvorschriften deswegen nicht, weil sie immer die Herrschaft über die freie
Entscheidung beanspruchen. Ethiker und Moralisten waren sich immer feind.
Allerdings bin ich Pragmatiker genug zuzugeben, dass es nicht anders geht, was
die Strafgesetze z.B. betrifft, auch mit Blick auf die Opfer. Das christliche
"Und wenn dich einer auf die rechte Backe haut ..." ist m.E. für Menschen
unerträglich. Die können zwar u.U. auf die Bestrafung des Täters verzichten,
nicht jedoch auf die klare, offizielle Feststellung, dass der Täter zu
verurteilendes Unrecht begangen hat. Ein Bedürfnis, das übrigens auch schon
wieder eher mit Ethik denn mit Moral zu tun hat.
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 00:51 Uhr
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hi eberhard,
"Es geht in Diskussionen wie dieser um die richtige
Beantwortung einer Frage. Dazu bringen die Teilnehmer ihre Meinung ein, machen
Aussagen, die sie für richtig halten, stellen Behauptungen auf. Wenn es nicht
nur ein Gegenüberstellen von Dogmen sein soll, dann m u s s argumentiert werden,
dann m u s s die eigene Position den andern einsichtig begründet
werden."(hervorhebungen von mir)
mit dem wort 'müssen' bist du bei
mir an der falschen adresse.
"Nun kommt jemand daher und macht
markante Aussagen, die er wohl für richtig hält, und erklärt gleichzeitig, er
halte nichts von Gründen und "freudlosen" Begründungen."
stimmt!
eine aussage ist nicht zwingend eine begründung.
Er schreibt etwa:
"Eine philosophie, die sich auf begründungen abstützt, fällt oder wird
unphilosophisch moralisch, wenn man die abstützpunkte verbal vernichtet."
impliziert kein 'negatives' vernichten, sondern ein
bei-sich-selber-am-boden-ankommen, um dann ohne stützen gehversuche
(schreibversuche) zu machen.
das geschieht auf sprachlicher ebene, nicht auf
persönlicher.
"Hier haben wir eine Behauptung erster Klasse mit
dem Anspruch auf Zustimmung durch die Angesprochenen, geschützt durch die
Ablehnung von Begründungen."
du interpretierst haltlos.
zeichen
von bewegtheit. gut!
auf zustimmung und schutz erhebe ich nicht den
geringsten anspruch.
es freut mich aber, wenn jemand auch in meine richtung
schreibt oder interesse daran findet.
begründen mag, wer will.
ich
schreibe, was ich schreibe. brauche ich gründe dafür?
"Wer den Braten
nicht gerochen hat, ist verwirrt und versucht weiter, Dich mit Argumenten dieser
oder jener Art zu überzeugen"
ja, das problem ist, ich lasse mich
nicht überzeugen. warum 'sollte' ich?
sehr gerne lasse ich mich anregen,
präzisieren, in frage stellen.
" – obwohl ihm schon lange klar sein
musste, dass hier ein ganz anderes Spiel gespielt wird als "Suche nach einer
richtigen, allgemein einsichtigen Antwort auf die gestellte Frage".
allgemeine richtigkeit gibt es nicht. es geht mir nur begrenzt um antworten, da
diese oft ein ende des gesprächs bedeuten (oder gar zur moral erhoben werden).
lebendige sprache geht immer weiter. das ist für mich philosophieren.
wer
hingegen seinen grund gefunden hat, kann etwas darauf aufbauen und sich - wenn
müde geworden - zur ruhe begeben.
ich baue ab und bin schon nicht mehr da, wo
vermutet.
"Du kannst gerne das Spiel "Verbale Vernichtung von
Abstützpunkten begründeter Theorien" spielen – allerdings steht als Mitspieler
nicht zur Verfügung"
standest du mir je zur verfügung?
ich verfüge
nur über die worte, die ich hier schicke.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 01:15 Uhr
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thema: regeln
ein anarchist, der in jeder regel den teufel sieht und sie
ausrotten möchte, übersieht folgendes:
manche regeln werden gerne
angenommen und erfüllt. sie fördern den gemeinsinn. jeder macht freiwillig mit
und der verzicht auf diese regel würde ihn schmerzen, da etwas eben
nicht-individuelles, schönes verloren ginge.
andere regeln wiederum
werden befolgt. freudlos, unterwürfig.
das ist je nach mensch
verschieden, welche regel für ihn in welche kategorie fällt.
wenn ich
gegen moral schreibe, so heisst das nicht, dass es keine regeln gibt, die
schönes ermöglichen. allerdings sind das dann von moral befreite regeln. das
zeigt sich besonders daran, dass man sie gar nicht mehr als regel, moral
auffasst, sondern sie einfach ausfüllt, lebt.
man kann das aber nicht
'objektiv' fassen, so wie man schönheit auch nicht objektiv fassen kann, deshalb
ist eine "allgemeinverbindliche" ethik ein unding.
'menschlichkeit'
ist in dem sinn eine gratwanderung:
fixe moral ist hinderlich aber auch ein
radikaler anarchismus, der nur noch sich selbst will.
wer einen
statischen moralbegriff wirksam installieren möchte, fernab von biographien,
individualinteressen, begabungen, behinderungen, der wird immer irgendwo gewalt
antun.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 02:06 Uhr
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hi aqvileia.
"Ethik ist kein Gegenstand der zu Belustigung oder
allgemeiner Erheiterung führen sollte"
das ist wiederum eine
moralische aussage.
was hast du gegen erheiterung?
", tja,
vielleicht meine in euren Augen einfältigen Argumentationen."
einfalt
ist gut. belustigen tue ich mich - wenn überhaupt - über hier geschriebenes,
nicht über personen. wie könnte das gehen?
"Wenn Ihr dabei Spaß
hattet - bitte, dann hat die Sache doch zu guter Letzt ein Gutes - wenn auch auf
Kosten anderer, aber wenn kümmert's."
jetzt stellst du eine
alle-gegen-dich-perspektive her.
aber du 'kostest' dich nur selbst dabei.
fände es aber schade, wenn du dich dabei auffressen würdest.
viele
grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 20. Aug.
2006, 07:03 Uhr
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Hallo,
@Eberhard.
Du schreibst, in deinem Thread geht es nicht um
die Begründung einzelner moralischer Normen.
Das bezweifle ich. Die
Begründung ist deshalb wichtig, weil es ja sein könnte, dass du eine Handlung
als "unmoralisch" betrachtest, während der Handelnde damit seiner Moral
vollkommen entspricht. Du magst es für unmoralisch halten, einen Ungläubigen zu
töten, der Islamist aber nicht.
(Siehe folgendes Beispiel mit den Junkies)
@Abrazo.
Das mit der Selbstachtung ist in der Tat ein wichtiger Aspekt.
Und zwar deshalb, weil es im Prinzip soviele Moralen gibt, wie Menschen.
Zumindest, wenn es um die Details geht. Wenn also ein Mensch seine
Moralvorstellungen durchsetzt, dann setzt er sich selbst durch, er "verwirklicht
sich selbst". Die großen Männer und Frauen der Geschichte sind diejenigen, die
ihre Moralvorstellungen landes- oder gar weltweit durchgesetzt haben.
Zum Thema Junkies, insofern einem interessanten Aspekt, weil diese Menschen
sich ja sehr klar gegen geltende Moralvorstellungen wenden.
Was da
Jargon, was da Verdrängung ist, kann ein Außenstehender wohl schwer beurteilen.
Eines ist aber sicher. Die Junkies weisen auf einen prinzipiellen moralischen
Widerspruch in unserer Gesellschaft hin, die zwischen "guten Drogen" (Alkohol,
Nikotin, Psychopharmaka) und "bösen Drogen" (THC, Kokain, Morphium, diverse
Amphetamine, LSD usw.) unterscheidet. Diese Unterscheidung ist logisch
anfechtbar und deshalb hätte ein Junkie keine Schwierigkeiten, sein Stehlen mit
diesem von der Gesellschaft aufoktroyierten Widerspruch zu begründen. Ob er das
bewusst oder unbewusst macht, sei dahingestellt.
In jedem Fall lässt sich
somit begründen, dass er bei einem "Bruch" nicht gegen s e i n e
Moralvorstellungen handelt.
Ich vermute sogar, dass kein Mensch gegen seine
moralischen Überzeugungen handeln kann, doch dann wären wir wieder beim leidigen
Thema des "Freien Willens". Doch lassen wir das.
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 20. Aug.
2006, 07:46 Uhr
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laertes -
es knabbert am Selbstbewusstsein - und ich kann mir nicht
vorstellen dass es dich kümmert, wenn ich mich dabei auffresse, also spar dir
deine Worte, ich werde nicht mehr darauf eingehen.
Ethik und Moral - in
vielen Augen eine überflüssige Disziplin!?
Du sollst nicht lügen,
stehlen, morden... das sind eindeutig Sätze einer präskriptiven Ethik die mit
einer konsequentialistischen einhergehen. Eine Grundidee für eine
konsequentialistische Theorie wäre:
Beschreibe alle Handlungen H, die ethisch
zu beurteilen sind
Gib alle Konsequenzen der Handlung H an.
Bewerte alle
Konsequenzen der Handlung H, d.h. bestimme den Erwartungswert
Berechne den
Gesamtwert der Handlung H
Gib jede Alternative H' der Handlung H an
Gib
für jede Alternative H' von H alle ihre Konsequenzen an.
Bewerte für jede
Alternative H' von H alle ihre Konsequenzen
Berechne für jede Alternative H'
von H ihren GEsamtwert
Vergleiche den Gesamtwert H mit dem Gesamtwert jeder
Alternative H' von H
Beantworte die folgende Frage: Hat mindestens eine
Alternative H' von H einen größeren Gesamtwert als H selbst?
Fall Nein, ist H
erlaubt, falls Ja ist H nicht erlaubt.
Quote:Aber es ist ja schön zu
lesen, dass es Menschen gibt, die an das Gute im Menschen glauben
Zynismus oder Sarkasmus ist keinesfalls angebracht und auch nicht eine
hervorgehobene Lächerlichkeit, denn lieber glaube ich an das Gute im Menschen
und habe Vertrauen in mich und die mich umgebendene Menschen als dass ich in
allem Schlechtes sehe und aus diesem Grund resigniere und mein Leben nach dieser
Gesinnung ausrichte - das gilt für alle hier Kommunizierenden. Lieber nehme ich
Teil am Leben und in diesem ist auch ein Mitleben integriert.Wir stehen als
Handelnde im Spannungsfeld zwischen Sollen und Wollen, zwischen Wunsch und
Pflicht, zwischen den Forderungen unserer Interessen und den Forderungen die
eine Moralität fordert. Moralische Werte werden meist als inakzeptabel
betrachtet, solange nicht die dafür notwendige Werterfahrung gemacht wurde.
@mbl - Wohlbefinden - das ist ein sehr weitläufiger Begriff dem sicher ein
'gut' anhaftet, aber das ist zuwenig definiert und daher in einer eth.
Diskussion genausowenig aussagekräftig wie 'gut'.
Abschließend möchte ich
noch festhalten: Schon Konfuzius meinte, dass Wohlwollen oder das Streben nach
Humanität die unentbehrliche Wurzel von allem ist, was das ethische Handeln
betrifft.
Ciao
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von doc_rudi am 20. Aug.
2006, 08:15 Uhr
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Hallo Hanspeter,
sehr richtig, der Drogensüchtige kümmert sich nicht um
Moral, sondern sein Körper (der Entzug) steuert sein handeln, aber er hätte
natürlich keine Schwierigkeiten, sein Handeln als moralisch begründet zu
rechtfertigen (Gründe hast Du ja genannt).
Am 21.3.2003 schriebst Du zu
diesem Thema:
"... da muss man anders vorgehen. Sich nämlich fragen, was das
Ziel einer Moral sein soll ..." (Ist Ethik ein sinnloses Unterfangen?
Antwort
#14).
Hast Du inzwischen eine Antwort gefunden?
Meine Moral
beschäftigt sich überigens lediglich mit der Frage, mit Hilfe welcher Mittel ich
meine Ziele verfolge und auf welche Mittel (Gewalt, Lüge usw.) ich für mich
verzichte.
Anderen mache ich keine Vorschriften und beschäftige mich daher
nicht mit einer allgemeinen Moral (=Ethik).
Gruß
rudi
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 20. Aug.
2006, 10:09 Uhr
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Guten Morgen Aqvileia, [sun]
on 08/20/06 um 07:46:45, Aqvileia
wrote:Du sollst nicht lügen, stehlen, morden... das sind eindeutig Sätze einer
präskriptiven Ethik die mit einer konsequentialistischen einhergehen. Eine
Grundidee für eine konsequentialistische Theorie wäre:
Beschreibe alle
Handlungen H, die ethisch zu beurteilen sind
Gib alle Konsequenzen der
Handlung H an.
Bewerte alle Konsequenzen der Handlung H, d.h. bestimme den
Erwartungswert
Berechne den Gesamtwert der Handlung H
Gib jede Alternative
H' der Handlung H an
Gib für jede Alternative H' von H alle ihre Konsequenzen
an.
Bewerte für jede Alternative H' von H alle ihre Konsequenzen
Berechne
für jede Alternative H' von H ihren GEsamtwert
Vergleiche den Gesamtwert H
mit dem Gesamtwert jeder Alternative H' von H
Beantworte die folgende Frage:
Hat mindestens eine Alternative H' von H einen größeren Gesamtwert als H selbst?
Fall Nein, ist H erlaubt, falls Ja ist H nicht erlaubt.
Dies ist
genau das Problem des Schachspielens. Auch dort gibt es unzählige Eröffnungen
und Musterpartien. In der Praxis ist dies jedoch nur für Profis anwendbar, da
bereits die Auswahl der richtigen "präskriptiven Handlung" mehr Zeit in Anspruch
nimmt, als einem zugestanden wird.
Durch die Komplexität sind bereits
geringste Änderungen im Bewertungsschema gravierend für die Gesamtbeurteilung.
Eine Einigung über das Bewertungsschema ist unmöglich, da erst die Praxis über
die „Richtigkeit“ entscheidet.
Deshalb sollte folgendes das Hauptmerkmal
einer (allgemein gültigen, nicht nur geltenden) Moral sein:
Ein gut und
schnell anwendbares Schema, das sich nicht erst durch fehlerhafte Praxis
bewähren muss.
Liebe Grüße,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 20. Aug.
2006, 11:29 Uhr
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Hallo allerseits,
die Klärung der Fragestellung ist offenbar schwieriger
als erwartet (siehe den Einwand von Hanspeter zu unterschiedlichen
Moralvorstellungen.) Ich schließe nicht aus, dass wir letztlich bei der
inhaltlichen Diskussion einzelner moralischer Normen landen, aber ich möchte
doch erstmal von den Inhalten absehen und generell fragen:
"Warum soll
man entsprechend seinen - mit anderen geteilten - moralischen Überzeugungen
handeln?"
(Ich gebe zu, diese Perspektive ist ungewohnt, was man daran
sieht, dass bisher alles Mögliche zur Moral diskutiert wurde, aber sehr wenig zu
der eigentlichen Frage.)
Diese Frage macht keinen Sinn für jemanden, der
gar keine moralischen Überzeugungen hat. Unter moralischen Überzeugungen
verstehe ich dabei Positionen wie "Man soll die Notlage eines Menschen nicht für
sich ausnutzen" oder "Man soll auf andere Menschen Rücksicht nehmen" oder "Man
soll vor der Ehe keusch leben" (Das letztere als Beispiel für eine Moral, die
ich nicht teile.) Unter "moralischen Überzeugungen" verstehe ich also Ansichten
darüber, wie Menschen in bestimmten Situationen handeln bzw. nicht handeln
sollen.
(Ich weiß nicht, ob es Diskussionsteilnehmer gibt, die keine
moralischen Ansichten haben. Wenn ja, wüsste ich nicht, warum sie an der
Beantwortung einer für sie gegenstandslosen Frage teilnehmen. Wenn es aber ihr
Ziel sein sollte, die Erörterung der Frage zu behindern – was ich bisher
allerdings nicht annehme -, so würde ich das moralisch missbilligen (um ein
konkretes Beispiel für Moral in Aktion zu geben.)
Warum soll ich also
nicht gegen meine mit anderen geteilten moralischen Grundsätze verstoßen, wenn
dies vorteilhaft für mich ist und niemand mich dabei erwischen kann?
Ich
hoffe, dass diese Fragestellung präziser das Gemeinte ausdrückt und dass die
Beiträge sich in dieser Richtung konzentrieren.
Grüße an alle, die sich
über die ungeahnten Möglichkeiten einer frei zugänglichen Internetdiskussion
freuen und sich diese deshalb erhalten wollen, von
Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Urs_meinte_Euch am 20.
