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Die Maximin-Regel
Die Maximin-Regel ist eine Entscheidungsregel, um für den
schlechtesten aller möglichen Fälle noch das beste aller möglichen Ergebnisse
zu erzielen. (Das MAXImum der MINima - das 'maximum minimorum'
wird gewählt.)
Man kann sich die Struktur des Maximin-Prinzips folgendermaßen veranschaulichen.
Angenommen man hat 3 Zahlenmengen:
Zahlenmenge 1: (5, 29, 44, 200)
Zahlenmenge 2: (11, 17, 34, 39)
Zahlenmenge 3: (4, 310, 1105, 3451)
Wenn man der Maximin-Regel folgt ("Wähle diejenige Zahlenmenge, bei der die
kleinste Zahl größer ist als die kleinste Zahl irgendeiner anderen
Zahlenmenge"), so wird die Zahlenmenge 3 gewählt, denn bei ihr ist die kleinste
Zahl die "11" und die "11" ist größer als die jeweils kleinste Zahl der beiden
andern Zahlenmengen (die "5" und die "4" ).
Bei dem folgenden Beispiel wird die Maximin-Regel auf Entscheidungen unter
Risiko angewendet.
A sagt zu B:
Du darfst bis zu zehnmal würfeln.
Wenn Du dreimal die "6" würfelst, bekommst Du 10 €.
Wenn Du zweimal die "6" würfelst, bekommst Du gar nichts.
Wenn Du einmal die "6" würfelst, bekommst Du 1 €.
Wenn Du gar keine "6" würfelst, bekommst Du ebenfalls gar nichts.
Bei Anwendung der Maximin-Regel würde B würfeln, bis er eine "6" gewürfelt hat,
dann aber aufhören.
Solange er noch keine "6" gewürfelt hat, kann sich das Resultat (0 €) auch im
schlimmsten Fall (wenn er überhaupt keine "6" würfelt) nicht verschlechtern aber es kann
sich verbessern (wenn er eine "6" würfelt).
Dann bekommt B statt 0 € wenigstens 1 €.
Hat er jedoch eine "6" gewürfelt, dann hört B auf zu würfeln, denn es könnte passieren,
dass er zwar noch die zweite "6" würfelt, aber nicht mehr die dritte. Bei
Eintreten dieses schlimmsten Falls würde er aber gar nichts bekommen, während er
so wenigstens 1 € erhält.
Wie man sieht, bedeutet die Maximin-Regel die Vermeidung jeglichen
Risikos. In diesem Sinne wird die Regel in der Spieltheorie eingesetzt. Dort wendet
man die Maximin-Regel u. a. dort an, wo sich zwei Parteien mit entgegengesetzten Interessen gegenüber stehen: Das, was der eine gewinnt, verliert der
andere und umgekehrt (2-Personen-Nullsummen-Spiele.)
Man kann die Maximin-Regel auch auf kollektive Entscheidungen anwenden. Dann
lautet sie: "Kollektiv gewählt ist diejenige Alternative, bei der das am schlechtesten
gestellte Individuum immer noch besser gestellt ist als irgendeines derjenigen
Individuen, die bei Eintreten der anderen Alternativen jeweils am schlechtesten
gestellt sind."
Die Maximin-Regel verarbeitet also nur einen Teil der vorhandenen Informationen
über die Werte der Individuen. Das sind die Informationen über die jeweils am
schlechtesten Gestellten. Die Nutzengrößen der übrigen Individuen haben auf das
Ergebnis keinen Einfluss.
Angenommen eine Gruppe, bestehend aus den Individuen A, B und C steht vor der
Entscheidung zwischen den Alternativen x, y und z, wobei die Zahlen
in der folgenden Tabelle die Einheiten eines Gutes bezeichnen – z. B. Urlaubstage,
die die Individuen bei Wahl der einzelnen Alternativen bekommen würden. Jedes Individuum hat
dabei lieber mehr als weniger von dem Gut:
A |
B |
C |
|
x |
3 |
3 |
3 |
y |
2 |
8 |
10 |
z |
4 |
5 |
6 |
Präferenzordnungen mit Stückzahlen eines Gutes
Bei Anwendung der Maximin-Regel auf die Werte in der Tabelle wird die Alternative z
gewählt, denn in diesem
Fall ist das am schlechtesten gestellte Individuum A mit 4 Urlaubstagen immer
noch besser gestellt als die jeweils am schlechtesten Gestellten im Falle der
beiden andern Alternativen (bei x sind es für A, B und C 3 Urlaubstage und bei y sind es
für A 2 Urlaubstage).
