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Evolution in Stufen
oder:
Entstand der Mensch ohne Plan?
Angesichts der unvorstellbaren Komplexität des Menschen und seiner Erbanlagen
erscheint es auf den ersten Blick so gut wie unmöglich, dass der Mensch "zufällig" entstanden ist und keine
von einer überlegenen Intelligenz geplante Schöpfung darstellt.
Man darf dabei jedoch nicht vergessen, welche unvorstellbar große Zahl von
Reproduktionsvorgängen in den 3 bis 4 Milliarden Jahren stattgefunden hat, seit es
organisches Leben auf der Erde gibt.
Die Anzahl der bisherigen Reproduktionsvorgänge, bei denen es durch Mutation
oder geschlechtliche Kombination zur
Bildung neuer genetischer Codes kommen konnte, ist immens. Ein Beispiel soll
dies verdeutlichen.
10 Bakterien, die sich alle 3 Stunden durch Teilung
verdoppeln, vermehren sich innerhalb von 2 Tagen auf 655.360 Bakterien (wobei hier der
Einfachheit halber angenommen wird, dass alle Exemplare überleben).
1. Tag |
Bakterien |
2. Tag |
Bakterien |
|
0 Uhr |
10 |
0 Uhr |
2.560 |
|
3 Uhr |
20 |
3 Uhr |
5.120 |
|
6 Uhr |
40 |
6 Uhr |
10.240 |
|
9 Uhr |
80 |
9 Uhr |
20.480 |
|
12 Uhr |
160 |
12 Uhr |
40.960 |
|
15 Uhr |
320 |
15 Uhr |
81.920 |
|
18 Uhr |
640 |
18 Uhr |
163.840 |
|
21 Uhr |
1.280 |
21 Uhr |
327.680 |
|
24 Uhr |
2.560 |
24 Uhr |
655.360 |
Innerhalb von 2 Tagen sind bei einer
Ausgangsmenge von 10 Lebewesen also bereits mehr als eine halbe Millionen neue
Lebewesen entstanden.
Wenn man nun bedenkt, wie viele Lebewesen es auf der ganzen Erde zu einem bestimmten Zeitpunkt
gibt, und dass der Prozess der Fortpflanzung und Vermehrung seit ca. 3 Milliarden Jahren, also
seit mehr als 1 Billion Tagen stattfindet, dann wird es erklärlich, dass bei
dieser unvorstellbar großen Zahl von Reproduktionen immer wieder einmal
Lebewesen mit einer neuen, komplexeren Genkombinationen dabei sind, die sich als überlebens- und fortpflanzungsfähig erweisen.
Außerdem muss man bedenken, dass die
Herausbildung des Menschen ja nicht in einem Schritt direkt aus der anorganischen Materie erfolgt
ist, sondern in zahllosen Entwicklungsstufen von jeweils überlebensfähigen Arten über
Milliarden von Jahren hinweg.
Dadurch, dass die Genkombination nicht jedes mal wieder bei Null anfängt,
sondern dass sich die Evolution in Stufen vollzogen hat, war es nicht nötig,
dass sich die Moleküle der "Ursuppe" zufällig entsprechend dem unvorstellbar
komplexen menschlichen Genom anordnen. Das wäre in der Tat ein außerordentlich
unwahrscheinliches Ereignis.
Zwischen
- der stufenweisen Entwicklung vom Genom einer überlebensfähigen Mutation
zum Genom der nächsten überlebensfähigen Mutation bis hin zum menschlichen Genom und
- der
Schaffung des menschlichen Genom in
einem einzigen großen Schritt
besteht wahrscheinlichkeitstheoretisch ein gewaltiger Unterschied.
Diesen Unterschied kann man anhand eines Spiels mit 4
Würfeln demonstrieren.
Als
Ziel des Würfelspiels sei angenommen, dass alle 4 Würfel eine "6" zeigen.
Wenn man mit einem Wurf erreichen will, dass alle 4 Würfel
die "6" zeigen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür 1 zu 1296,
wie die folgende Berechnung zeigt.
[Berechnung:
Die Wahrscheinlichkeit, dass 1 Würfel
eine "6" zeigt beträgt 1/6. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle 4 Würfel
eine "6" zeigen, beträgt nach der Multiplikationsregel für die
Wahrscheinlichkeit des Eintreffens voneinander unabhängiger Ereignisse folglich
1/6 x 1/6 x 1/6 x 1/6 = 1/1296.]
Man müsste im Durchschnitt also 1296 mal würfeln, um eine Wurf zu erhalten, bei
dem alle 4 Würfel eine "6" zeigen.]
Betrachten wir nun das Spiel mit mehreren Stufen.
Wenn man jede einmal gewürfelte "6" liegen lassen darf, so
müsste man
im Durchschnitt nur 13 mal würfeln, damit alle 4 Würfel eine "6" zeigen.
Das ist
nur etwa 1/100 gegenüber der notwendigen
Zahl von Würfen beim
Verfahren in einem Schritt.
[Berechnung:
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Würfel nach dem Wurf eine "6"
zeigt, beträgt 1/6.
Bei mehreren Würfeln addieren sich die Wahrscheinlichkeiten. Bei 4 Würfeln
beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass einer der Würfel eine "6"
zeigt, demnach 1/6 + 1/6 + 1/6 + 1/6 = 4/6.
Wenn beim
1. Wurf noch keine "6" dabei ist, so
muss man einen 2. Wurf machen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass beim 1. oder beim
2. Wurf
einer der 4 Würfel eine "6"
zeigt, beträgt 2 x 4/6 = 8/6, ist also größer als 1.