Aug. 2006, 11:52 Uhr
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Hallo miteinander!
Die Frage lautet: Warum soll man moralisch sein?
"Moralisch" bedeutet "im Einklang mit der Moral". Unter "Moral" verstehe ich
einen Zusammenhang von Handlungsnormen, die in einer bestimmten (menschlichen)
"Population" gelten, und zwar für jedes ihrer Mitglieder. (So verstanden ist
"Moral" synonym mit "Ethos" oder "Sitten".)
Von einer individuellen
Moral zu sprechen, wäre so absurd wie die Annahme einer individuellen Sprache.
Sprache und Moral sind grundsätzlich intersubjektive Phänomene; die ihnen
zugrundeliegenden Regeln sind immer Regeln, die für eine Mehrzahl von Indviduen
gelten.
Damit ist nicht bestritten, dass es auch Regeln gibt, die
Individuen sich selbst setzen und die für niemanden sonst gelten. Ebenso wenig
ist damit bestritten, dass es in einer Population individuelle
Moral-Auffassungen geben kann - also Meinungsverschiedenheiten darüber, welches
die für alle geltenden Regeln sind und ob jemand in einem bestimmten Fall eine
geltende Regel verletzt hat oder nicht.
Aber wenn wir von "Moral" sprechen,
sind eben die für alle Mitglieder einer Population geltenden Handlungsnormen
gemeint. Es sind genau die Regeln des Zusammenlebens, die aus einer Population
eine "Gesellschaft" oder "Gemeinschaft" machen. Die Moral strukturiert oder
formt das Zusammenleben von Individuen.
Es ist wohl unstrittig, dass es
auf der Welt keine Gesellschaft, keine Kultur, keinen Stamm, keine Familie,
keine dauerhaft zusammenlebende menschliche Population gibt (oder je gegeben
hat), in der nicht gewisse Handlungsregeln für die Mitglieder gelten (oder
galten). Wenn es ein Zusammenleben gibt, gibt es auch Moral; die Moral ist
nämlich genau das, was macht, dass man von einem "Zusammen" sprechen kann.
Da ich "Moral" in dieser Weise verstehe, ist die Frage dieses Threads
für mich gleichbedeutend mit der Frage: "Warum soll man mit Menschen
zusammenleben?"
Es grüßt Euch
Urs
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 20. Aug.
2006, 12:02 Uhr
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on 08/20/06 um 11:29:34, Eberhard wrote:"Warum soll man entsprechend seinen
- mit anderen geteilten - moralischen Überzeugungen handeln?"
Warum soll
ich also nicht gegen meine mit anderen geteilten moralischen Grundsätze
verstoßen, wenn dies vorteilhaft für mich ist und niemand mich dabei erwischen
kann?
--------------------
Spontan neige ich dazu, diese Fragen
zu verallgemeinern und zu fragen:
“Warum soll man entsprechend seinen
Überzeugungen handeln?“
und
“Warum soll ich also nicht gegen meine
Grundsätze verstoßen, wenn dies vorteilhaft ist?“
Wenn ich bewusst
entgegen meiner Überzeugungen und Grundsätze handle, untergrabe ich meinen
eigenen Denkprozess, der zu diesen Überzeugungen und Grundsätzen führte oder
gestehe mir eine persönliche charakterliche Schwäche ein, der ich, infolge einer
weiteren Schwäche, nicht entgegenwirken kann. Dies kann ich bewusst nicht
wollen, was mich zwingt „richtig“ zu handeln oder in ein psychisches Problem zu
geraten.
Wenn ich jedoch die Fragen anders stelle, komme ich nicht in die
Verlegenheit dieses Dilemmas:
„Warum soll man immer entsprechend seinen
Überzeugungen handeln?“
und
„Warum soll ich also nicht ausnahmsweise gegen
meine Grundsätze verstoßen, wenn dies vorteilhaft ist?“
Hier kann ich
mein „Gewissen“ mit „besseren Gründen“ beruhigen.
Gruß, Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 20. Aug.
2006, 14:05 Uhr
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Hi,
interessanter - und höchstens scheinbar vom Thema abweichend -
erscheint mir im Moment die Beschäftigung mit den Tatsachen, wie sie sich uns
hier zeigen.
Wir haben drei Leute, die sich, ohne dies durch Theorien zu
untermauern, gegen moralische Vorschriften wenden: Aqvileia, Laertes und mbl.
Aber aus unterschiedlichen Gründen. Denn während Aqvileia und Laertes sich recht
vehement dagegen wehren, dass Moralvorschriften ihnen vorschreiben wollen, wie
sie zu urteilen haben, wehrt sich mbl dagegen (typisch für viele heutzutage),
dass etwas sie daran hindern will, zu tun, was ihr gerade passt.
Was die
drei mehr oder minder herausbrüllen, sind keine Theorien, sondern Evidenzen: so
ist das bei mir.
Aqvileia und Laertes wehren sich keineswegs dagegen,
nicht zu tun, was ihnen gerade aufgrund irgend eines Impulses passt. Für sie ist
es selbstverständlich, über ihre Handlungen zu reflektieren. Sie lassen sich
aber nicht vorschreiben, wie das Ergebnis auszusehen hat.
Laertes
schreibt:
wenn ich gegen moral schreibe, so heisst das nicht, dass es
keine regeln gibt, die schönes ermöglichen. allerdings sind das dann von moral
befreite regeln. das zeigt sich besonders daran, dass man sie gar nicht mehr als
regel, moral auffasst, sondern sie einfach ausfüllt, lebt.
man kann das aber
nicht 'objektiv' fassen, so wie man schönheit auch nicht objektiv fassen kann,
deshalb ist eine "allgemeinverbindliche" ethik ein unding.
Eben,
Laertes. Und die Ethik fragt nicht, wie sollen wir leben, sondern, wie sieht
denn das aus, das, was Menschen tun, weil sie es aus eigener, freier
Entscheidung ethisch gut und richtig finden. Und was das 'nicht objektiv zu
fassen' betrifft, würde Wittgenstein sofort sagen: siehste, genau so isses.
Also: Deine Gedanken sind zwar noch reichlich verworren, aber deswegen
keineswegs grundfalsch. Besteht halt Klärungsbedarf - und Philosophie ist die
Klärung der Gedanken, behauptete St. Wittgenstein (Der Profi unterscheidet sich
vom Einsteiger dadurch, dass er die Wirrniss im eigenen Kopp nicht mehr als
Schande betrachtet, sondern als Normalfall; ist halt die Aufgabe, die zu lösen
ist).
Aqvileia schrieb:
lieber glaube ich an das Gute im Menschen
und habe Vertrauen in mich und die mich umgebendene Menschen als dass ich in
allem Schlechtes sehe und aus diesem Grund resigniere und mein Leben nach dieser
Gesinnung ausrichte - das gilt für alle hier Kommunizierenden. Lieber nehme ich
Teil am Leben und in diesem ist auch ein Mitleben integriert.Wir stehen als
Handelnde im Spannungsfeld zwischen Sollen und Wollen, zwischen Wunsch und
Pflicht, zwischen den Forderungen unserer Interessen und den Forderungen die
eine Moralität fordert. Moralische Werte werden meist als inakzeptabel
betrachtet, solange nicht die dafür notwendige Werterfahrung gemacht wurde.
Ich übersetze: und wenn Deine Theorie noch so vernünftig ist, wenn sie
meiner Werteerfahrung widerspricht, dann ist sie mir scheißegal. Dann will ich
sie nicht.
Andes gesagt: wenn die vernünftige Theorie der Evidenz
widerspricht, dann ist nicht die Evidenz falsch, sondern die vernünftige
Theorie.
Wobei ich der Aufmerksamkeit empfehlen möchte, dass beide auch
noch wichtige weitere Aspekte eingebracht haben: Aqvileia das Vertrauen und
Laertes die Schönheit.
mbl schrieb:
Das "richtige" Handeln setzt
zwangsweise ein "falsches" Handeln voraus. Das ist die Folge der Dualität, die
anstatt als Kontrastmittel benutzt zu werden, zu Recht und Veurteilungen führt,
gewissermaßen missbraucht wird. Das ist Moral.
Kein Mensch braucht Moral -
nur Wissen, Einsicht.
Wer hätte dem zugestimmt? Die Nazis. Die waren
nämlich der Ansicht, Ethik und Moral (wer dat nich kennt, unterscheidet das auch
nicht) seien von den Juden erfundene Lüge, die den Zweck hätten, das Handeln des
von der Gottheit Natur zur vollen Entfaltung bestimmten Ariers zum Übermenschen
zu lähmen und so eben diese natur- = gottgewollte Entfaltung zu verhindern,
alldieweil sie als parasitäre Gegenmenschen dabei untergegangen wären. Wer das
Wissen und die Einsicht in die Vorsehung habe, erkenne diese Lüge. Nicht umsonst
tendiert ein relevanter Teil der Esoteriker in Richtung nationalsozialistisches
Denken.
Also: das Alles, das Eine, die Natur, Gott, Vorsehung oder wie
immer man es nennen will, hat alles reguliert und bestimmt. Wer das einsieht,
handelt nach ihr. Sprich, handelt nach seinen biologischen
Steuerungsmechanismen. Die natürlich ebenso evident sind wie der ethische humane
Willen: man spürt ja diese Impulse als Gefühl. Alles, was dagegen spricht, ist
falsch, gelogen, eingebildet, dummes Zeug und gehört abgeschafft. Im Klartext:
die alternativen Möglichkeiten, unter denen der freie Willen entscheidet,
gehören abgeschafft.
Wie geht man mit so was in einer Gesellschaft um?
Wie mit Herrn Hund. Wenn der sich unmoralisch verhalten hat, id est, Prügel
verteilen, Grillwürste stehlen, auf den Rasen kacken oder nächtens unangeleinte
Männer stellen, dann habe ich ihn schlimmstenfalls auf den Rücken geschmissen,
an die Gurgel gepackt und gefragt, ob er noch weiß, wer sein Boss ist.
Inzwischen ist er ein (zumeist) sehr moralischer Hund. Bei Menschen ist das die
Methode Peachum:
Der Mensch ist gar nicht gut,
drum hau ihn auf den
Hut.
Hast du ihn auf den Hut gehau'n,
dann wird er vielleicht gut.
Man versuche das mal mit den beiden anderen. Die werden dem, der's versucht, was
husten. Wobei ich zu bedenken gebe, es gab schon genug Leute, die auch noch auf
dem Scheiterhaufen was gehustet haben - und nicht wegen des Rauches. Man kann
ethisch entscheidende Menschen davon überzeugen, dass sie den Sachverhalt, über
den sie entscheiden, nicht richtig eruiert haben. Aber nicht, dass die ethische
Entscheidung falsch ist.
Ich komme also immer wieder darauf zurück: warum
soll man moralisch sein? Weil man es will. Weil der über sein Handeln
reflektierende Mensch es will. Das hat er so an sich.
Was denn das nun
ist, was er will, das herauszufinden und zu klären ist eine weitere Aufgabe.
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 20. Aug. 2006,
14:15 Uhr
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on 08/20/06 um 14:05:37, Abrazo wrote:mbl schrieb:
Das "richtige"
Handeln setzt zwangsweise ein "falsches" Handeln voraus. Das ist die Folge der
Dualität, die anstatt als Kontrastmittel benutzt zu werden, zu Recht und
Veurteilungen führt, gewissermaßen missbraucht wird. Das ist Moral.
Kein
Mensch braucht Moral - nur Wissen, Einsicht.
Wer hätte dem zugestimmt?
Die Nazis. Die waren nämlich der Ansicht, Ethik und Moral (wer dat nich kennt,
unterscheidet das auch nicht) seien von den Juden erfundene Lüge, die den Zweck
hätten, das Handeln des von der Gottheit Natur zur vollen Entfaltung bestimmten
Ariers zum Übermenschen zu lähmen und so eben diese natur- = gottgewollte
Entfaltung zu verhindern, alldieweil sie als parasitäre Gegenmenschen dabei
untergegangen wären. Wer das Wissen und die Einsicht in die Vorsehung habe,
erkenne diese Lüge. Nicht umsonst tendiert ein relevanter Teil der Esoteriker in
Richtung nationalsozialistisches Denken.
Also: das Alles, das Eine, die
Natur, Gott, Vorsehung oder wie immer man es nennen will, hat alles reguliert
und bestimmt. Wer das einsieht, handelt nach ihr. Sprich, handelt nach seinen
biologischen Steuerungsmechanismen. Die natürlich ebenso evident sind wie der
ethische humane Willen: man spürt ja diese Impulse als Gefühl. Alles, was
dagegen spricht, ist falsch, gelogen, eingebildet, dummes Zeug und gehört
abgeschafft. Im Klartext: die alternativen Möglichkeiten, unter denen der freie
Willen entscheidet, gehören abgeschafft.
Wie geht man mit so was in einer
Gesellschaft um? Wie mit Herrn Hund. Wenn der sich unmoralisch verhalten hat, id
est, Prügel verteilen, Grillwürste stehlen, auf den Rasen kacken oder nächtens
unangeleinte Männer stellen, dann habe ich ihn schlimmstenfalls auf den Rücken
geschmissen, an die Gurgel gepackt und gefragt, ob er noch weiß, wer sein Boss
ist. Inzwischen ist er ein (zumeist) sehr moralischer Hund. Bei Menschen ist das
die Methode Peachum:
Sehr eigenartige Schlussfolgerung und
Interpretation der zitierten mbl-Aussage. Aber sie ist bezeichnend für die
Verwirrung des Schlussfolgernden selbst, hier also Abrazo...
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 14:33 Uhr
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hi abrazo,
"Eben, Laertes. Und die Ethik fragt nicht, wie sollen wir
leben, sondern, wie sieht denn das aus, das, was Menschen tun, weil sie es aus
eigener, freier Entscheidung ethisch gut und richtig finden."
soso?!
nein, ethik s t e l l t allgemeine kriterien für gutes und schlechtes handeln
dar.
"Und was das 'nicht objektiv zu fassen' betrifft, würde
Wittgenstein sofort sagen: siehste, genau so isses. Also: Deine Gedanken sind
zwar noch reichlich verworren, aber deswegen keineswegs grundfalsch."
was gehen dich meine gedanken an? hier gibt es geschriebenes von mir. weise
mir in dem 'verworrenheit' nach, würde mich freuen!
"Wer hätte dem
zugestimmt? Die Nazis. Die waren nämlich der Ansicht, Ethik und Moral (wer dat
nich kennt, unterscheidet das auch nicht) seien von den Juden erfundene Lüge,
die den Zweck hätten, das Handeln des von der Gottheit Natur zur vollen
Entfaltung bestimmten Ariers zum Übermenschen zu lähmen und so eben diese natur-
= gottgewollte Entfaltung zu verhindern, alldieweil sie als parasitäre
Gegenmenschen dabei untergegangen wären. Wer das Wissen und die Einsicht in die
Vorsehung habe, erkenne diese Lüge. Nicht umsonst tendiert ein relevanter Teil
der Esoteriker in Richtung nationalsozialistisches Denken."
nazis
waren extreme moralisten:
moral ist die installierung einer drittinstanz
zwischen sich und anderen menschen/dingen.
die nazidrittstanz war unter
anderem rassen t h e o r i e.
"Der Mensch ist gar nicht gut,
drum hau ihn auf den Hut.
Hast du ihn auf den Hut gehau'n,
dann wird er
vielleicht gut. "
was soll denn das??
gewalt ist ausdruck von
ohnmacht.
wie kann ein tier oder ein mensch 'gut' werden, wenn es/er ständige
angst vor gewalt hat?
"Man kann ethisch entscheidende Menschen davon
überzeugen, dass sie den Sachverhalt, über den sie entscheiden, nicht richtig
eruiert haben."
richtig. überzeugen eben, d.h. alle gegen/über den
einzelnen mit zeugen. er kann sich nicht mehr wehren. hut ab vor denen, die sich
nicht überzeugen liessen.
"Ich komme also immer wieder darauf zurück:
warum soll man moralisch sein? Weil man es will. Weil der über sein Handeln
reflektierende Mensch es will. Das hat er so an sich."
in meinen
worten ist das schon nicht mehr moral:
moral=drittinstanz.
wenn ein
einzelner tut, was er für gut befindet, so baut er keine drittinstanz, ausser er
erwartet von anderen, dass sie seine gute handlung
abstrahieren/vertheoretisieren und dann als beispiel verwalten.
viele
grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Urs_meinte_Euch am 20.
Aug. 2006, 15:51 Uhr
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Hallo mbl!
Du behauptest: "Kein Mensch braucht Moral - nur Wissen,
Einsicht."