Die Maximin-Regel setzt einen interpersonalen Vergleich zwischen den
Veränderungen des Wohlfahrtsniveaus der jeweils am schlechtesten gestellten
Individuen voraus. In unserm Fall wird angenommen, dass
die Urlaubstage für alle Individuen den gleichen Wert besitzen.
Die Anwendung der Maximin-Regel erfordert die Bestimmung der jeweils am
schlechtesten Gestellten. Dazu benötigt man nur Bewertungen in Form von Rangordnungen,
also ein ordinales Messniveau der individuellen Nutzen.
Bündelungsabhängigkeit der Maximin-Regel
Ein Problem der Maximin-Regel ist ihre Abhängigkeit von der Art der Bündelung
der Entscheidungen. Dies Problem teilt die Maximin-Regel mit anderen
Entscheidungsregeln, die nur mit Präferenzen - also ordinal gemessenen Nutzen - arbeiten, wie z. B. das
Mehrheitsprinzip.
Ein Beispiel soll das Problem verdeutlichen.
Angenommen die 3 Individuen A, B
und C haben die 3 Entscheidungen zwischen den
Alternativen s und t, v und w sowie x und y zu treffen. Den Alternativen
entsprechen bestimmte Stückzahlen eines beliebigen Gutes, die die
Individuen bei Auswahl der jeweiligen Alternative hinzubekommen. Dabei wird angenommen, dass jedes Individuum den Besitz einer
größeren Menge dieses Gutes einer kleineren Menge vorzieht.
3 Individuen treffen 3
gemeinsame Entscheidungen zwischen jeweils 2 Alternativen
Entscheidung 1
|
A |
B |
C |
s |
1 |
2 |
2 |
t |
0 |
5 |
5 |
Präferenzordnungen mit Stückzahlen eines Gutes
Entscheidung 2
A |
B |
C |
|
v |
2 |
1 |
2 |
w |
5 |
0 |
5 |
Präferenzordnungen mit Stückzahlen eines Gutes
Entscheidung 3
A |
B |
C |
|
x |
2 |
2 |
1 |
y |
5 |
5 |
0 |
Präferenzordnungen mit Stückzahlen eines Gutes
Wie aus den Tabellen ersichtlich
ist, würden bei isolierten Entscheidungen nach der Maximin-Regel die
Alternativen s, v und x gewählt.
Die folgende Tabelle zeigt jedoch, dass das Alternativenbündel t+w+y dem
Alternativenbündel s+v+x pareto-überlegen ist, d. h., dass für alle
Individuen t+w+y besser ist als s+v+x.
3 Individuen treffen 1 Entscheidung zwischen 2 Alternativenbündeln
|
A |
B |
C |
s+v+x |
5 |
5 |
5 |
t+w+y |
10 |
10 |
10 |
Präferenzordnungen mit Stückzahlen eines Gutes
Derart suboptimale Ergebnisse stellen sich bei Anwendung der Maximin-Regel auf
Serien voneinander unabhängiger Entscheidungen dann ein, wenn sich die
Individuen bei den für sie weniger wichtigen Einzelentscheidungen in der
ausschlaggebenden Maximin-Position befinden, nicht jedoch bei den für sie wichtigen
Entscheidungen.
Bei einer Entscheidung
zwischen den beiden Alternativenbündeln s+v+x und t+w+y nach der
Maximin-Regel würde das Bündel t+v+w gewählt und nicht wie bei den
Einzelentscheidungen s, v und x. Daraus ergeben sich in der Praxis Möglichkeiten
zur Beeinflussung des Ergebnisses durch eine geschickte Bündelung der einzelnen
Entscheidungen.
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Letzte Bearbeitung: 29.08.2008 / Eberhard Wesche
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