Im Durchschnitt ist also mindestens eine "6" dabei, so dass
nach 2 Würfen
mindestens 1 Würfel liegen bleiben kann.
Beim
3. Wurf hat man noch 3 Würfel. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer der
drei Würfel eine "6" zeigt, beträgt 1/6 +
1/6 + 1/6 = 3/6. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim
3. oder
4. Wurf mit jeweils 3 Würfeln
einer der Würfel eine "6"
zeigt, beträgt 2
x 3/6 = 1.
Im Durchschnitt ist also eine "6" dabei, so dass
nach 4 Würfen bereits 2 Würfel liegen bleiben können.
Mit den verbleibenden 2
Würfeln muss man im Durchschnitt
weitere 3 mal würfeln, um eine "6" zu erzielen, denn für jeden Wurf mit 2 Würfeln ist die Wahrscheinlichkeit einer "6" gleich 2/6 und 3 x 2/6 = 1.
Im Durchschnitt ist also eine "6" dabei, so dass
nach insgesamt 7 Würfen 3 Würfel liegen bleiben können.
Um mit dem
letzten der 4 Würfel eine "6" zu erzielen, muss man
im Durchschnitt zusätzlich
noch 6 mal würfeln, denn die
Wahrscheinlichkeit, mit einem Würfel eine "6" zu erzielen, beträgt 1/6 und 6
x 1/6 = 1.
Zusammen benötigt man also durchschnittlich 13 Würfe, bis alle 4 Würfel eine "6" zeigen.]
Wenn man dasselbe mit 10 statt mit 4 Würfeln durchspielt, so klaffen die Zahlen
der im Durchschnitt notwendigen Würfe noch extremer auseinander: 10 Milliarden beim
einstufigen Verfahren gegenüber 20 Würfe beim mehrstufigen Verfahren.
[Berechnung:
Bei 10 Würfeln müsste man nach dem ungestuften Verfahren durchschnittlich 1010
= 10.000.000.000 Würfe ausführen, um mit allen Würfeln eine "6" zu
haben.
Beim gestuften Verfahren, bei dem Würfel, die eine "6"
zeigen, liegen bleiben, sind dazu nur
durchschnittlich 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 2 + 2 + 2 +3 + 6 = 20 Würfe erforderlich.
]
Das ungestufte Verfahren erfordert damit 500 Millionen mal so viele Würfe
(10.000.000.000 : 20 = 500.000.000).
Da es sich bei der Evolution des Menschen um eine stufenweise Entwicklung
handelt - von einer überlebensfähigen Tierart zur nächsten, mit jeweils immer
nur punktuellen Veränderungen der Erbinformationen - erscheint es angesichts der
billionenfachen "Versuche der Natur" als nicht ausgeschlossen, dass der Mensch sich
in einem Verfahren von Versuch und Irrtum entwickelt hat, und dass die Fiktion
eines übermenschlichen Schöpfers dazu nicht erforderlich ist.
***
Anhang:
Argumente für die
Evolutionstheorie
In voneinander isolierten Gebieten existieren unterschiedliche Arten von
Lebewesen.
So gibt es in Australien Beuteltiere wie das Känguruh oder den Koala-Bären, die
es nirgendwo sonst auf der Erde wildlebend gibt.
Australien ist ein Erdteil, der ganz von Meeren umgeben ist und der von anderen
Erdteilen durch Tausende von Kilometern Wasser entfernt ist. Deshalb gab es vor
der Ankunft der Europäer keine Wanderung von Lebewesen von und nach Australien.
Es entwickelte sich eine besondere australische Tier- und Pflanzenwelt. Dies
kann die Evolutionstheorie erklären. Die Beuteltiere konnten sich in Australien
entwickeln, weil es hier keine Konkurrenz von Säugetieren gab, bei denen die
Embryos bis zur Geburt in der Gebärmutter bleiben.
Die Erde hat zwei Kaltgebiete mit permanentem Eis, die Arktis am Nordpol und die
Antarktis am Südpol. Die beiden Gebiete sind viele Tausend Kilometer voneinander
entfernt. Außerdem liegen dazwischen Gebiete mit tropischem Klima, sodass es
keine Wanderung von Tieren zwischen Arktis und Antarktis gibt. Bemerkenswert
ist, dass es Pinguine nur in der Antarktis gibt jedoch nicht in der Arktis. Dort
wird der entsprechende Lebensraum von Alken-Vögeln bevölkert.
Offenbar ist die Evolution in beiden Gebieten unterschiedliche Wege gegangen.
Bei Veränderungen der Umweltbedingungen entwickeln sich neue Arten, die an
die veränderten Bedingungen besser angepasst sind.
Durch die verbreitete Anwendung von Penicillin gegen bakteriell verursachte
Entzündungen haben sich Bakterienstämme entwickelt, die gegen Penicillin
resistent sind und diese Eigenschaft an ihre Nachkommen weiter vererben.
Die Entwicklung des menschlichen Embryos (Ontogenese) wiederholt die
Entwicklung der Art (Phylogenese).
So besitzt der menschliche Embryo so wie die Embryos aller übrigen Wirbeltiere
in seiner Entwicklung zeitweise auch Kiemen.
Versteinerungen (Fossilien) mit Abdrücken von Lebewesen
Siehe auch
die folgenden thematisch verwandten Texte in der Ethik-Werkstatt:
Das Leben
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Letzte Bearbeitung 13.12.2005 / Eberhard Wesche
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