Nach meinem Verständnis besteht Moral aus solchen
Handlungsnormen, die das Zusammenleben von Menschen strukturieren und überhaupt
erst möglich machen. Gibt es also keine gemeinsamen und gemeinsam akzeptierten
Regeln für das je individuelle Handeln, kann auch nicht von "Zusammenleben"
gesprochen werden.
In diesem Sinne hat (und braucht) jeder Mensch Moral,
der mit anderen Menschen zusammenlebt. (Natürlich bedeutet "Moral haben" nicht
dasselbe wie "immer moralisch handeln".)
Wie siehst Du das: Gibt es ein
menschliches Zusammenleben ohne gemeinsam akzeptierte Regeln?
Gruß,
Urs
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 20. Aug. 2006,
16:15 Uhr
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LIEBE kennt keine Moral und auch keine real anderen, denn sie ist das Ganze
selbst. LIEBE ist die Weigerung zu trennen (z.B. in Ich und Du), was real ein
nicht getrenntes GANZES ist. LIEBE ist die Weigerung zu unter-scheiden, was real
nicht geschieden ist. LIEBE ist die Weigerung zu ur-teilen, was real nicht
teilbar ist.
LIEBE in allen Handlungen zu verwirklichen, heißt dich
Selbst zu verwirklichen, denn du selbst bist die LIEBE, bist das GANZE. Alle
Unterscheidung ist immer nur begrifflicher Natur. Moral gründet allein in der
Unkenntnis dessen, was du selbst wirklich bist, im Glauben, du und die Welt
wären zwei, wären zwei real getrennte ontische Entitäten. Die Unterscheidung ist
aber nur begrifflich, nur ontologisch.
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von doc_rudi am 20. Aug.
2006, 16:16 Uhr
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im Gegenteil, urs,
ein friedliches Zusammenleben von Menschen
entsprechend gemeinsamer Regeln hat mit Moral überhaupt nichts zu tun, sondern
lediglich mit der Einsicht, dass regelkonformes Verhalten sinvoll und vernünftig
ist.
Ich würde erstens anregen, mal konkreter zu fragen, ob man moralisch
sein solle.
Moralisch ist u.a. Gewaltverzicht:
soll ich also moralisch
sein und mich (als Staat, Volk, Religionsgemeinschaft) nicht bewaffnen, sondern
mich gegen Unterdrückung, Ermordung usw. nicht zur Wehr setzen und mich besiegen
lassen,
oder
soll ich unmoralisch sein und andere erschießen, mit
Verbrennen von Städten, Atombomben, Sprengstoffgürteln und Passagierflugzeugen
in Geschäftshäuser symbolische Zeichen setzen, um andere zu warnen oder zum
Aufgeben zu zwingen (natürlich mit der moralischen Begründung, es gäbe insgesamt
weniger Tote).
Anderes Beispiel:
soll ich unmoralisch sein und andere für
mich arbeiten lassen, damit große Gewinne machen, die Konkurrenzfirma in den
Bankrott bringen und Arbeitsplätze vernichten
oder
soll ich moralisch
sein, meine Mitarbeiter gut bezahlen und selbst Insolvenz anmelden?
Ich
vermute, anhand konkreter Beispiele wird klar, dass moralisch-sein grundsätzlich
zur Verbreitung von Unmoral beiträgt,
oder ist das ein logischer Fehlschluss?
Zweitens würde ich anregen, die Ergebnisse der Spieltheorie zu befragen: die
kommt, glaube ich, zu ganz anderen interessanten Ergebnissen (Hofstadter:
Metamagikum http://www.peter-becker.de/ Kann sich in einer Welt voller Egoisten
kooperatives Verhalten entwickeln?).
Gruß
rudi
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 20. Aug.
2006, 17:21 Uhr
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Abrazo -
nicht ich stehe zur Bewertung zur Verfügung, sondern das Thema
war....!
Quote:Ich übersetze: und wenn Deine Theorie noch so
vernünftig ist, wenn sie meiner Werteerfahrung widerspricht, dann ist sie mir
scheißegal. Dann will ich sie nicht.
Andes gesagt: wenn die vernünftige
Theorie der Evidenz widerspricht, dann ist nicht die Evidenz falsch, sondern die
vernünftige Theorie.
Ich dachte deutsche Worte geschrieben
zu haben, die keiner Übersetzung bedürfen! Wenn du aber schon meinst übersetzen
zu müssen, dann ist das deine Interpretation also dein Verständnis das du in
meine Worte legst und uns somit mitteilst. Nach wie vor bin ich der Meinung,
dass du ein erkenntnistheoretisches Problem hast, zumindest triften unsere
Ansichten hier weit auseinander.
Wobei ich dir in der letzten Interpretation
nicht ganz unrecht gebe, vorausgesetzt wir verstehen unter Evidenz dieselbe
Bedeutung. Evidenz ist ein Urteil, und es gibt verschiedene Wege zu einem Urteil
zu gelangen. Also was ist falsch daran, eine Entscheidung als richtig oder
moralisch richtig anzuerkennen wenn sich eine Vernunfttheorie auf Grund
empirischer Erkenntnisse als falsch erweist?
Jede Theorie ist widerlegt, wenn
sich eine Evidenz findet, die etwas Gegenteiliges aussagt!?
Entscheidungen
die aus bereits bestehenden Regeln oder ethischen Sätzen, oder einer Moral
getroffen werden sind nicht wahr oder falsch sondern vernünftig oder
unvernünftig.
@all
Ich verstehe auch nicht die Verwendungsweise
von 'moralisch'
Üblicherweise setzt eine Moral gute wie schlechte Wertungen
voraus, Unmoral (unmoralisch) ist die Negation von Moral und negiert damit
Wertungen, also ist 'unmoralisch' nicht gleich 'schlecht', aber auch nicht
'gut'.
Auch wenn St.Wittgenstein meint 'gut' und 'schlecht' gibt es
nicht- Etwas ist gut, wenn alle sagen, dass es gut ist (Aristoteles)
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 20. Aug.
2006, 17:41 Uhr
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Hallo Gnoseias - [sun]
Quote:Dies ist genau das Problem des
Schachspielens. Auch dort gibt es unzählige Eröffnungen und Musterpartien. In
der Praxis ist dies jedoch nur für Profis anwendbar, da bereits die Auswahl der
richtigen "präskriptiven Handlung" mehr Zeit in Anspruch nimmt, als einem
zugestanden wird.
Durch die Komplexität sind bereits geringste
Änderungen im Bewertungsschema gravierend für die Gesamtbeurteilung. Eine
Einigung über das Bewertungsschema ist unmöglich, da erst die Praxis über die
„Richtigkeit“ entscheidet.
Deshalb sollte folgendes das
Hauptmerkmal einer (allgemein gültigen, nicht nur geltenden) Moral sein:
Ein
gut und schnell anwendbares Schema, das sich nicht erst durch fehlerhafte Praxis
bewähren muss.
Ich habe mich leider nie für Schachspiel
interessiert, aber auch wenn es sehr zeitaufwändig ist, so gibt es doch viele
Schachspieler! Wohlgemerkt Spieler! Hier geht es nicht um Leben und Tod!
Ein
schnell anwendbares Schema - das ist Wunschdenken und wie du bemerkt hast auf
Grund der Komplexität nicht möglich, aber auch wenn Ethik und Bewertungen viel
Zeitaufwand und Hirnschmalz erfordern, so ist es unumgänglich Wertungen
vorzunehmen selbst auf die Gefahr hin sich dabei zu irren. Schnelle Moral ist
Situationsethik, und davor sei gewarnt, sie wird allzuoft zur Anwendung gebracht
und führt zu falschen Be- oder Verurteilungen.
Liebe Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 17:49 Uhr
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hallo zusammen,
"Ich verstehe auch nicht die Verwendungsweise von
'moralisch'
Üblicherweise setzt eine Moral gute wie schlechte Wertungen
voraus, Unmoral (unmoralisch) ist die Negation von Moral und negiert damit
Wertungen, also ist 'unmoralisch' nicht gleich 'schlecht', aber auch nicht
'gut'."
das gute wird getan und wirkt. braucht keine wertung. im
nachhinein kann man, wenn man möchte, die eigenen handlungen bewerten.
m.e.
aber unnütz, da diese bewertungen keinerlei garantie geben, dass man in zukunft
'besser' handelt.
statt also an einer statischen moral herumzugrübeln, ist es
sinnvoller, dichter in das tun 'einzusteigen'. nur dort wächst das gute, oder
wie joy sagen würde, die liebe.
"Auch wenn St.Wittgenstein meint
'gut' und 'schlecht' gibt es nicht"
da lag er richtig.
"-
Etwas ist gut, wenn alle sagen, dass es gut ist (Aristoteles)"
die
wahrheit ist der furz der mehrheit (beckett). gilt für das allgemein-gute auch.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 17:52 Uhr
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hi gnosieas,
"Ein gut und schnell anwendbares Schema, das sich nicht erst
durch fehlerhafte Praxis bewähren muss."
willst du mir im ernst ein
schemahandeln aufzwingen?
schemen sind vergebliche versuche des ausbremsens
der sich permanent verändernden wirklichkeit.
moral/ethik auch.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Urs_meinte_Euch am 20.
Aug. 2006, 18:21 Uhr
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Nee, ich klink mich mal wieder aus. Ich weiß inzwischen, wie der Hase hier
läuft, da muss ich nicht mehr groß diskutieren.
Maadet jot...
[grin]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 20.
Aug. 2006, 18:29 Uhr
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Hi, doc_rudi,
Du: (a)ein friedliches Zusammenleben von Menschen
entsprechend gemeinsamer Regeln hat mit Moral überhaupt nichts zu tun, (b)
sondern lediglich mit der Einsicht, dass regelkonformes Verhalten sinvoll und
vernünftig ist.
Zustimmung zu (b) unter folgenden Umständen:
a) Wir
betrachten eine Gemeinschaft und ihre Mitglieder, das kann eine Freundschaft
sein, ein Paar, ein Team im Beruf, ein Unternehmen, "wir von der Nation XY" oder
"wir, die Menschheit"
b) Eine überwältigende Mehrheit dieser Gemeinschaft
hält ein volonte general nach Jean-Jacque Rousseau, oder Gemeinwille, für
wichtiger als alles andere in der Arbeit, beispielsweise "Zukunft und Wachstum
für unser Unternehmen", dies Ziel ist im Sinne aller Arbeitnehmer, denen die
Zukunft ihrer Arbeit und ihres Arbeitsplatzes wichtiger ist als alles andere in
der Arbeitszeit.
c) Die fragliche Regel dient diesem volonte general, diesem
Gemeinwillen, und damit wiederum den Intressen aller.
d) Daß die fragliche
Regel diesem Gemeinwillen dient, das ist nicht nur eine Behauptung, sondern mit
Vernunft einsehbar.
Ablehnung von (a) - denn von "Moral im Sinne
friedlichen Zusammenlebens" hörte ich seit dem Berge Sinai immer diejenigen
reden, die zwar forderten, den Vorteil für den Einzelnen aber nicht einsehbar
machen konnten.
Und weil sie es nicht einsichtig machen konnten, empfand ich
in den einen Fällen keinen Frieden und in anderen eher eine Art Drohfrieden nach
dem Motto: "Wenn ich nicht artig seid, dann kommt der Knecht Rupprecht!" oder in
der modernen Fassung "wenn du unsere berechtigten Interessen nach mehr Öl und
unser Feigenblatt 'Demokratie' nicht anerkennst, dann rauben wir deinem Volk
nicht nur eure Ölfelder, sondern sperren dich in einen Drahtgitterkäfig, bis du
gebrochen bist!"
(Der Drahtgitterkäfig hat mit diesem Thema hier nichts zu
tun, ich halte es aber für notwendig, die Internet-Suchprogramme dieser Schurken
zu füllen.)
Wer aber a) bis d) einsichtig machen kann, der braucht nicht
von Moral zu sprechen. Der braucht nur zu informieren, wie die Situation ist.
Sofern er Fairneß garantiert. Diese Garantie ist notwendig, denn ohne sie
zerfällt die Gesellschaft doch wieder in eine Horde von Einzelkämpfern. Warum
ist diese Garantie für Fairneß notwendig?
Weil alle, die sich nach dieser
fraglichen Regel verhalten, sich Mühen machen für den Gemeinwille, in der
Erwartung, anschließend bekämen sie einen fairen Anteil am gemeinsamen Vorteil.
Weil, sollten "Schmarotzer" geduldet werden, und trotz Schamarotzertums ihre
Aussicht behalten auf einen guten Anteil am gemeinsamen Vorteil, dann fühlen
sich die Ehrlichen, die Tugendhaften, unfair behandelt, und dann sinkt deren
Engagement für den Gemeinwillen.
Folgerung: Ohne Scheiterhaufen keine
Moral. Der Scheiterhaufen kann auch von weniger drastischen Strafen ersetzt
werden, aber es bleibt die Erkenntnis: Die Garantie für Fairneß ist notwendig,
und dafür ist eine Disziplinierung der Unfairen notwendig.
Ich muß
Rousseau im Original lesen, denn diese Zusammenhänge, die mir offensichtlich
sind, finde ich in der Drittliteratur nicht.
Zur Ausgangsfrage: Diese ist
mir unverständlich, jedenfalls nach genauerer Überlegung.
Denn wer die
Macht hat, moralisches Verhalten zu verlangen, der hat keinen Anlaß, nach dem
Warum zu fragen.
Und wer diese Macht nicht hat, der hat auch keinen Anlaß für
die Frage "Warum sollte man...?", es sei denn, er kennt solch eine Macht bereits
und sucht Begründungen, sich ihr mit gutem Gewissen zu entziehen.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 20. Aug.
2006, 18:40 Uhr
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Hallo allerseits,
hallo Urs,
ich würde mich freuen, wenn Du trotzdem
hier mitmachst, denn Leute, die präzise und kontrovers argumentieren, ohne den
Kontrahenten persönlich anzugreifen, werden hier gebraucht. Es ist nicht immer
leicht, einen kühlen Kopf zu behalten, wenn ärgerliche "Beiträge" sich häufen
(offenbar eine abgesprochene Störaktion).
Es dient z. B. nicht der Sache,
um die es hier geht, wenn jemand den ausgearbeiteten Beitrag eines andern
Teilnehmers noch einmal in voller Länge wiederholt, und dazu dann ein, zwei
abfällige Sätze von sich gibt, wie jetzt mehrfach passiert. Das hat mit
Argumentation und Erkenntnisgewinn nichts zu tun und wenn die Betreffenden auf
dieser Form der Auseinandersetzung bestehen, so zeigen sie damit, dass es ihnen
nicht um Erkenntnisgewinn geht. Damit scheiden sie aber als ernst zu nehmende
Argumentationspartner aus.
Andererseits muss man sich trotz mancher
ärgerlicher Beiträge davor hüten, eine Überinterpretation der Kontrahenten
vorzunehmen und aus ihren Äußerungen auf weiteres zu schließen, was nicht mehr
belegbar ist.
Nach diesen Anmerkungen zum Verfahren nun zum
eigentlichen, den Inhalten.
Warum soll man moralisch handeln, auch wenn
die Situation für eine Normverletzung zum eigenen Vorteil günstig ist? Ein
Beispiel: Ich fahre nachts völlig allein auf einer Straße, die durch ein
menschenleeres Waldgebiet führt. Hinten im Auto habe ich noch einen defekten
alten Computer samt Monitor und Tastatur. Wenn ich das zur Deponie bringe,
kostet mich das 50 ?. Warum soll ich nicht kurz anhalten und die Dinger in die
Büsche schmeißen? Das Risiko, erwischt zu werden, ist gleich Null.
A:
Warum soll ich die Geräte nicht unauffällig entsorgen?
B: Weil das
unmoralisch ist.
A; Und warum soll ich nicht unmoralisch sein?
B:
Wenn Du unmoralisch handelst und nicht einsiehst, dass dies falsch ist, dann
stellst Du Dich außerhalb der moralischen Gemeinschaft. Wer sich außerhalb der
moralischen Gemeinschaft stellt, kann selber niemandem mehr etwas vorwerfen.
Damit verlierst Du auch jeglichen Schutz, den die Moral der Gemeinschaft Dir
bietet. Wenn Dich z. B. jemand schlägt und Dich zwingt, Deinen Besitz ihm zu
geben, so hast Du kein Argument dagegen, wenn Du keine Moral anerkennst.
Hat B recht? fragt
Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Hanspeter am 20. Aug.
2006, 19:09 Uhr
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Hallo doc rudi,
betrifft deinen Beitrag #54.
Ja ich habe. Wenn es
dich wirklich interessiert, kannst du mich direkt anschreiben, hier ists mir zu
chaotisch.
Gruß HP
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 19:14 Uhr
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hi eberhard,
fragen wie:
"Warum soll man moralisch handeln,
auch wenn die Situation für eine Normverletzung zum eigenen Vorteil günstig
ist?"
"Warum soll ich nicht kurz anhalten und die Dinger in die Büsche
schmeißen?"
"Warum soll ich die Geräte nicht unauffällig entsorgen?"
"Warum soll ich nicht unmoralisch sein?"
"Hat B recht?"
...sind allesamt schon moralisch gefärbt und somit zirkulär.
damit kann
man des wesen der moral nicht erfassen.
erst wenn man sprachlich ausserhalb
der moral steht, beginnt man die moral als bewegung zu sehen.
zur
verdeutlichung:
die warumfrage ist eine registerfrage und somit
moralisch.
"'soll' ich moralisch sein", ist schon moralisch gefragt (sollen).
"habt B recht", verweist auf ein recht und somit wieder auf moral.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von RandolphCarter am 20.
Aug. 2006, 19:16 Uhr
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guten abend...
ich entschuldige mich im vorraus, falls dies schon gesagt
wurde...
habe keine lust mir den gesamten thread durchzulesen...
wie
so oft, wenn es um eine diskussion über moral und/oder ethik geht,
ist es
hilfreich, einen blick darauf zu werfen,
wie sowas wie moral oder ethik
überhaubt zustandekommt...
das menschliche handeln richtet sich nach 2
regeln:
-gute gefühle schaffen
-schlechte gefühle vermeiden
in
welchen situationen diese gefühle auftreten wird durch vererbung und erziehung
bestimmt...
daraus leitet sich direkt die moral ab
da diese 2 regeln
unerlässlich für das handeln ist,
kann man die frage, warum man moralisch
sein soll mit
"weil wir als menschen von unserem sein dazu gezwungen werden"
beantworten...
nach einer ethik handeln sollte man nur, wenn es einem
selbst etwas bringt...
z.b. ansehen anderer oder dem entgehen einer
bestrafung
falls das leben nach einem sollchen konzept einem nichts bringt,
so sollte und wird man es auch nicht beachten...
grüße
Carter
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von doc_rudi am 20. Aug.
2006, 19:19 Uhr
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Hi Eberhard,
schön, dass Du meinem Vorschlag folgend (#66)ein konkretes
Beispiel gibst.
Zur Ansicht von B:
"Wenn Du unmoralisch handelst und nicht
einsiehst, dass dies falsch ist, dann stellst Du Dich außerhalb der moralischen
Gemeinschaft."
1. Stimmt nur, wenn die moralische Gemeinschaft das merkt.
2. Dafür ist er Mitglied der Gemeinschaft der Unmoralischen.
"Wer sich
außerhalb der moralischen Gemeinschaft stellt, kann selber niemandem mehr etwas
vorwerfen."
Logisch falsch, kann er trotzdem, keinen kann ihn zwingen, für
andere Maßstäbe anzuwenden als für ihn selbst. Ist tatsächlich häufig der Fall
(den Splitter im Auge des anderen sehen, nicht aber den Balken im eigenen)
"Damit verlierst Du auch jeglichen Schutz, den die Moral der Gemeinschaft Dir
bietet."
Nicht jeglichen Schutz, außerdem muss es bekannt sein. Nur der
moralische Schutz wird verloren, nicht der rechtliche.
"Wenn Dich z. B.
jemand schlägt und Dich zwingt, Deinen Besitz ihm zu geben, so hast Du kein
Argument dagegen, wenn Du keine Moral anerkennst."
Erstens bedeutet mein
Verhalten nicht, dass ich keine Moral anerkenne. Außerdem reicht mir der
rechtliche Schutz, mein Eigentum zurückzuerhalten.
Gruß
rudi
p.s.:
wenn Du ein Beispiel aus dem individuellen Bereich nimmst, wie wäre es mit einem
unmoralischen Handeln ohne Strafandrohung, wie: meine Alte sitzt zu Hause und
ich geh mit ner attraktiven Jungen ins Bett. Meine Frau merkt nichts davon.
Warum soll ich auf unmoralisches Handeln verzichten?
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 20. Aug.
2006, 20:47 Uhr
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Hallo an alle, die das Thema und die Gedanken anderer dazu interessiert und die
eine Diskussion zum Thema frei von persönlichen Angriffen wünschen.
Leider ist Urs nicht der einzige, der sich - vom Verhalten einiger Teilnehmer
angewidert - aus der Diskussion zurückzieht. Dagegen muss etwas getan werden.
Ich habe mich deshalb zu folgendem ungewöhnlichen Schritt entschlossen:
Ich werde ab sofort nur noch mit denjenigen diskutieren, die wie ich, die
folgende Selbstverpflichtung abgeben:
"Ich verpflichte mich, zum Thema zu
schreiben, so wie es der Initiator der jeweiligen Runde formuliert.
Ich
verpflichte mich außerdem, verbale Angriffe gegen die Person anderer Teilnehmer
zu unterlassen.
Sollte ich dagegen verstoßen, darf mich jeder deswegen
abmahnen.
Sollte ich trotz wiederholter Mahnungen weiterhin nicht zum
Thema schreiben oder andere Teilnehmernehmer persönlich angreifen, so darf man
mich eine wortbrüchige und unehrliche Person nennen."
Ich bitte Euch, in
einem Eurer nächsten Beiträge zu erklären, ob ihr diese Selbstverpflichtung
eingehen wollt oder nicht. Die PhilTalknamen all derjenigen, die diese
Selbstverpflichtung eingegangen sind, werden im Anfangsbeitrag für jeden
einsehbar gesammelt.
Ich hoffe, durch diese zugegebenermaßen
ungewöhnliche Maßnahme die Spreu vom Weizen zu trennen und eine weitgehend
störungsfreie und konzentrierte Diskussion zu ermöglichen. Dazu bedarf es
allerdings der aktiven Mithilfe all derjenigen, die die beiden Regeln für das
Verhalten in Forumsdiskussionen ebenfalls bejahen. Wer störungsfreie
Diskussionen wünscht, der sollte auch etwas dafür tun. Wir sollten den Störern
das Feld nicht kampflos überlassen.
Um aktive Mithilfe bittet jeden von
Euch Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 20.
Aug. 2006, 21:24 Uhr
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Hi, Eberhard,
Ich werde ab sofort nur noch mit denjenigen diskutieren,
die wie ich, die folgende Selbstverpflichtung abgeben:
"Ich verpflichte
mich, zum Thema zu schreiben, so wie es der Initiator der jeweiligen Runde
formuliert.
Ich verpflichte mich außerdem, verbale Angriffe gegen die
Person anderer Teilnehmer zu unterlassen.
Alles ja.
Sollte ich
dagegen verstoßen, darf mich jeder deswegen abmahnen.
Sondern: Er möge sich
an Eberhard wenden, dieser darf dann abmahnen. Denn er hat diesen Thread
begonnen und deshalb das "letzte Wort" in allem, was dem Ziel dient.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von hhmoeller am 20. Aug.
2006, 21:44 Uhr
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on 08/20/06 um 14:05:37, Abrazo wrote:Nicht umsonst tendiert ein relevanter
Teil der Esoteriker in Richtung nationalsozialistisches Denken.
Diese Aussage ist sachlich richtig.
Hier nachzulesen:
http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/de/wewelsburg/thema_3/ss_esoterik.html
(http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/de/wewelsburg/thema_3/ss_esoterik.html)
und hier:
http://lexikon.idgr.de/e/e_s/esoterik/esoterik.php
(http://lexikon.idgr.de/e/e_s/esoterik/esoterik.php)
Nicht zu
vergessen - die Anhänger der Lehre Udo Petschers. In seinen Ohrenbahrungsbüchern
(http://www.tu-berlin.de/zrz/mitarbeiter/lwie4000/forum/sbar/local/holofeel/0-7.pdf)
ist nachzulesen:
Quote:Ich habe Deutschland auserwählt zum guten
Vorbild für die ganze Welt zu werden. S. 286
Deutschland erwache! S.245
Der „normale Mensch“ ist ein „unmenschlicher Mensch“, der erst ein „ganzer
Mensch“ werden muß. S.110
Eines der trügerischsten und gefährlichsten
aller Gesellschaftsysteme ist, die von Dir gedankenlos bevorzugte Demokratie.
S.65
Ein weiterer Schwachpunkt ist der durch die Demokratie entstehende
Kompromiß zwischen verschiedenen Meinungen. S.66
Deine Welt ist durch
diese verantwortungslose Demokratie in einen Zustand geraten, indem 5 + 5 gleich
9 ist. S.66
Du mußt loslassen von Deinem Schwarz/Weiß-Denken. Nicht
alles, was „keine Demokratie“ ist, ist sofort eine Diktatur. S.67
Alle
Macht den Säuglingen heißt die Parole, worin eine klare Parallele zur Demokratie
zu erkennen ist. Ein Volk braucht aber Hierarchien,[...] S.68
Was, Du
bist immer noch so arrogant zu „glauben“, Du wärst in der Lage, ohne meine Hilfe
selbständig zu denken? Es scheint, Du hast vergessen, wer ich bin? S. 145
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 20. Aug. 2006,
22:14 Uhr
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Eberhards letzte 2 Beiträge sind beste Veranschaulichung dessen, wohin das
Klammern an Moral führt.
Da erübrigt sich tatsächlich jeder weitere
Kommentar. Er würde von Eberhard & Co. ohnehin nur als "abgesprochener
Störbeitrag" klassifiziert werden. Eberhard & Co. beanspruchen für sich selbst
eine "Richterrolle", die gefälligst jeder hier Schreibende stillschweigend als
wahrhaftig anzuerkennen hat.
Womit er diese Rolle allerdings
rechtfertigt, dass nur seine sehr beschränkten Ansichten und die mit diesen
konform gehenden geduldet und anerkannt werden, alles dem widersprechende aber
als "Störbeitrag" bezeichnet wird, vermag er selbst wohl nicht hinreichend
darzulegen, außer es eben entsprechend seinem geistigen Horizont gemäß moralisch
zu bewerten. Und das heißt für Eberhard offensichtlich: Wer mir oder meinem
Verständnis grundsätzlich widerspricht, der stört nur und ist entsprechend zu
verurteilen und mit dem Bann zu belegen.
Besser und anschaulicher kann
das Threadthema selbst gar nicht praxisnäher demonstriert und vorgeführt
werden...
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 20. Aug.
2006, 22:53 Uhr
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kann mich dem letzten posting anschliessen.
wie will jemand etwas z u der
moral sagen, wenn er selbst diese verkörpert?
drarus kann ja nur ein
moralisches selbstgespräch(posting 69) resultieren, wie ich es hier auch schon
nachgewiesen habe(posting71).
grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 21. Aug. 2006,
00:12 Uhr
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on 08/20/06 um 21:44:52, hhmoeller wrote:Heute, 14:05 Uhr, schrieb Abrazo:
Nicht umsonst tendiert ein relevanter Teil der Esoteriker in Richtung
nationalsozialistisches Denken.
Diese Aussage ist sachlich richtig.
Hier nachzulesen:
http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/de/wewelsburg/thema_3/ss_esoterik.html
(http://www.ns-gedenkstaetten.de/nrw/de/wewelsburg/thema_3/ss_esoterik.html)
und hier:
http://lexikon.idgr.de/e/e_s/esoterik/esoterik.php
(http://lexikon.idgr.de/e/e_s/esoterik/esoterik.php)
Nicht zu vergessen -
die Anhänger der Lehre Udo Petschers. In seinen Ohrenbahrungsbüchern
(http://www.tu-berlin.de/zrz/mitarbeiter/lwie4000/forum/sbar/local/holofeel/0-7.pdf)
ist nachzulesen:
Diese Art zu argumentieren entspricht
selbst dem, was vermeintlich an den Pranger gestellt wird.
Dass Du,
hhmoeller, das noch nicht einmal selbst zu bemerken scheinst, weist Dich quasi
als einen "Blinden" aus. Da wird jeder weiterer Kommentar überflüssig.
Unterschreibe doch einfach Eberhard's Pamphlet - dann wirst Du wenigstens ein
wenig ehrlicher, anstatt Dich nur hinter irgendwelchen tendenziösen Links des
www zu verkriechen und zu verstecken...
Eigenes hast Du ja ohnehin nicht
vorzutragen, und blind nachäffen bzw. nachplappern tut jeder, der nicht weiß,
was er selbst denn nun eigentlich wirklich ist.
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 09:59 Uhr
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Hallo allerseits,
Genau diese Art des Umgangs miteinander möchte ich eben
nicht. Ich möchte ungestört diskutieren, und zwar möglichst kontrovers, weil das
zur genauen Argumentation zwingt. Und ich möchte zum Thema meiner Wahl
diskutieren und den Fragestellungen nachgehen, die ich für wichtig halte. Ich
will mir nicht ständig von anderen deren Themen aufzwingen lassen. Das nenne ich
"Störungen".
Damit beschneide ich die Diskussionsfreiheit in keiner
Weise. Jeder kann jederzeit in anderen Runden seine Fragen zur Diskussion
stellen und sich dazu frei äußern. Allerdings billige ich ihm nicht die Freiheit
zu, meine Diskussion zu stören und mich zu einem Dialog mit ihm zu zwingen.
Das hat nichts mit Scheu vor Kritik zu tun. Ich habe mich über Monate mit
den Anhängern der Alles-ist-Geist-Lehre wie Joy und mbl auseinander gesetzt und
meine Ergebnisse sind jedem zugänglich.
Was soll man gegen diese
ungebetenen Dauergäste machen, die die Seiten füllen mit Texten, die nicht zur
Sache gehören, und ihre verletzenden Angriffe auf einzelne Teilnehmer starten?
Ignorieren? Das hat bisher nicht viel gebracht.
Erklären, dass
man mit ihnen nicht mehr diskutieren wird, weil sie die Fragestellung und den
Unterschied zwischen Kritik und Beleidigung nicht respektieren? Kann man
versuchen, prallt aber an der Penetranz dieser Leute ab, die - offenbar aus
religiöser Verblendung - normale Formen der Rücksichtnahme auf andere, die nicht
ihrer Lehre anhängen, nicht zu kennen scheinen.
Da von Seiten der
Moderatoren auch keine Hilfe zu erwarten ist, wie ein Versuch mir gezeigt hat,
sehe ich nur einen Weg: Es muss für jedermann deutlich gemacht werden, dass die
systematischen Störer selbst die 2 minimalsten Regeln solcher Forumsdiskussionen
(Respektierung der Fragestellung anderer und Verzicht auf persönliche Angriffe)
nicht akzeptieren.
Damit sie aber nicht im allgemeinen Getümmel
weitermachen können, müssen all diejenigen, die diese zwei Regeln akzeptieren,
dies ihrerseits auch deutlich machen und erklären, dass sie diese zwei Regeln
akzeptieren.
Ohne eine Anerkennung dieser Grundregeln durch alle
Teilnehmer einer Diskussion kann nichts Befriedigendes dabei herauskommen.
Eine Moral, die keine Mittel hat, um gegen Verletzungen ihrer Regeln
anzugehen, ist ein Papiertiger. Der skrupellose Störer hat keine
Schwierigkeiten, mal eben den zwei Regeln zuzustimmen und ansonsten mit seinen
Aktivitäten fortzufahren wie gehabt.
Um bloße Lippenbekenntnisse zu
vermeiden, bedarf es Mittel zur Durchsetzung der Regeln. Die einzige Möglichkeit
dazu ist unter den Bedingungen des Internets die gemeinschaftliche Bewertung und
notfalls Ächtung der notorischen Störer.
Dazu müssen die notorischen
Störer vor die Wahl gestellt werden:
Entweder, sie bekennen sich nicht zu den
zwei Regeln. Dann weiß man, woran man bei Ihnen ist.
Wenn sie, um das zu
vermeiden, die Regeln akzeptieren und sich entsprechend verhalten, ist das
Problem gelöst.
Wenn sie allerdings weiter stören und die zwei Regeln
missachten, dann halten sie ein gegebenes Versprechen nicht ein, sie werden
wortbrüchig und unehrlich.
Das Internet ist noch jung, es gedeihen hier
ganz neuartige Formen sozialer Beziehungen und es müssen deshalb auch neue
Regeln und neue Formen ihrer Verwirklichung entwickelt werden.
Nun wird
manch einer sagen: "Du nimmst das viel zu wichtig. Ich will mich hier ein wenig
unterhalten und mit andern Leuten ins Gespräch kommen. Da ist eine öffentliche
Selbstverpflichtung zur Einhaltung bestimmter Regeln ein paar Nummern zu groß."
Diese Haltung verstehe und respektiere ich. Ich bitte deshalb aber auch
umgekehrt zu respektieren, dass andere Teilnehmer in diesem öffentlichen
philosophischen Forum ernsthaft und produktiv argumentieren wollen und
schwierige philosophische Fragen beantworten wollen. Der dafür nötige Schutz
fehlt jedoch und muss mühsam in Eigenhilfe geschaffen werden.
Für mich
ist die inhaltliche Diskussion in dieser Runde beendet, wenn sie überhaupt je
begonnen hat - troz der vielen Beiträge. Ich werde einen neuen Anfang machen,
wenn klar geworden ist, inwieweit die zwei Regeln akzeptiert werden und wie groß
die Bereitschaft ist, sich für deren Einhaltung auch einzusetzen.
Es
grüßt Euch Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von mondial am 21. Aug.
2006, 10:55 Uhr
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moeller, meistens sind Zitat Sätze die aus ihrem Kontext herausgerissen wurden.
Allerdings Sätze die: "...Du musst loslassen..." und "Ich habe YXZland
auserwählt..." beinhalten, kann man vergessen. Das ist einfach nur Quatsch und
Hyperlinks zu Müll zu setzen ist Müll. Ich werde mir jedenfalls diesen
Ohrenwasbitte? nicht antun, dafür ist mir meine Zeit zu schade. Welchem Bedürnis
entspricht deine Auseinandersetzung mit diesem Humbug?
Eberhard, eine
Selbstverpflichtung ist eine Verpflichtung die man sich selbst gegenüber gibt,
nicht gegenüber anderen. Wenn du deine öffentlich machen willst, dann ist das ok
und wenn du nur noch mit denen diskutierst, die sich an die von dir vorgegebene
Handlungsanweisung halten, dann ist das auch ok. Vielleicht wäre es am
einfachsten du erstellst eine Liste und postest sie hier. So kann jeder gleich
sehen ob er genehm ist oder nicht.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von hhmoeller am 21. Aug.
2006, 11:58 Uhr
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on 08/21/06 um 10:55:41, mondial wrote:Das ist einfach nur Quatsch [...]
Absolut richtig!
on 08/21/06 um 10:55:41, mondial wrote:Ich
werde mir jedenfalls diesen Ohrenwasbitte?
nicht antun, dafür ist mir meine
Zeit zu schade.
Absolut richtig!
on 08/21/06 um 10:55:41,
mondial wrote:Welchem Bedürnis entspricht deine Auseinandersetzung mit diesem
Humbug?
Hier im Forum sind Anhänger von Udo Petschers Lehre, z.B.
Gert Kriwetz. Als Joy noch unter dem Nick Wolfgang K. firmierte, hat er Reklame
für dieses Machwerk gemacht.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von mondial am 21. Aug.
2006, 12:41 Uhr
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Reklame? Und nun glaubst du Gegenreklame machen zu müssen? Stell dir mal ganz
entschieden keinen roten Elefanten vor.
Warum kann man moralisch handeln?
Oder kann man nicht?
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 21. Aug.
2006, 13:00 Uhr
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Hi, Aqvileia,
Korrektur muss ich noch anbringen:
Auch wenn
St.Wittgenstein meint 'gut' und 'schlecht' gibt es nicht- Etwas ist gut, wenn
alle sagen, dass es gut ist
Stimmt nicht, was Wittgenstein betrifft
(siehe "Vortrag über Ethik").
(Man sollte sich gerade bei Wittgenstein nicht
von Sekundärliteratur ins Bockshorn jagen lassen)
Was Wittgenstein sagte,
war, es gibt keine guten und schlechten Tatsachen in der Welt. Klar, denn gut
und schlecht sind menschliche Urteile.
Über die Ethik selbst kann nichts
gesagt werden, weil sie, so sagte er, transzendental ist, also außerhalb des
Bereichs, über den gesprochen werden kann. Er meinte allerdings keinesfalls,
dass es deswegen keine Ethik gäbe. Wäre auch Blödsinn. Schließlich fällt Mensch
ethische Urteile und handelt ethisch.
Weswegen ich sage: wer etwas über
Ethik wissen will, muss sich darauf beschränken, ihre Wirkungen in der Welt zu
erkunden. Heißt, was sind Handlungen, die Menschen als gut beurteilen. Nicht,
aus welchem Grund werden sie als gut beurteilt und warum soll man also ethisch
handeln. Das geht nicht. Ethik ist der Vernunft nun mal nicht zugänglich.
In Sachen Evidenz sind wir unterschiedlicher Ansicht, es sei denn, Du
betrachtest die Aussage "das ist evident", die gleichbedeutend mit der Aussage
ist "dat jibbet, guck mal da" bereits als Urteil. Dann wäre allerdings jede
sprachliche Aussage ein Urteil. Kann man sagen, bringt uns aber, fürchte ich,
nicht viel weiter.
Ich nenne evident das, was sich zeigt.
Von
daher beurteile ich auch nicht Dich (ich urteile nie über Menschen, bin kein
Richter), sondern stelle in Sprache das dar, was sich mir zeigt.
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Eberhard, dass hier nicht alle sich unterhalten oder unverbindlichen
Meinungsaustausch üben wollen, sondern ein paar auch philosophisch arbeiten,
damit hast Du recht; ich gehöre ja selbst dazu. Dass man gefälligst auf diese
Leute Rücksicht zu nehmen hat, beanspruche ich genau so. Was zum Thema gehört,
ist manchmal schwierig festzustellen. Ein Thema ist immer ein Themenkomplex. Da
kann schon mal der eine einen Randbereich für wichtig halten, den der andere als
irrelevant ansieht. Die Sache mit den persönlichen Angriffen ist auch nicht ganz
unproblematisch, weil es offenbar vielen Schwierigkeiten bereitet, zwischen
Sache und Person zu unterscheiden. Manche betrachten es als persönlichen
Angriff, wenn man sagt, das ist falsch, das haste nich verstanden, das ist
irrelevant, weil nur subjektive Meinung. Aber ich denke da pragmatisch: beide
Probleme werden sich ohne weiteres im Konsens lösen lassen. Nur wie? Von
Abmahnungen in einem Thementhread wäre ich nämlich auch nicht begeistert.
Aber interessant ist die Sache schon. Und da weise ich wieder auf mein
Beispiel Aqvileia, Laertes und mbl (nur als Beispiel, wer das sieht, findet da
auch noch andere mbl's) hin; das wird denen nicht passen, nehme ich aber keine
Rücksicht drauf. Es geht nicht um die Personen, sondern um das, was sich hinter
den Aussagen zeigt. Das sind Kämpfe. Kämpfe um etwas Absolutes. Das der eine
verteidigt, während der andere sich vehement dagegen wehrt, das überhaupt
irgendwer oder irgend was sich mit seinen Handlungen befasst, noch nicht mal er
selbst. Ist nicht in den Worten zu finden. Ist im Kontext zu finden.
"Heißt, was sind Handlungen, die Menschen als gut beurteilen."
Manche
negieren genau das. Alles sei Quatsch. Es gäbe nichts Gutes.
Es gibt das
Wort. Und beurteilt wird. Warum die Weigerung, dies anzuerkennen?
Ich
behaupte, da zeigt sich im Kleinen ein großes Grundproblem.
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Aqvileia am 21. Aug.
2006, 13:37 Uhr
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Abrazo ich ersuche dich, mich als Person nicht zum Diskussionsgegenstand zu
machen oder mir einen Kontext zuzuschreiben der nur dir zugänglich ist, dazu
stehe ich in keinem Fall zur Verfügung. Solltest du dabei bleiben, werde ich
meine Texte löschen, die im Übrigen nicht ausschließlich meine Meinung
widerspiegeln sondern einer philosophischen Ethik entsprechen.
So, wie du
deine Meinung philosophisch nennst, besitzt sie keinen philosophischen
Ausschließlichkeitsanspruch.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 21. Aug.
2006, 15:17 Uhr
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on 08/21/06 um 13:00:08, Abrazo wrote:Was Wittgenstein sagte, war, es gibt
keine guten und schlechten Tatsachen in der Welt. Klar, denn gut und schlecht
sind menschliche Urteile.
Dies ist kaum zu glauben, denn bereits mit
25 Jahren schrieb er folgendes:
Gibt es Funktionen von Tatsachen? Z.B.
»Es ist besser, wenn dies der Fall ist, als wenn jenes der Fall ist.«
...
Was heißt es dann zu sagen, »es ist gut, daß p« ? Wir können ganz offenbar
sagen, der Sachverhalt p sei gut, ohne zu wissen ob »p« wahr oder falsch ist.
...
Man könnte fragen: wie kann der Sachverhalt p eine Eigenschaft haben,
wenn es sich am Ende gar nicht so verhält?
...
Die Frage, wie ist eine
Zuordnung von Relationen möglich, ist identisch mit dem Wahrheits-Problem.
Gruß, Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 21. Aug.
2006, 16:59 Uhr
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Ich meinte natürlich Werturteile, und zwar im - wie er im Vortrag über Ethik
definierte - absoluten Sinne, nicht im relativen (wie: das ist ein guter
Läufer).
Vergleiche wissen und sagen:
wieviele m hoch der Mont Blang
ist -
wie das Wort "Spiel" gebraucht wird -
wie eine Klarinette klingt.
Wer sich wundert, dass man etwas wissen könne, und nicht sagen, denkt vielleicht
an einen Fall wie den ersten. Gewiss nicht an einen wie den dritten.
Philosophische Untersuchungen 78
;-)
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 17:37 Uhr
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Hallo allerseits,
zu Mondial. Du schreibst: "eine Selbstverpflichtung ist
eine Verpflichtung die man sich selbst gegenüber gibt, nicht gegenüber anderen.
Du irrst, mit einem Versprechen, der üblichen Form der Selbstverpflichtung,
verpflichtet man sich gegenüber den anderen. Aber das muss man wohl nicht so
genau nehmen, da es sich ja um altbackene Moral handelt, wie mbl aus moderner
Sicht kritisch anmerkte.
Zur Frage, wer "genehm" ist, habe ich
geschrieben:
" Alle, die zur Klärung und Beantwortung dieser Frage etwas
beizutragen haben, sind herzlich dazu eingeladen, ob Schüler, Erstsemester,
Doktor oder Professor.
Was ich jedoch nicht möchte ist:
1.
Gesülze, das nichts zur Beantwortung der gestellten Frage beiträgt und
2.
verletzende oder beleidigende Angriffe auf andere Diskussionsteilnehmer.
Dem habe ich nichts hinzufügen. Wer dies nicht akzeptieren kann, sollte sich
selber mal ehrlich nach seinen Motiven dafür fragen. Verteidigt er die freie
Meinungsäußerung? Glaubt er das wirklich?
fragt Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 18:08 Uhr
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Hallo Laertes,
Du hast geschrieben:
"Begründen mag, wer will.
ich schreibe, was ich schreibe. brauche ich gründe dafür?"
Etwas später
schriebst Du: "... wie ich es hier auch schon nachgewiesen habe(posting71)."
Das hätte ich gern von Dir gewusst, wie Du das machst: etwas nachzuweisen,
ohne Gründe anzugeben.
Es grüßt Dich Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von mondial am 21. Aug.
2006, 18:24 Uhr
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Tja Eberhard, ich möchte auch so vieles nicht. Es gibt da so ein ebenso
altbackenes Sprichwort dazu: "Wer in die Küche geht, darf den Dampf nicht
scheuen." Natürlich irre ich nicht bezüglich der Selbstversprechung. Ein
Versprechen an mich selbst... aber du darfst das selbstverständlich nehmen wie
du willst. Schreite er voran mit seinen Ausführungen.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 21. Aug.
2006, 19:21 Uhr
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hi eberhard,
"Begründen mag, wer will.
ich schreibe, was ich
schreibe. brauche ich gründe dafür?"
Etwas später schriebst Du: "... wie
ich es hier auch schon nachgewiesen habe(posting71)."
"Das hätte ich
gern von Dir gewusst, wie Du das machst: etwas nachzuweisen, ohne Gründe
anzugeben."
das habe ich doch gemacht, hast du es nicht gelesen?
auf deine moralischen fragen habe ich hin g e w i e s e n und n a c hher
gezeigt, dass sie moralisch sind.
dazu brauche ich keine gründe und b e
weise, sondern deine und meine worte.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 20:38 Uhr
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Tolle Kunststückchen! Das nenne ich schöpferischen Umgang mit der Sprache,
lebendige Philosophie!
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 21. Aug.
2006, 20:47 Uhr
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nein, umgehe die sprache nicht!
:-)
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 21:29 Uhr
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Smile ----bist eigentlich doch ein ganz umgänglicher Typ ...?!
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 21. Aug.
2006, 21:38 Uhr
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Hallo Mondial,
in der Küche muss man mit Dampf rechnen. (Ich hoffe, ich
darf Dir mit 'muss' kommen?!) Aber muss man damit rechnen, dass sich die Köche
die Bratpfannen über die Köpfe schlagen und mit den Köhlköpfen Fußball spielen?
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von mondial am 21. Aug.
2006, 22:09 Uhr
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on 08/21/06 um 21:38:08, Eberhard wrote:Hallo Mondial,
in der Küche
muss man mit Dampf rechnen. (Ich hoffe, ich darf Dir mit 'muss' kommen?!) Aber
muss man damit rechnen, dass sich die Köche die Bratpfannen über die Köpfe
schlagen und mit den Köhlköpfen Fußball spielen?
Rechnen muss
man mit allem aber man darf auch hoffen... (Lass mal den Kohl im Topf.)
[smiley=essen4.gif]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 21. Aug.
2006, 23:28 Uhr
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Worauf - dass der Kohl nicht anbrennt, wenn keiner da ist, der die Hitze
runterschalten will und kann?
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 22. Aug.
2006, 08:00 Uhr
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Hallo Laertes und andere, die dem moralischen Sollen misstrauisch gegenüber
stehen,
das Sollen kommt nicht mit der Moral in die Welt. Das Sollen ist
die Kehrseite des Wollens: Was A von B will, ist das, was B gemäß A tun soll.
Der Söldner, der die Gefangenen erschießen will, ruft mit dem Gewehr in der
Hand: "An die Wand mit Euch! ... Ich sagte, Ihr sollt an die Wand gehen!"
Guten Morgen!
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 22. Aug.
2006, 08:11 Uhr
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Hi Eberhard,
on 08/22/06 um 08:00:06, Eberhard wrote:"An die Wand mit
Euch! ... Ich sagte, Ihr sollt an die Wand gehen!"
es scheint
nicht klar, woher das Recht des unbedingten Wollens kommt, das Recht den anderen
seinen Willen aufzudrängen oder gar aufzuzwingen.
Das Recht des
Stärkeren? Wohl kaum, in Bezug zu Deinem Beispiel erscheint das etwas
lächerlich.
Soll er sagen „Wer nicht macht was ich will, wird erschossen“?
Gruß,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 22. Aug.
2006, 09:19 Uhr
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Hallo Gnoseias,
worauf es mir ankommt: Das Sollen ist der Inhalt eines
Willens.
A sagt zu B: "Ich will, dass Du meine Diskussionen nicht durch
Beiträge störst, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts zu tun haben!"
C fragt B: "Was will A von Dir?"
B: "Ich soll seine Diskussionen
nicht durch Beiträge stören, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts zu
tun haben."
Ob A das Recht hat, dies von B zu wollen, ist damit nicht
gesagt.
Dies Recht käme erst dadurch ins Spiel, dass A sich auf eine
Forums-Moral bezieht, die die Regel enthält: "Man soll die Fragestellung eines
andern respektieren und dessen Diskussion nicht dadurch stören, dass man
Beiträge macht, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts zu tun haben."
Die Frage ist natürlich, ob es eine solche Moral gibt oder ob sie sich
erst herausbilden muss. Davon hängt das Recht auf eine derartige Forderung ab.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 22. Aug.
2006, 09:49 Uhr
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Hi,
B sagt aber: ich will nicht.
Offenbar sind die Ziele von A und
B nicht die gleichen.
Davon abhängig der Sinn der Handlungen, an diesem
Beispiel posten.
Eine Moral würde also voraussetzen, dass man sich über
das Ziel einigt.
Wir können an diesem Beispiel sagen, es stehen drei
Ziele zur Auswahl:
Unterhaltung
Beschreibung persönlicher Zustände
(Meinungen, Gefühle, subjektive Ansichten)
Gemeinsame wissenschaftlich
orientierte Arbeit an der Lösung von Sachfragen.
Diese Ziele sind nicht
miteinander vereinbar. Jeder, der eines dieser Ziele verfolgt, wird sich von den
Handlungen derer, die die beiden anderen Ziele verfolgen, gestört fühlen. Es ist
also sinnlos zu verlangen, diese drei Ziele gemeinsam zu verfolgen; sie
widersprechen einander.
Da haben wir also einen Konflikt, Frage, wie
lösen.
Indem man festlegt, hier wird insgesamt nur dieses Ziel verfolgt,
mit dem Ergebnis, dass diejenigen, die es nicht teilen, sich davon machen? Das
ist eine Möglichkeit.
Die andere Möglichkeit wäre, bei Zielkonflikten
eine Aufteilung zu beschließen, so dass alle ihre Ziele in ihren eigenen
Bereichen verfolgen können. Das setzt natürlich die Anerkennung der moralischen
Vorschrift voraus, die Grenzen der unterschiedlichen Bereiche zu akzeptieren.
Ist es möglich, für die drei unterschiedlichen Ziele eine gemeinsame Moral
zu entwickeln oder muss nicht vielmehr für jedes eine eigene entwickelt werden?
Grüße
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 22.
Aug. 2006, 10:27 Uhr
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Hi, Eberhard,
Die Frage ist natürlich, ob es eine solche Moral gibt oder
ob sie sich erst herausbilden muss. Davon hängt das Recht auf eine derartige
Forderung ab.
"...ob sie sich erst herausbilden muss." - Eberhard, Du
Träumer.
Wie soll denn das gehen? Moral ist doch kein unsichtbares
Pilzgeflecht im Waldboden, das im Herbst einen Fruchtkörper herausbildet.
Sondern: Vernünftige Personen, die etwas erreichen wollen und die Wahl haben
zwischen einem eher bequemen, lasterhaften und einem eher mühevollen,
tugendhaften Verhalten, die machen eine Vorkalkulation von Nutzen, Mühen und
Risiken.
Und wenn diese Vorkalkulation ergiibt: Die zusätzlichen Mühen für
das tugendhafte Verhalten sind fruchtlos, brint nix, dann lassen sie das
vernünftigerweise.
Der Scheiterhaufen macht die Moral mächtig.
Folgerung: Wer moralisches Verhalten will, der wird es nur erreichen, wenn er
etwa so vorgeht:
Einen Gemeinwillen (volonte general nach Rousseau)
definieren als Voraussetzung für Miteinander und Gemeinschaft. Ohne Gemeinwille
keine Gemeinschaft, sondern allenfalls eine Horde von opportunistischen
Einzelkämpfern, die vorgeben, sie seien Teil einer Gemeinschaft.
vorbildhaft voran gehen Richtung Erfüllung des Gemeinwillens, denn sonst wäre er
unglaubwürdig.
Allen Einsichtsfähigen und -willigen die Vorteile zeigen,
die jeder hat, wenn er sich wie alle moralisch verhält. Die Aussicht auf diese
späteren Vorteile ist der Anreiz zum moralischen Verhalten des vernünftigen
Menschen. (Viele Personen pflegen die eine oder andere als moralisch geltende
Verhaltensweise aus unvernünftigen Gründen, beispielsweise Festklammern an der
Erziehung oder aus Eitelkeit "Ich bin ein Moralischer!")
Garant für
Fairneß sein. Denn wer sich als Opfer der anderen sieht, der stellt sein
Engagement zum Vorteil der anderen ein.
Die Zögernden ermutigen.
Brennbereiten Scheiterhaufen aufschichten zur Disziplinierung der Böswilligen.
Wegen Fairneß. Weniger drastische Strafen können auch genügen, wenn alle Punkte
davor überzeugend genug sind. (Was sie leider selten sind. Solange die
Verantwortlichen dann trotz dieser Mängel auf das Brennen verzichten, wären ihre
Klagen über den Verfall der Moral eine Selbstanklage.)
Gelegentlich muß
auch mal ein Bösewicht brennen zur Abschreckung der anderen potenziellen
Bösewichter und zur Beruhigung der Tugendhaften.
So macht man Moral.
So hat Moses Moral gemacht, und die Kirche war darin so erfolgreich, wie die
Scheiterhaufen auch loderten.
Also, Eberhard, Moral "bildet sich nicht
von selbst heraus", das ist Illusion, sondern einer muß sie machen, und wer dazu
nicht bereit ist, aber über den Verfall klagt, der klagt sich selbst an.
Gegenthesen erwünscht.
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 22. Aug.
2006, 10:39 Uhr
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hallo eberhard und abrazo,
freut mich, dass ihr m.e. den thread mit
euren letzten beiträgen bereits 'gerettet' habt!
wenn man seine person,
moral, reine wissenschaftlichkeit mal beiseite lässt, so ist doch ein gespräch
immer möglich, auch wenn die interessen verschieden sein mögen.
zitat
eberhard:
"das Sollen kommt nicht mit der Moral in die Welt. Das Sollen ist
die Kehrseite des Wollens: Was A von B will, ist das, was B gemäß A tun soll.
Der Söldner, der die Gefangenen erschießen will, ruft mit dem Gewehr in der
Hand: "An die Wand mit Euch! ... Ich sagte, Ihr sollt an die Wand gehen!" "
der wille kann verschieden aufgefasst werden. wer kleinkinder kennt, die
nicht total autoritär erzogen werden, der stösst oft auf einen enorm starken
willen. sind diese kinder jetzt schon moralisch?
ich behaupte, nein.
das
söldnerbeispiel ist moralisch. etymologie von 'sold': mhd. 'solt' =schuld,
pflicht, dienst.
der wille eines söldner ist fremdinduziert, der wille eines
kleinkindes nicht unbedingt.
"worauf es mir ankommt: Das Sollen ist
der Inhalt eines Willens."
nicht immer!
das sollen ist der inhalt
eines zwangs.
der zwang eines inhalts ist das sollen.
ich ziehe
interesse dem willen vor.
"A sagt zu B: "Ich will, dass Du meine
Diskussionen nicht durch Beiträge störst, die mit dem Thema der Diskussion
absolut nichts zu tun haben!""
ok. A k a n n das sagen.
"C fragt B: "Was will A von Dir?"
B: "Ich soll seine Diskussionen nicht
durch Beiträge stören, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts zu tun
haben.""
hier fügt sich B bereits in eine moral, wenn er
interpretiert, er solle etwas wegen A.
B könnte doch einfach sagen: 'A will
von mir, dass ich in seinem sinn beiträge nicht störe.'
das wäre erstens
präziser und zweitens noch nicht moralisch geschlüsselt.
"Ob A das
Recht hat, dies von B zu wollen, ist damit nicht gesagt."
jetzt
kommst du schon wieder mit dem recht. das recht ist eine schon sehr verfestigte
form von moral.
"Die Frage ist natürlich, ob es eine solche Moral
gibt oder ob sie sich erst herausbilden muss. Davon hängt das Recht auf eine
derartige Forderung ab."
richtig. wobei der begriff 'recht' schon
gewaltätige massregelungen beinhaltet (z.b. löschung von beiträgen, ausschluss
eines mitgliedes).
da bin ich dagegen.
threadteue der beiträge ist
ok. wer aber ernsthaft philosophiert, der kommt immer irgendwann zu umwegen,
exkursen, zu klärenden differenzen mit einem anderen. und manchmal sind es genau
diese orte, wo man etwas lernen kann, wo man interessen des anderen zu spüren
beginnt und ev. die eigenen zu hinterfragen beginnt. durch eine threadtreuemoral
könnte das abgetötet werden. fände ich schade.
zitat abrazo:
"B sagt aber: ich will nicht.
Offenbar sind die Ziele von A und B nicht
die gleichen.
Davon abhängig der Sinn der Handlungen, an diesem Beispiel
posten.
Eine Moral würde also voraussetzen, dass man sich über das Ziel
einigt."
stimmt.
"Wir können an diesem Beispiel sagen, es
stehen drei Ziele zur Auswahl:
Unterhaltung
Beschreibung persönlicher
Zustände (Meinungen, Gefühle, subjektive Ansichten)
Gemeinsame
wissenschaftlich orientierte Arbeit an der Lösung von Sachfragen.
Diese
Ziele sind nicht miteinander vereinbar."
ich spreche nicht von
zielen, weil das endpunkte sind.
also nenne ich deine drei (m.e. könnte man
da noch sehr viel mehr anführen: z.b. zusammen philosophieren) punkte nicht
ziele, sondern interessen.
dass du sagst, diese drei seien nicht vereinbar,
spricht ja schon bände:
wissenchaftliche arbeit ist unvereinbar mit
persönlichen gefühlen und ohne jeden unterhaltungswert.
das sagst du
implizit; wie kommst du darauf? und warum sprichst du in einem philoforum von
wissenschaftlicher a r b e i t ???
diese habe ich hier noch nirgends
entdecken können, und das ist auch ok.
"Jeder, der eines dieser Ziele
verfolgt, wird sich von den Handlungen derer, die die beiden anderen Ziele
verfolgen, gestört fühlen."
nur wenn er dieselben (moralischen)
interessen hat wie du.
"Es ist also sinnlos zu verlangen, diese drei
Ziele gemeinsam zu verfolgen; sie widersprechen einander."
zu v e r l
a n g e n ist tatsächlich sinnlos.
dass sich diese ziele (interessen)
widersprechen, dass könnte man erst nachweisen, indem man zusammen philosophiert
und sich so deutlich und so frei von moral wie möglich positioniert.
"Ist es möglich, für die drei unterschiedlichen Ziele eine gemeinsame Moral
zu entwickeln oder muss nicht vielmehr für jedes eine eigene entwickelt werden?"
meine idee:
1. abrazos dreiteilung in frage stellen (könnte viel mehr
sein und muss nicht unvereinbar bleiben).
2. ziele mit interessen ersetzen.
3. interesse nicht mit moral ersetzen.
4. dort wo interessen ungleich sind,
philosophieren, streiten, eins werden oder nicht.
5. wenn ein interesse eines
anderen nicht in bewegung kommt (dogma) und es einen nicht interessiert, dann
ignorieren.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 22. Aug.
2006, 11:35 Uhr
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Hi Eberhard,
on 08/22/06 um 09:19:37, Eberhard wrote:worauf es mir
ankommt: Das Sollen ist der Inhalt eines Willens.
In Bezug auf das
Thema „Warum soll man moralisch sein?“, wären damit zwei abweichende
Fragestellungen interessant:
„Warum will man (bzw. nicht) moralisch sein?“
Ein äußeres Wollen impliziert ein äußeres Sollen als Ursache für ein eigenes
(un)freiwilliges Wollen und damit ein eigenes, aber freiwilliges Sollen?
Kann das bedeuten, dass ich den Willen des anderen anerkennen muss, damit ich
ein eigenes Sollen verspüre? Das wiederum kann bedeuten, dass ich auch ohne
Recht des anderen freiwillig seinen Willen anerkennen kann.
on
08/22/06 um 09:19:37, Eberhard wrote:Die Frage ist natürlich, ob es eine solche
Moral gibt oder ob sie sich erst herausbilden muss. Davon hängt das Recht auf
eine derartige Forderung ab.
Die Moral kann sich damit aus oben
genannten Gründen auch aus Respekt oder Vernunft herausbilden. Jedoch ist mir
noch nicht klar, inwieweit sich daraus das Recht oder die Möglichkeit ergeben
kann, andere bzw. zusätzliche „Teilnehmer“ zu dieser „unserer“ Moral zu
verpflichten.
Gruß,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 22. Aug. 2006,
11:39 Uhr
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on 08/22/06 um 09:19:37, Eberhard wrote:Dies Recht käme erst dadurch ins
Spiel, dass A sich auf eine Forums-Moral bezieht, die die Regel enthält: "Man
soll die Fragestellung eines andern respektieren und dessen Diskussion nicht
dadurch stören, dass man Beiträge macht, die mit dem Thema der Diskussion
absolut nichts zu tun haben."
Die Frage ist natürlich, ob es eine solche
Moral gibt oder ob sie sich erst herausbilden muss. Davon hängt das Recht auf
eine derartige Forderung ab.
Na, Eberhard, das klingt doch
zumindest schon mal deutlich einsichtiger als jede möglich denkbare
"Kriegserklärung"! :-)
Im übrigen, Deine postulierte Forderung "Man soll
die Fragestellung eines andern respektieren und dessen Diskussion nicht dadurch
stören, dass man Beiträge macht, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts
zu tun haben." findet -vielleicht überrascht Dich das sogar- ganz grundsätzlich
auch meine Zustimmung, und zwar uneingeschränkt! Der Punkt, den ich dabei
vielmehr sehe, ist, das zunächst oftmals gar nicht wirklich selbst erkannt wird,
dass der als "Störbeitrag" empfundene Beitrag sehr wohl mit dem Thema der
Diskussion zu tun hat. Dieses Nichterkennen führt dann zu der Empfindung, da
wolle einer nur stören oder missionieren oder ärgern oder was auch immer.
Was hier dann fehlt, ist nur das ensprechend "sensitive Feingefühl", dass
der als zunächst nur als "Störbeitrag" empfundene Beitrag sehr wohl passend zum
Thema ist, nur vielleicht themenbezogen an anderer, vielleicht gar grundsätzlich
tieferer Stelle ansetzt.
Deine Art zu denken und zu argumentieren ist mir
nicht unbekannt und ich kann sie auch problemlos nachvollziehen, auch mit ihrer
jeweilis vorgetragenen Begründung. Meine Beiträge fordern Dich und andere Leser
eher dazu auf, tiefer zu gehen, weg von der trennenden und urteilenden Bewertung
einer Wahrnehmung. Denn je tiefer Du gehst, umso mehr verschwinden die an der
Oberfläche erscheinenden vermeintlichen Unterschiede. Der Ozean ist an seiner
Oberfläche sehr bewegt und scheinbar auch sehr different - keine Welle gleicht
der anderen, obwohl sie doch alle Wellen und real auch nicht voneinander
getrennt sind. Tauchst Du aber in seine Tiefen, wirst Du, je tiefer Du tauchst
immer weniger getrennte Verschiedenheit erleben, sondern eher eine nicht
getrennte, sondern nur begrifflich unterschiedene Vielfalt.
Moral, egal
welche auch immer, betrachtet und bewertet stets allein die sichtbar
erscheinende Oberfläche des Ozeans als den vermeintlich ganzen Ozean. Moral ist
immer oberflächlich. Je tiefer Du in die Wirklichkeit des Ozeans eintauchst,
umso mehr erkennst Du auch selbst, dass die Erscheinungen der sinnlich
sichtbaren und wahrnehmbaren Oberfläche eben nicht das Ganze sind und diese
Betrachtungsweisen zudem zur Betrachtung des Ganzen, hier den Ozean mit all
seinen Tiefen, auch völlig untauglich sind.
Philosophie strebt nach der
Erkenntnis des GANZEN, nicht nur nach dem, was an der Oberfläche als sichtbar
erscheint.
on 08/22/06 um 09:49:14, Abrazo wrote:Eine Moral würde
also voraussetzen, dass man sich über das Ziel einigt.
Genau!
Sich aber vorweg über ein Ziel zu einigen, das man doch noch gar nicht wirklich
kennt, sondern erst zu erkennen sucht, ist aber reiner Selbstbeschiss. Die Frage
ist also: Suche ich nach einer noch selbst eingestandenen offenen Erkenntnis
oder nur nach einer (egoistischen) Bestätigung, des vermeintlich nur von mir als
für wahr Erkannten.
on 08/22/06 um 09:49:14, Abrazo wrote:
Wir
können an diesem Beispiel sagen, es stehen drei Ziele zur Auswahl:
Unterhaltung
Beschreibung persönlicher Zustände (Meinungen, Gefühle,
subjektive Ansichten)
Gemeinsame wissenschaftlich orientierte Arbeit an der
Lösung von Sachfragen.
Diese Ziele sind nicht miteinander vereinbar.
Jeder, der eines dieser Ziele verfolgt, wird sich von den Handlungen derer, die
die beiden anderen Ziele verfolgen, gestört fühlen. Es ist also sinnlos zu
verlangen, diese drei Ziele gemeinsam zu verfolgen; sie widersprechen einander.
Weshalb nicht gemeinsam danach suchen, den scheinbaren nicht zu
vereinbarenden Widerspruch zu beseitigen, ihn eben nur insofern als scheinbar zu
erkennen, da er nur daraus entsteht, dass das GLEICHE aus verschiedenen
Perspektiven, verschiedenen Tiefen heraus betrachtet wird und so auch zu
verschiedenen Aussagen führen muss?
on 08/22/06 um 09:49:14, Abrazo
wrote:
Da haben wir also einen Konflikt, Frage, wie lösen.
Indem man
festlegt, hier wird insgesamt nur dieses Ziel verfolgt, mit dem Ergebnis, dass
diejenigen, die es nicht teilen, sich davon machen? Das ist eine Möglichkeit.
Die andere Möglichkeit wäre, bei Zielkonflikten eine Aufteilung zu
beschließen, so dass alle ihre Ziele in ihren eigenen Bereichen verfolgen
können. Das setzt natürlich die Anerkennung der moralischen Vorschrift voraus,
die Grenzen der unterschiedlichen Bereiche zu akzeptieren.
Ist es
möglich, für die drei unterschiedlichen Ziele eine gemeinsame Moral zu
entwickeln oder muss nicht vielmehr für jedes eine eigene entwickelt werden?
Nein, Abrazo, es geht nicht um eine "gemeinsame Moral", sondern
darum, jede Moral als "Anpassungs-Zwang" gegenüber (nur scheinbar) anderen und
somit als die Gemeinschaft schädigendes, sie trennendes und urteilendes
Instrument zu entlarven und zu erkennen. Wo Moral herrscht, ist immer Krieg,
wird Krieg und Feindschaft geradezu heraufbeschworen! Moral grenzt immer aus und
führt somit geradezu in den Konflikt, den sie zu vermeiden trachtet, erst
hinein, erschafft den Konflikt sozusagen selbst. Moral als ein Kriegerisches,
als ein Trennendes zu erkennen, erst das lässt den bewussten und
selbstbestimmten Menschen sich von jeder Moral abwenden! Sein Gesetz wird allein
das nicht unterscheidende, das nichttrennende und das nicht (ver-)urteilende
sein, und das ganz allein ist die LIEBE selbst.
Alles Handeln, das nicht
in der LIEBE gründet, die selbst das GANZE ist, wird immer Leid und Schmerz,
Hass und Neid erzeugen. Erst dann, wenn wir als handelnder Mensch im Sinne des
GANZEN (= des nicht Getrennten) handeln, wird sowohl unser Handeln als auch
unser Erleben ein wahrhaft liebevolles sein, und dieses Handeln ist immer ein
"Nicht-Handeln". Dieses "Nicht-Handeln", in dem dennoch nichts ungetan bleibt,
hier näher zu vertiefen, ist m.E. hier -an dieser Stelle- noch verfrüht, da es
sich selbst jenen im Verstehen zumeist entzieht, die zumindest bereits
intellektuell bereit sind, es als solches zu akzeptieren.
Also: Wir
können uns hier alle rechthaberisch und besserwisserisch gegenseitig die Köppe
einschlagen oder aber wir versuchen, statt gegeneinander, hier miteinander
zusammenzufinden, denn letztlich sind wir nicht voneinander getrennt, da es ein
"Ich" ohne ein "Du" gar nicht -auch nicht scheinbar- geben könnte. Das "Ich und
Du" zu einen, das ist der Weg zur Erkenntnis dessen, was "ich" denn nun wirklich
bin. Und dieses "einen" ist schlussendlich nichts anderes als LIEBE.
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 22. Aug.
2006, 11:42 Uhr
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hi goseias,
„Warum will man (bzw. nicht) moralisch sein?“
nur ein grund: angst.
"Ein äußeres Wollen impliziert ein äußeres
Sollen als Ursache für ein eigenes (un)freiwilliges Wollen und damit ein
eigenes, aber freiwilliges Sollen?"
wunderschön ausgeführt: das
schmerzende hamsterrad der moral.
"Kann das bedeuten, dass ich den
Willen des anderen anerkennen muss, damit ich ein eigenes Sollen verspüre?"
sklave deiner selbst.
"Das wiederum kann bedeuten, dass ich
auch ohne Recht des anderen freiwillig seinen Willen anerkennen kann."
ja, ohne recht kannst du den willen eines anderen erkennen. mit recht und
entsprechenden erwartungen, fällt die erkenntnis schwerer.
"Die Moral
kann sich damit aus oben genannten Gründen auch aus Respekt oder Vernunft
herausbilden."
respekt und vernunft sind auch moralisch.
"Jedoch ist mir noch nicht klar, inwieweit sich daraus das Recht oder die
Möglichkeit ergeben kann, andere bzw. zusätzliche „Teilnehmer“ zu dieser
„unserer“ Moral zu verpflichten."
wie schon gesagt: ein solches recht
ist nur durch gewalt zu formen, und das wünsch ich nicht.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 22. Aug.
2006, 11:47 Uhr
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Hi, Wolfgang,
on 08/22/06 um 10:27:00, Wolfgang_Horn wrote:Sondern:
Vernünftige Personen, die etwas erreichen wollen und die Wahl haben zwischen
einem eher bequemen, lasterhaften und einem eher mühevollen, tugendhaften
Verhalten, die machen eine Vorkalkulation von Nutzen, Mühen und Risiken.
Und
wenn diese Vorkalkulation ergiibt: Die zusätzlichen Mühen für das tugendhafte
Verhalten sind fruchtlos, brint nix, dann lassen sie das vernünftigerweise.
Das ist vor allem dadurch möglich, dass das, was diese Personen
erreichen wollen, oft trotzdem erhältlich ist. Würde es ihnen verwehrt, wäre es
einfacher.
Auch ich untergrabe die Moral in diesem Forum, indem ich immer
wieder auf Joy eingehe, was für mich nicht so einfach wäre, würde man mit mir,
als Folge davon, ebenfalls nicht mehr kommunizieren.
on 08/22/06 um
10:27:00, Wolfgang_Horn wrote:Also, Eberhard, Moral "bildet sich nicht von
selbst heraus", das ist Illusion, sondern einer muß sie machen, und wer dazu
nicht bereit ist, aber über den Verfall klagt, der klagt sich selbst an.
Gegenthesen erwünscht.
Da beißen und bissen sich schon ganz andere
(z.B. Foucault, Gadamer, Apel, Habermas) die Zähne aus. :-)
Gruß,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 22. Aug.
2006, 11:51 Uhr
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Hi laertes,
on 08/22/06 um 11:42:45, laertes
wrote:„Warum will
man (bzw. nicht) moralisch sein?“
Wieso wiederholst Du meine Frage?
Gruß,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 22. Aug.
2006, 12:08 Uhr
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ich habe deine frage zitiert, allerdings auf die klammer darin bin ich noch
nicht eingegangen:
warum will man nicht moralisch sein?
gute
frage!
weil man gegen angst und gewalt ist.
gratwanderung ist
dann:
das nicht-moralisch-sein nicht doch wieder zur moral zu erheben.
ich mache das nicht oder bemühe mich maximal, das nicht zu machen, aber da
wir alle in unserem kulturkreis bereits einen k ö r p e r l i c h e n
moralreflex eingeimpft bekommen haben, ist die reaktion und das verständnis auf
eine 'antimoral' allermeistens leider schon wieder moralisch gefärbt.
das
zu erkennen und nicht mehr moralisch zu r e agieren, setzt eine sensibilisierung
voraus. ich habe jahre dafür gebraucht. aber sicherlich gibt es menschen, die
rascher von begriff sind als ich.
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von RandolphCarter am 22.
Aug. 2006, 12:17 Uhr
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muss sagen, dass ich des horns meinung bin...
worüber ihr anderern schreibt
bleibt mir bis jetzt immernoch rätzelhaft...kommt mal zum punkt...
grüße
Carter
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 22. Aug.
2006, 12:18 Uhr
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on 08/22/06 um 12:08:17, laertes wrote:ich habe deine frage zitiert,
Oh! [shocked]
Ich muss leider die Texte hier am Arbeitsplatz
lesen, wenn eine kurze Pause entsteht.
Dadurch ist es für mich fast unmöglich
oder zumindest sehr anstrengend, Deine gleichförmigen, fast unformatierten Texte
schnell genug zu erfasssen.
Würdest Du bitte Deine letzten zwei oder drei
längeren Beiträge mit dem http://www.philtalk.de/forum/gif/quote2.gif-Button
oder manuell mit dem Quote-Tag anpassen.
Vielen Dank,
Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 22. Aug.
2006, 12:23 Uhr
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das würde ich gerne tun, aber mit meinem mac funktioniert das nicht.
ich
bin mir bewusst, dass meine beiträge deswegen weniger übersichtlich sind als die
der anderen.
kann jemand helfen?
viele grüsse
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 22. Aug. 2006,
12:48 Uhr
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on 08/22/06 um 11:47:56, Gnoseias wrote:Auch ich untergrabe die Moral in
diesem Forum, indem ich immer wieder auf Joy eingehe, was für mich nicht so
einfach wäre, würde man mit mir, als Folge davon, ebenfalls nicht mehr
kommunizieren.
Täusch Dich da mal nicht, Gnoseias! In diesem
Forum stehen weit über 1.500 Beiträge von mir geschrieben. Und kaum einer ist
dabei, auf den nicht mindestens ein Forummitglied reagiert hätte. All jene, die
in den letzten zwei drei Tagen hier wieder lauthals nach Zensur und Ausschluß
gerufen haben (und diesen unausgesprochen auf Joy bezogen hatten), gehören zu
genau jenen, die am meisten auf meine Beiträge hier reflektiert, also
geantwortet haben. Eberhard hat mir bzw. meinen "Thesen" -so nannte er es- ganze
Threads gewidmet, und das waren keine 2-Seiten Threads, sondern randvoll
gefüllte Threads. Mein einziger "treuer" Mitstreiter war dabei WuWei - der alles
versteht, was ich schreibe, es selbst aber -und das ist das interessante dabei-
stets anders -etwas softer sozusagen- formuliert.
Die Suchfunktion in
der Software dieses Forum ist recht schlapp. Wäre sie dies nicht, dann könntest
Du problemlos feststellen, dass z.B. heute massiv Abrazo mit Argumenten
argumentiert -mir gar noch widersprechend- die sie 1:1 von mir selbst übernommen
hat, denen sie vor wenigen Monaten noch mit aller möglichen intellektuellen
Akrobatik und Vehemenz selbst widersprochen hat. Inhaltlich nähern sich Abrazos
Beiträge permanent mehr und mehr meiner eigen Argumentation an -was ich ihr
nicht vorhalte, sondern mich freut. Abrazo tut sich nur mit der letzten
Konsequenz schwer - annsonsten ist sie, was Erkenntnis anbelangt, um mehrere
Längen weiter als alle meine anderen sogenannten "Gegner" in diesem Forum. Zum
Beispiel hhmoeller -40-50% seiner Beiträge wenn nicht gar 70-80%- stehen unter
Bezugnahme auf mich- was meinst Du wohl warum? Weil er das alles als Unsinn
empfindet? Wäre dem tatsächlich so, dann würde er alle meine Beiträge ganz
einfach ignorieren. Aber er sucht Bestätigungen und Beweise in verbalen
Argumenten - nicht die Spur sich selbst gewahr, dass er sie nur in seinem
eigenen Erleben und Erkennen vergegenwärtigen kann...
Das Forum hier ist
ein lustiger und kunterbunter Verein und alle die hier längere Zeit regelmäßig
schreiben, sind zumindest wahrhaft Interessierte - und genau als solche weiß ich
sie auch zu schätzen und zu nehmen.
Joy
PS:
Schade, dass sich "mbl" jetzt hier selbst abgemeldet hat - vermutlich wegen des
"Nazi-Vorwurfs" von Abrazo. Ihre Beiträge hatten -auch wenn ich nicht in allem
mit ihr konform ging- doch zumindest etwas sehr Erfrischendes. Schau mal nur
z.B. dagegen die Beiträge unter dem alias-name "Louisquinze" an: Außer
Buchzitaten keinerlei eigenen geistigen Gehalt - der fährt noch mit Stützrädern
durchs Leben und hält jedem diese Stützräder als die Wahrheit und Weisheit an
sich entgegen... ;-)
Alles in Allem: Das ist hier schon ein lustiger
Verein. [grin]
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 22. Aug. 2006,
12:55 Uhr
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on 08/22/06 um 12:17:16, RandolphCarter wrote:muss sagen, dass ich des horns
meinung bin...
worüber ihr anderern schreibt bleibt mir bis jetzt immernoch
rätzelhaft...kommt mal zum punkt...
Wir sind doch schon beim
"Punkt" - und dieser "Punkt" bist Du selbst...Wir schreiben hier nur über Dich,
über niemaden sonst"! ;-)
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 22. Aug.
2006, 15:06 Uhr
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Hallo allerseits,
was ich sagen wollte war: Die Einschränkung der eigenen
Interessen, die das moralische Sollen erfordert, sind erträglicher als die
Einschränkungen, die ich durch das Sollen gemäß dem Willen eines Stärkeren
erfahre.
Und wenn es sich um eine "vernünftige" Moral handelt, dann ist
sie auch für mich akzeptabel.
Nehmen wir z. B. das Verhalten an
Bushaltestellen bei vollen Bussen. Im Land A bilden die Leute an der Haltestelle
eine Schlange und stellen sich geduldig hinten an ("queuing"). In Land B gibt es
jedes Mal ein Drängeln und Vordrängeln, um noch einen Sitzplatz zu ergattern.
Die Einschränkung durch die Regel "Man soll sich hinten anstellen" ist wohl
erträglicher als die Einschränkung durch die Ellbogen-Bewegungen und das
Geschubse der Konkurrenten um die wenigen freien Sitzplätze.
Dass auch
Internetforen "vernünftige" allgemein anerkannte Regeln benötigen, zeigt sich an
der Häufigkeit der Konflikte unter den Teilnehmern. Leider ist hier oft
Rücksichtslosigkeit Trumpf und Frechheit siegt.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Wolfgang_Horn am 22.
Aug. 2006, 15:07 Uhr
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Hi, Gnoseias,
ich: "Vernünftige Personen, die etwas erreichen wollen und
die Wahl haben zwischen einem eher bequemen, lasterhaften und einem eher
mühevollen, tugendhaften Verhalten, die machen eine Vorkalkulation von Nutzen,
Mühen und Risiken.
Und wenn diese Vorkalkulation ergiibt: Die zusätzlichen
Mühen für das tugendhafte Verhalten sind fruchtlos, brint nix, dann lassen sie
das vernünftigerweise."
Du: Das ist vor allem dadurch möglich, dass das,
was diese Personen erreichen wollen, oft trotzdem erhältlich ist.
Wenn in
dieser Entscheidungssituation eine dritte Möglichkeit ist, dann muß man die auch
berücksichten, klar.
Ändert das aber etwas an meiner Schlußfolgerung,
falls es nur zwei Möglichkeiten gibt?
Ciao
Wolfgang Horn
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Abrazo am 22. Aug.
2006, 21:59 Uhr
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Zu # 105
An meiner Tür klingelt ein Staubsaugervertreter.
Er preist
mir seinen Staubsauger an.
Ich gucke mir das Ding an, lasse es mir erklären
und stelle fest, den will ich auf keinen Fall haben.
Abgesehen davon, dass er
laut und hässlich ist, hat er eine viel zu geringe Saugleistung und keinen
Bürstenaufsatz.
Der Staubsaugervertreter demonstriert mir, wie wunderschön
man mit der Düse den Staub von den Möbeln saugen kann.
Ich sage, danke, nein,
dafür nehme ich einen feuchten Lappen, das geht in meinen Augen besser,
gründlicher und ist bequemer, als dauernd das Ding aus der Besenkammer zu holen.
Er besteht aber darauf, ich müsse unbedingt mit seinem Staubsauger meine Möbel
saugen und solle keinen Lappen nehmen.
Gut, sage ich, kannste ja bei deinen
Möbeln machen, ich mache das nicht. Basta. Thema erledigt.
Er meint, aber
genau so wie von meinen Möbeln könne ich mit seinem Staubsauger den Staub in
meiner Wohnung saugen.
Ich sage, danke nein, kein Bedarf, ich habe einen
Hund, der haart, und das packt dein Staubsauger nicht.
Daraufhin erklärt er
mir, ich sei ja total bekloppt und dumm und verrückt, dass ich einen Hund halte,
den müsse ich sofort abschaffen und dafür seinen Staubsauger kaufen.
Ich sage
nein, und jetzt reichts mir, Ende, und mache meine Tür zu.
In der
nächsten Woche steht der wieder vor meiner Tür und meint, jetzt müsse ich aber
seinen Staubsauger kaufen, denn ich müsse doch inzwischen eingesehen haben, dass
ich meine Möbel nicht mit einem feuchten Tuch abwischen darf.
Ich sage, ich
glaube, du hast mich nicht verstanden, ich will ihn nicht. Raus.
Am
nächsten Tag kommt er wieder und fragt, ob ich denn immer noch so bekloppt sei,
einen Hund zu halten, denn nur weil ich so dumm sei, würde ich seinen
Staubsauger nicht kaufen.
Ich sage, der Hund bleibt, außerdem geht dich das
nichts an, hau ab und lass dich hier nie wieder sehen.
Am nächsten Tag
ist er wieder da. Ich sage, verschwinde und belästige mich nicht weiter, ich
will dich nie wieder vor meiner Tür sehen.
Am nächsten Tag steht er
wieder vor meiner Tür.
Ich könnte natürlich nun zur Polizei gehen - das
ist der Unterschied zwischen Internet und real life - und ihn wegen
Hausfriedensbruch anzeigen oder von meinem Anwalt eine Unterlassungserklärung
anfertigen und ihn unterzeichnen lassen, wonach er 5.000,00 Euronen zu zahlen
hat, wenn er nur ein einziges Mal noch an meiner Tür klingelt.
Da ich bei
so einem Kleinzeug aber Pragmatiker bin, sage ich "Herrchen, komm, schmeiß ihn
raus!".
Und Herr Hund würde das mit großem Vergnügen und eindrucksvollem
Knurren besorgen und ihn zum Abschied auch noch tüchtig in den Hintern kneifen
(auf die Art und Weise bin ich nämlich die Zeugen Jehovas endgültig los
geworden).
Du, Joy, bist genau so ein Staubsaugervertreter.
Und ich
bedaure außerordentlich, dass ich in Ermangelung einer fähigen Moderation keinen
virtuellen Hund habe, der Dich aus den Threads rausschmeißt, in denen
vernünftige Leute ernsthaft miteinander diskutieren wollen.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von laertes am 22. Aug.
2006, 22:52 Uhr
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he abrazo,
sag mir mal, was dein letzter erkünstelter schwall mit dem
thema zu tun hat?
wenn du gesetze allgemeinverbindlich aufstellen würdest, so
wärst du der erste, der sie nicht einhalten würde. typisch für moralisten.
der inkonsequenteste forumsteilnehmer hier, bist mir abstand du.
auch bzgl.
deiner eingen thesen und deren nichtvorhandener stimmigkeit wie joy im
wittgenstein/quanten-thread ganz sauber herausgearbeitet hat.
nochmal:
wenn du joy's texte nicht lesen willst, so lies sie nicht und hör auf mit diesem
er-hat-mich-gestört-geheule. wobei du nicht mal so ehrlich bist, sondern gleich
für andere meinst zu sprechen können (wir) und dir aus lauter philosophischer
impotenz die hand schon nach dem paragaphenhammer zuckt.
ich errichte dir
eines tages noch eine klagemauer. da kannst du hämmern oder heulen oder beides.
vermutung: du hast eine verklemmte freude an joy's texten, würdest das aber
aus eitelkeit niemals zugeben.
weiter vermutung:
du glaubst, die
freude sei etwas unphilosophisches, deshalb hast du angst vor ihr.
nun also trotz allem freundliche grüsse und dank für die doch zum teil
vorhandenen interessanten postings, die du gemacht hast.
laertes
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Eberhard am 23. Aug.
2006, 07:10 Uhr
--------------------------------------------------------------------------------
Hallo allerseits,
ich bin zu dem Schluss gekommen, dass PhilTalk unter
den jetzigen Bedingungen keinen Raum für ernsthafte Diskussionen bietet. Hier
kann man vielleicht mal mit Begriffen um sich schmeißen, aber klären kann man
die Begriffe nicht.
Und die "Alles- ist-Liebe"-Fraktion hat schon ihre
Stellungen neu bezogen, so dass keine Aussicht besteht, diese Quälgeister
loszuwerden. Auseinandergesetzt habe ich mich zur Genüge mit Ihnen. Und was Joy
betrifft, der gegenwärtig mal wieder Kreide gefressen hat, so habe ich seine Art
zu diskutieren genügend lange ertragen. (Wer die Maschen kennenlernen will, kann
es hier: www.ethik-werkstatt.de Dort auf der Seite "Diskussionregeln" unter
"Tipps und Tricks für Internetdiskussionen" nachzulesen.)
Joy hat jetzt
geschrieben: "Deine postulierte Forderung 'Man soll die Fragestellung eines
andern respektieren und dessen Diskussion nicht dadurch stören, dass man
Beiträge macht, die mit dem Thema der Diskussion absolut nichts zu tun haben'
findet - vielleicht überrascht Dich das sogar- ganz grundsätzlich auch meine
Zustimmung, und zwar uneingeschränkt! Der Punkt, den ich dabei vielmehr sehe,
ist, dass zunächst oftmals gar nicht wirklich selbst erkannt wird, dass der als
"Störbeitrag" empfundene Beitrag sehr wohl mit dem Thema der Diskussion zu tun
hat. Dieses Nichterkennen führt dann zu der Empfindung, da wolle einer nur
stören oder missionieren oder ärgern oder was auch immer. Was hier dann fehlt,
ist nur das entsprechend 'sensitive Feingefühl', dass der als zunächst nur als
'Störbeitrag' empfundene Beitrag sehr wohl passend zum Thema ist, nur vielleicht
themenbezogen an anderer, vielleicht gar grundsätzlich tieferer Stelle ansetzt."
Im Klartext: Da alles Liebe ist, bietet auch alles eine Möglichkeit um auf
die Lehre der "Alles-ist –Liebe"-Fraktion zu kommen. Wenn ich mich davon gestört
fühle, dass die Seiten meiner Diskussionsrunde vorwiegend aus Verlautbarungen
dieser Fraktion bestehen, dann ist das meinem mangelnden "sensitiven Feingefühl"
und an meiner mangelnden Fähigkeit, tief genug anzusetzen, zuzuschreiben. Schon
gut, ich habe verstanden.
Ich muss sagen, dafür sind mir meine Kräfte zu
schade. Ich habe hier eine Reihe interessanten Diskussionen gemacht, die alle
mehrere Tausend Mal angeklickt wurden (zu finden unter www.ethik-werkstatt.de
(Diskussionen bei Philtalk), aber unter den jetzigen Bedingungen hat das keinen
Sinn mehr. Schade.
Ich werde mich vielleicht noch mal hier und dort zu
Wort melden, aber ich werde diesen Leuten keine Plattform mehr für ihre
Selbstdarstellungen liefern.
Tschüs sagt allen Eberhard.
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Gnoseias am 23. Aug.
2006, 07:18 Uhr
--------------------------------------------------------------------------------
Hi Wolfgang,
on 08/22/06 um 15:07:50, Wolfgang_Horn wrote:Das ist vor
allem dadurch möglich, dass das, was diese Personen erreichen wollen, oft
trotzdem erhältlich ist.
Wenn in dieser Entscheidungssituation eine dritte
Möglichkeit ist, dann muß man die auch berücksichten, klar.
Ändert das
aber etwas an meiner Schlußfolgerung, falls es nur zwei Möglichkeiten gibt?
Deine Schlussfolgerung ginge ins Leere, wenn die Menschen, die anderen
Menschen etwas zu ihren eigenen Lasten gewähren, vernünftig wären.
Ebenso
sind die Menschen, die in Deinem Beispiel (vordergründig) vernünftig
die
einfachere Möglichkeit wählen, am Ende überhaupt nicht vernünftig, da dadurch
Deine Schlussfolgerung überhaupt erst ermöglicht wird.
Folglich ist es
die Menge an mangelnder Vernunft, die den Ausschlag gibt.
Gruß, Gnoseias
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 23. Aug. 2006,
07:30 Uhr
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on 08/22/06 um 22:52:34, laertes wrote:he abrazo,
nochmal: wenn
du joy's texte nicht lesen willst, so lies sie nicht und hör auf mit diesem
er-hat-mich-gestört-geheule. wobei du nicht mal so ehrlich bist, sondern gleich
für andere meinst zu sprechen können (wir) und dir aus lauter philosophischer
impotenz die hand schon nach dem paragaphenhammer zuckt.
Wer
sich mal Abrazos Beiträge durchschaut, wird wiederholt ihre Aussage finden, dass
sie über meine Texte ohnehin nur noch drüber scrollt und sie gar nicht liest, da
dies für sie nur "Zeitverschwendung" wäre. Umso unverständlicher ist aber, dass
sie sich dann dennoch fortlaufend über deren Inhalt mokiert -wenn sie die
Beiträge doch gar nicht liest- und ihre doch so wertvolle Zeit auch noch damit
"verschwendet", auf meine Beiträge immer wieder zu reagieren...
Da liegt
Deine Annahme bzw. Vermutung, laertes, wohl gar nicht soweit daneben:
on 08/22/06 um 22:52:34, laertes wrote:vermutung: du hast eine verklemmte
freude an joy's texten, würdest das aber aus eitelkeit niemals zugeben.
weiter vermutung:
du glaubst, die freude sei etwas unphilosophisches, deshalb
hast du angst vor ihr.
on 08/22/06 um 21:59:18, Abrazo
wrote:Du, Joy, bist genau so ein Staubsaugervertreter.
Und ich bedaure
außerordentlich, dass ich in Ermangelung einer fähigen Moderation keinen
virtuellen Hund habe, der Dich aus den Threads rausschmeißt, in denen
vernünftige Leute ernsthaft miteinander diskutieren wollen.
Sorry, Abrazo, ich hätte Dir gar nichts anderes anzubieten, außer dem NICHTS,
welches zugleich ALLES ist. :-)
Scrolle doch meine Beiträge einfach, dann
brauchst Du Dich über diese auch nicht mehr so gekünstelt echauffieren...
Joy
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Titel: Re: Warum soll man moralisch sein?
Beitrag von Joy am 23. Aug. 2006,
08:54 Uhr
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on 08/23/06 um 07:10:51, Eberhard wrote:Im Klartext: Da alles Liebe ist,
bietet auch alles eine Möglichkeit um auf die Lehre der "Alles-ist
–Liebe"-Fraktion zu kommen. Wenn ich mich davon gestört fühle, dass die Seiten
meiner Diskussionsrunde vorwiegend aus Verlautbarungen dieser Fraktion bestehen,
dann ist das meinem mangelnden "sensitiven Feingefühl" und an meiner mangelnden
Fähigkeit, tief genug anzusetzen, zuzuschreiben. Schon gut, ich habe verstanden.
Ich kann hier im Forum keine "Alles-ist-Liebe-Fraktion"
ausmachen. Das ist doch nur Deine eigene subjektive Kreation. Das ist hier,
Eberhard, ein Philosophie-Forum (Philosophie, der Begriff selbst setzt sich
zusammen aus LIEBE + Weisheit), was hast Du da bitte gegen LIEBE auszusetzen
bzw. einzuwenden und dies gar noch als störend zu bezeichnen? Das ist doch
nichts anderes als intellektuelle Arroganz!
Philosophie strebt nach der
Erkenntnis der Wirklichkeit bzw. den wirkenden Grundprinzipien.
Endlos-Diskussionen, in denen darüber diskutiert wird, ob der Mensch nun einen
freien Willen hat, sich frei zu entscheiden, ob er am Morgen Tee oder Kaffee
trinkt, haben nichts mit philosophieren zu tun.
Schau mal, was z.B.
Albert Einstein über über angestrebte Erkenntnis bzw. angestrebtes Wissen sagt:
"Ich möchte wissen, wie Gott diese Welt erschaffen hat. Ich bin nicht an dem
einen oder anderen Phänomen interessiert, an dem Spektrum des einen oder anderen
Elementes. Ich möchte Seine Gedanken kennen, alles übrige sind nur
Einzelheiten."
Du diskutierst vermutlich gern über diese "Einzelheiten"
an der Oberfläche der Phänomene. Ich richte meinen Fokus tiefer darauf, was sind
die Wurzeln aller Phänomene überhaupt? Wird dies nämlich selbst erkannt,
erledigen sich die Fragen nach den 100.000 Einzelheiten von ganz allein...
on 08/23/06 um 07:10:51, Eberhard wrote:Ich muss sagen, dafür sind mir
meine Kräfte zu schade. Ich habe hier eine Reihe interessanten Diskussionen
gemacht, die alle mehrere Tausend Mal angeklickt wurden (zu finden unter
www.ethik-werkstatt.de (Diskussionen bei Philtalk), aber unter den jetzigen
Bedingungen hat das keinen Sinn mehr. Schade.
Geht es Dir etwa
um die "Klick-Quote" einzelner Threads? Die Threads "Ist alles nur Bewusstsein"
I-IV wurden z.B. von Dir eröffnet, allerdings bereits unter konkreter Bezugnahme
auf Aussagen von WuWei und mir. Schau mal nach, welche Forum-Mitglieder da am
meisten geschrieben und folglich auch angeklickt haben...
Die Gründe
Deines hier angekündigten Dich selbstbemitleidenden Rückzuges, was sind sie
bitte anderes als Heuchelei bzw. Unehrlichkeit und der rechthaberische Anspruch
darauf, dass nur Du selbst bestimmst, was und wie hier diskutiert werden darf
oder soll und wie nicht und welche Argumente und Argumentationen akzeptabel oder
unakzeptabel sind? Das passt sogar noch sehr gut zum Threadthema, denn Deine
Forderung und Behauptung gründet in nichts anderem als sogenannten "moralischen
Regeln", nämlich was gut und richtig, böse und falsch ist. Und was dieses ist,
beanspruchst Du selbstgerecht auch für alle anderen hier Schreibenden zu
definieren, allerdings nur nach Deinem eigenen geistigen Moral-Horizont.
Jeder "rechthaberischer Moralist" neigt dazu, seine "persönlichen Wahrheits- und
Moralvorstellungen" als apodiktische Notwendigkeiten für "seine Menschheit" zu
betrachten und versucht daher, seine "nur geträumten" Mitmenschen zu
missionieren und Ihnen "seine persönliche Wahrheit" aufzwingen. Wenn nun keiner
auf seine Ratschläge hören will, leidet der Egoist und fühlt sich
missverstanden. Jeder "egoistische Rechthaber" leidet somit an seinen eigenen
"kurzsichtigen Urteilen", die er sich von seinem Dogma aufzwingen lässt, selbst
am meisten.
Im Grunde vergibst Du Dir mit Deinem Rückzug nur selbst die
Chance, über Deinen bisherigen geistigen Erkenntnishorizont hinauszuwachsen.
Aber wer ohnehin seinen geistigen Horizont selbst bereits für den größtmöglichen
hält, wird solches natürlich noch nicht einmal dem Ansatz nach selbst bemerken.
Es liegt in der Natur eines öffentlichen Forums, dass die Schreibenden auf
verschiedenen "Levels" schreiben, denn es gibt ja hier keinen numerus clausus,
der eine für alle verbindliche Voraussetzung als Zugangsmöglichkeit darstellen
würde. Hier schreiben quasi "Einsteiger" ebenso wie "alte Hasen" und daher steht
es niemanden der Schreiber hier zu, irgendwelche Forderungen zu stellen, außer
der, sich an die "Forenregeln" zu halten, die jeder einsehen kann und bei der
Registrierung schliesslich auch jeder akzeptiert hat.
Joy
Noch eine kleine Anmerkung:
"Du solltest nun versuchen, alle Dir
noch widersprechenden Dimensionen, mit denen Dir bekannten, zu einer Einheit zu
verbinden. Du hast die Fähigkeit zu denken und zu fühlen, ohne dabei die von Dir
empfundene „lineare Zeit“ zu zerstückeln. „Normalerweise“ folgst Du nur Deiner
„beschränkten Logik“. Du bist nur dazu bereit, die von ihr wahrgenommenen
fragmentierten Teile zu verbinden. Solange Du Dich nicht vom Diktat Deiner
Rationalität befreist, wird die von Dir wahrgenommene Welt immer ein
„kriegerisches Stückwerk“ bleiben. Begründet auf Polarität, dem Prinzip der
Zweiheit, entsteht der Weg - die „Be-weg-ung“ durch Dein Dasein. Es gibt darin
einen Punkt des Anfangs und einen Punkt des Endes. Die „all-einige Einswerdung“
dieser Punkte ist Dein wahres Ziel. Die Freude des Heimkommens zur Einheit setzt
aber einen Ausgangspunkt, den „Herabwurf“, wie ihn die Orthodoxie bezeichnet,
voraus. Damit beginnt auch das „Messen“ in Deiner Welt. Es gibt dabei zweierlei
Arten zu messen. Zum ersten ein „Be-ur-teilen“ in „moralischer“ (lat. morior =
„sterben“[der]) „Hinsicht“, die Deine geistige Entwicklung nur „verzögert“ (lat.
moror ). Moralisten besitzen ein „mürrisches Wesen“ (lat. morositas) und bringen
nur Unruhe in sich und damit auch in die Welt. Dogmatisch moralische Menschen
„ver-ur-teilen“ sich so mit ihrer Rechthaberei selbst zum „Sterben“ (lat.
morior). Jeder „rechthaberische Glaube“ entspricht einem Dasein in einer
„geistigen Konserve“, und in einer solchen herrscht nun einmal, wie Du nun
begriffen haben solltest, die „Sterblichkeit“ (lat. mortalitas). Laß ab jetzt
diese „Moralaposteln“ ihre Toten selbst begraben und befreie Dich „von Deiner“
alten Moral, denn sie zieht Dich nur weiter in den „Morast“."
Bei Bedarf gern
hier (http://www.holofeeling.com/OHRENBARUNG/Buch2.doc) nachzulesen (S. 341) und
um ggf. auch den Kontext etwas zu erweitern, in dem diese Aussage geschrieben
steht.
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